Die Reise nach Westen geht weiter.
10. Die Rückreise
Indien
Die Abfertigung auf der Indischen Seite dauerte zweieinhalb Stunden. Wir fuhren dann ohne Pause die ganze Nacht hindurch direkt nach Delhi, unserer Zeitplanung hinterher. Die Fahrt war nicht ganz ungefährlich. Die Fußgänger liefen grundsätzlich auf der Mitte der Strasse. Tiergespanne und auch LKW´s fuhren ohne Licht. So, als würde Licht etwas kosten. Erst im letzten Moment blendeten sie auf, dann gleich mit sechs und mehr Scheinwerfern. Wir waren in diesen Momenten der Erblindung sehr nahe.
Wir hatten uns dieser Fahrweise angepasst, obgleich uns immer noch ein Schreck in die Glieder fuhr.
In Katmandu hatten wir aber als Antwort auf die „Lichtangriffe“ unsere Scheinwerfer „besser“ eingestellt und konnten adäquat antworten.
Die LKW´s wichen nicht aus, konnten sie auch nicht, die Straßen in der Mitte erhöht, die Seitenstreifen nicht befestigt und die Fahrzeuge zweifach überladen. Wir würden in jedem Fall den Kürzeren ziehen.
Wir brauchten 16 Stunden für 900 Kilometer, ein guter Schnitt. Alle drei bis vier Stunden wechselten wir uns ab. In Lucknow gingen wir essen und tranken Unmengen Mineralwasser, unser Trinkwasser reichte nicht mehr.
In Delhi wollten wir uns wieder neue Visa besorgen, für Afghanistan, Pakistan und Iran. Wir erfuhren, Visum für Iran ist nicht mehr erforderlich und für Afghanistan müssen wir es in Peschawar besorgen. Wir ließen Passbilder machen, echte Ganovenfotos, kein Wunder wenn da etwas schief gehen würde. Wir kamen um 8.15 Uhr in Delhi an und konnten um 15.00 Uhr weiterfahren. Wir hielten ca. 100 Km vor Amritzar und übernachteten direkt an der Straße.
Wir tankten mal wieder, Benzin war gerade zu bekommen und fuhren weiter. Was wir zunächst nicht bemerkten, der Tankverschluss wurde nicht wieder aufgeschraubt und ist mit samt dem Schlüssel verloren gegangen. Den Tankverschluss hatten wir ersetzen können, aber die Schlüssel, einschl. Zündschlüssel waren verloren.
Wir kamen durch Amritzar und unsere Gedanken waren beim Viehmarkt und dessen Nebenerscheinungen. Nicht alle Insekten hatten mitbekommen, dass der Viehmarkt vorbei war. Wir erreichten die indische Grenze und kamen relativ einfach nach Pakistan.
11. Die Rückreise
Pakistan
Der Pakistanische Zoll in Attari war gnädig und ließ uns schon nach zwei Stunden passieren, wir mussten allerdings erst eineinhalb Stunden „vorwarten“, weil die Grenze noch geschlossen war. Die Grenzer schnorrten wieder Musikkassetten und machten dabei wieder sehr lange Finger durch die offene Scheibe. Diese mal waren wir ja vorgewarnt und legten die leeren Hüllen, der bereits gestohlenen Kassetten in „Griffweite“. Nun hatten die Grenzer auch die zugehörigen Verpackungen bekommen. Es war so einfach, die Leute glücklich zu machen.
In Lahore hatten wir Visa für Afghanistan bestellt und nach drei Stunden bekommen, gegen eine kleine Gebühr natürlich. Dann reisten wir weiter, dem Khyberpass entgegen. Die Landschaft zeigte sich uns ähnlich, wie bei der Hinreise, die Mohnfelder standen noch in voller Blüte. Wir nahmen uns nicht mehr viel Zeit für Stopps oder große Pausen. Die Sorgen, nicht an der Grenze (Iran) weiter zu kommen, zwang uns zu einer straffen Vorgehensweise und Disziplin. Allerdings ließen uns, durch die langen Strecken, bzw. Fahrzeiten, unsere physischen Kräfte auch mal pausieren. Wir übernachteten noch in Peschawar, nachdem wir 13 Stunden durchgefahren waren.
