Liebe Freunde afrikanischer Münzen, Token und Medaillen,
darf ich Euch heute mal eine Idee meinerseits unterbreiten, die mir vor einiger Zeit in mein löchriges Hirn geschlagen ist? Es geht um Medaillen aus Afrika. Sicherlich ist das nicht das non-plus-ultra der Numismatik, aber vielleicht doch ein interessantes Randgebiet. Und aus gut gemachten Medaillen läßt sich historisch auch viel ableiten. Mir jedenfalls macht die Beschäftigung mit Medaillen vom schwarzen Kontinent viel Vergnügen.
Darf ich Euch also bitten, die neue Rubrik “Afrika – Medaille des Monats“ nicht nur mit Gähnen, sondern auch mit etwas Interesse zur Kenntnis zu nehmen? Ich weiß, das Thema “Afrika“ ist nicht jedermanns Sache und Medaillen von dort schon gar nicht. Einige afrikanische Medaillen habe ich in den letzen Monaten hier im Café ja schon im afrikanischen Subforum vorgestellt, und es gab auch unerwartet Reaktionen auf die meisten Stücke!
Marcisharki hat hier im “Token-Marken-Notgeld & Medaillen …“ Subforum ja auch schon eine wunderbare monatliche Rubrik zu afrikanischen Token aufgemacht. Mit viel Resonanz. Absolut berechtigt! Ich möchte meine neue Reihe nicht als Konkurrenz zu seiner Token-Rubrik verstehen, sondern sozusagen nicht-geldwerte Stücke mit Bezug zu Afrika vorstellen. Es sollte somit kein Konflikt zwischen beiden monatlichen Reihen entstehen und es somit gestattet sein, einmal im Monat sowohl einen geldwerten Token, als auch eine schnöde Medaille zu präsentieren. Hier, im phantastischen Numismatik-Café, wo irgendwie ein kleiner Hort von zumindest peripher an Afrika interessierten Sammlern zu existieren scheint. Der sollte gepflegt werden! In mehreren früheren Leben, vor der Geburt unseres Cafés, habe ich in diversen Münzforen immer vergeblich um eine Anerkennung des afrikanischen Kontinents geworben. Hier ist es endlich wahrgeworden mit der Installation eines eigenen “Afrika“-Unterforums.
Trotzdem habe ich mich entschlossen, die neue Rubrik unter “Token-Marken-Notgeld & Medaillen …“ aufzumachen. Warum? Erstens sprechen die Ausgaben vermutlich nicht nur Afrika- sondern auch andere historisch interessierte an und (vor allem) zweitens, erhoffe ich mir durch die Präsentation von Experten auf dem Gebiet der Medaillen einige Hilfestellung, besonders zu Medailleuren. Da bin ich immer noch ziemlich unbeleckt.
Laßt uns nach dieser langen Einführung also mit der Vorstellung der Medaillen beginnen.
Wo sollen wir aber bei unserem Streifzug zu afrikanischen Medaillen anfangen? Am besten in der Mitte des Kontinents! Wir finden uns im Kongo wieder, im Jahr 1976. Vorgestellt wird nicht nur eine Medaille, sondern dero zwei; mit unterschiedlicher Größe aber ansonsten fast identisch. Beide sind aus Messing, Rand glatt ohne Prägung.
Dateianhang:
ZRE_Patrice Lumumba 1976_gorss_klein.jpg [ 570.76 KiB | 17872-mal betrachtet ]
Die physikalischen Daten:
Gross: 180,22 Gramm / 70,0 mm Durchmesser / Dicke über Rand 10,0 mm / max. Dicke (über Nase) 11,8 mm
Klein: 20,52 Gramm / 35,0 mm Durchmesser / Dicke über Rand 3,0 mm / max. Dicke (über Nase) 5,0 mm.
Beide Medaillen stellen den Namen des Graveurs etwas unterschiedlich dar. Auf beiden lese ich irgendwie X_ANDIDO. Das ist schon meine erste Frage in dieser Rubrik. Wer war das?
Soweit das trockene.
Wen sehen wir aber auf den Stücken? Wir blicken im Av ins Konterfei eines der größten Freiheitskämpfers des afrikanischen Kontienets. Auf dem Rv sehen wir einen unbekleideten Mann mit einem Dolch im Rücken, gefangen in unübewindlichen Spangen. Patrice Émery Lumumba (1925 – 1961) war für ein paar Monate, von Juni bis September 1960, erster Ministerpräsident des unabhängigen ehemals belgischen Kongos. Seine Konsequenz gegenüber dem belgischen König Baudouin I. hat die politische Unabhängigkeit der heutigen Demokratischen Republik Congo (DRC, zwischenzeitlich Zaire) erst möglich gemacht. Für die gemeine Bevölkerung ist die Situation allerdings – wie in vielen afrikanischen Staaten nach der Unabhängigkeit – nicht viel besser geworden. Aber immerhin gibt es keine Abhackungen von Gliedmaßen mehr, wie zu belgischer Zeit. Die königlich belgische Herrschaft war sicherlich neben Portugal die furchtbarste Kolonialmacht in Afrika.
Das politische Wirken von Lumumba ist kompliziert zu beschreiben. Er war erster Ministerpräsident des jungen Staates, Staatspräsident war aber der korrupte Joseph Kasavubu, der mit den USA kooperierte. Die hatten einen gehörigen Anteil daran, daß Patrice Lumumba am 5. September 1960 abgesetzt wurde. Beide Politiker setzten sich in den folgenden Tagen mehrfach gegenseitig ab, bevor Lumumba durch einen mit den USA abgesprochen Putsch am 14. September 1961 endgültig die politischen Segel streichen musste. Zunächst gelang ihm die Flucht aus dem Hausarrest. Am 17. Januar 1961 wurde er aber in der kongolesischen Provinz Katanga von katangischen Soldaten – angeblich mit Unterstützung der Geheimdienste der USA und Belgiens – unter Folter an Ort und Stelle ermordet.
Zum Schluß ein Zitat von Jean-Paul Sartre: “Seit Lumumba tot ist, hört er auf, eine Person zu sein. Er wird zu ganz Afrika“.
Sollen wir mit der Rubrik weitermachen?
Liebe Grüße
Euer MG
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)