Liebe Freunde,
in diesem Unterforum unseres Cafés darf man ja sicherlich nicht nur Fragen zu unbekannten Stücken unterbreiten, sondern auch das ein oder andere Stück vorstellen, von dem man zwar nicht alles, aber immerhin doch einiges weiß.
Ich möchte als Ostwestfale an dieser Stelle aus heimatkundlichem Interesse deshalb eine Medaille aus Löwen vorstellen. Löwen? Afrika? Nix dergleichen! Das ist ein Nest von ca. 400 Einwohnern im ehemaligen Kreis Warburg, den es seit der Gebietsreform in den 70er Jahren nicht mehr gibt. Warburg gehört seitdem zum Kreis Höxter und Löwen zur Gemeinde Willebadessen. Ganz tief in Ostwestfalen. Westfälisch Sibirien also, wie der von mir hochgeschätzte WDR-Sportreporter Manni Breuckmann immer sagte.
Bevor ich weiter erzähle, hier ein Bild der Medaille:
Dateianhang:
Loewen_Femlinde.jpg [ 182.99 KiB | 8954-mal betrachtet ]
Sie ist aus 986er Silber, wiegt 10,88 Gramm und mißt 26,0 mm im Durchmesser.
Wir sehen auf dem Rv den Bundesadler und die Wappen der Bundesländer vor der Wiedervereinigung. Das Av ist viel interessanter. Links eine Linde und daneben zwei Kirchen. Die in der Mitte kann ich nicht bestimmen. Rechts sehen wir St. Kilian in Löwen
http://de.wikipedia.org/wiki/St._Kilian ... dessen%29#Die Linde auf der linken Bildseite hat ca. 900 Jahre ausgehalten und war das Wahrzeichen von Löwen. 1997 brach der Baum zusammen.
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6wen ... adessen%29 und Löwen ist seitdem ohne Wahrzeichen. Es gab auch einen Gasthof zur Femlinde, der sogar auf einer Postkarte verewigt ist:
http://www.akpool.de/ansichtskarten/242 ... richterhofWir sehen dort links oben die Losung der Feme: “Stock, Stein, Gras, Grein“. Den Begriff des “Femgerichts“, einer lokalen Gerichtsbarkeit, kennen wir ja. Etwas mehr darüber (Die heiligen Feme des Mittelalters) hier:
http://www.deutschland-im-mittelalter.de/feme.php Das Motto von der Postkarte ist dort auch erwähnt. Unter der betreffenden “Femlinde“ haben offenbar im Mittelalter Gerichtsverhandlungen stattgefunden. Was dabei herausgekommen ist, mag ich mir gar nicht vorstellen. Das Foto zum “Richterhof“ auf dem Postkartenbild paßt ja gut zum Thema. Was ist aber aus dem Gasthaus “Femlinde“ geworden? Ich war noch nie dort und kann auch nichts im web darüber finden. Aber eine Pressemitteilung der Kreispolizeibehörde Höxter vom Juni 2012 (mit Foto!) scheint zu belegen, daß dieses alte Haus immer noch als Wirtschaft existiert.
http://www.presseportal.de/polizeipress ... achschadenWer ist aber der Medailleur? Kann man das bei dieser lokalen Prägung überhaupt herausfinden? Man erkennt ein ganz kleines Zeichen über dem “N“ von “Femlinde“.
Meiner Meinung nach ist dies ein schönes Beispiel dörflichen Selbstbewusstseins, seine Alleinstellungs-Merkmale darzustellen. Auf silbernen oder sogar manchmal auch auf goldenen Medaillen.
Einen lieben Gruß sendet
MG
_________________
Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)