Die Grenzüberschreitung verlief relativ problemlos.
12 Die Rückreise
Afghanistan
Wir sind an diesem Tag nach Kabul gefahren, darauf freute ich mich schon, weil die Stadt eine große Faszination auf mich ausübte. Ich habe bis heute nicht ergründen können, warum.
Auf dem Weg nach Kabul übersahen wir eine Straßensperre, die vom Militär errichtet worden war und durchbrachen sie fast. Die Soldaten gingen sofort in Stellung, wir konnten aber doch noch rechtzeitig stoppen und das Missgeschick aufklären. Es entstand ein kleines Palaver, dann konnten wir weiter. Das machte uns mal wieder bewusst, wo wir eigentlich sind und mit welchen Problemen wir jederzeit rechnen müssten.
In Kabul kauften wir die Dinge ein, die wir mit in die Heimat nehmen wollten. Dazu zählten besonders Tee und Gewürze. An den Gewürzen konnte ich mich nie satt sehen, der Duft und die Farben fesselten mich. Im Basar tauschten wir Geld, Dollar, Schecks und indische Rupie in afghanisches Geld. In einer Teestube frühstückten wir. Mein Freund tauschte noch etwas für einen kleinen Teppich ein, dann ging die Fahrt nach Herat los.
Auf der Strecke waren allenthalben Militärposten und Straßensperren. Immer wieder Durchsuchungen, Papiere kontrollieren und Backschiss, Backschiss, Backschiss. Auch waren die Soldaten regelrecht gierig auf Alkohol. Wir hatten keinen Schnaps dabei und machten es wie die Soldaten auf der Hinfahrt. Eine Flasche Wasser, besonders wertvoll als „Zauberwasser“ angepriesen, und wir konnten weiter. Entsprechend schnell verschwanden wir.
Auch reichte unser Geld nicht und wir wollten in Kandahar wechseln. Die Banken waren alle geschlossen. Wir fuhren weiter. Mitten in der Wüste haben wir dann an einer Tankstelle Geld wechseln können. Der „Halsabschneiderkurs“ betrug 1:32, regulär wären es 1:42 gewesen. Aber wir brauchten Sprit und tauschten 40 Dollar in Benzin.
Unsere Rückreise wurde 80 Kilometer vor Herat gestoppt. Herat ist geschlossen, keine Weiterfahrt möglich. Später erfuhren wir, es gab kriegerische Auseinandersetzungen. Am nächsten Tag konnten wir vormittags weiter fahren.
Vorher tranken wir in einer Kaverne oder Kneipe, wie man das auch immer betrachtete, einen schönen Tee.
Die Tees in Asien wurden mit Teeblättern, Milch, Zucker und Butter zubereitet. An sich schön, wenn nur nicht die Butter immer ranzig gewesen wäre, aber daran hatten wir uns gewöhnen müssen.
Wir wurden wieder angehalten, kurz vor Herat, Auto durchsucht, nichts gefunden, keinen „Schnaps“ geklaut und konnten weiter.
Herat hatten wir uns nicht genau angesehen, sahen nur vereinzelte Zerstörungen im Vorbeifahren. An der Grenze zu Iran war erst einmal wieder Pause. Iran hatte die Grenze geschlossen. Es war zwar erst 9,30 Uhr, aber die Grenze war zu. Der afghanische Grenzoffizier stempelte unsere Papiere auch nicht ab, bevor die Grenze auf der iranischen Seite wieder geöffnet würde.
Wir verbrachten also den Tag mit Nichtstun. Am nächsten Tag wurde die iranische Grenze wieder geöffnet, wir bekamen unsere Stempel von der afghanischen Seite und fuhren weiter zum iranischen Grenzposten.
Soweit der Abschnitt vorderer Orient.
Die Rückfahrt verlief trotz aller Umstände schneller.
Ginkgo