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BeitragVerfasst: 24. Mär 2016, 17:55 
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Hofrat
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Habe heute meine älteste österreichische Mittelaltermünze bekommen und mich deshalb etwas mit dieser Thematik der frühmittelalterlichen Salzburger Gepräge beschäftigt, die noch viel mehr Fragen als Antworten hat.

Bei dem gezeigten Stück handelt es sich um einen Denar nach "Regensburger Schlag" aus der Münzstätte SALZPVRCH (Salzburg).
Eine sogenannte Parallelmünzung von König Heinrich II (+ 13.07.1024) aus dem Geschlecht der Ottonen und Erzbischof Hartwig (+ 05.12.1023). Heinrich IV (als Herzog) und II (als König), war 1009 - 1017 Herzog von Bayern, von 1002 - 1024 König des Ostfrankenreiches und von 1014 -1024 römisch-deutscher Kaiser. Hartwig, Graf von Ortenburg, war vom 08.12.991 bis zu seinem Tod, Erzbischof von Salzburg.
Der Denar stammt laut CNA (Koch 1994) aus der 1. Periode, um 1010 - 1018 und wurde dort unter der Bezeichnung "A9" beschrieben. Bei Hahn findet sich das Exemplar unter "97".

AV: HEINRIC RIX, gekröntes Brustbild nach rechts
RV: HARTVVICVS EPS, Kreuz mit Beizeichen
Durchmesser: 20 mm, Gewicht: 1,36g

Bei diesem Stück ist der Bezug nach Salzburg eindeutig herstellbar, aber bei der Mehrzahl dieser Denare dürfte es sich um Regenburger Typen handeln. Es gibt hier unzählige Umschriftvarianten, oftmals auch mit Trugschrift. Es wäre interessant wenn man dieses Thema als neuen Leitfaden (gefällt mir besser, als "Thread") auffassen würde und alle "Café-Besucher sind herzlich eingeladen, sich mit Bildern und Wortmeldungen zu beteiligen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich daraus eine kleine Diskussion entwickeln würde!

hexaeder


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Zuletzt geändert von hexaeder am 4. Nov 2016, 06:17, insgesamt 4-mal geändert.
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BeitragVerfasst: 24. Mär 2016, 19:48 
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Herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderbar - noch ganz im Stil der Karolingischen Denare - ausgeprägten Exemplar. Es ist sicherlich ein Höhepunkt in Deiner Sammlung und ein schöner Beleg dafür, wie das Kulturgut "Münze" im frühen Mittelalter von Westen nach Österreich gekommen ist.

Amadeus


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BeitragVerfasst: 24. Mär 2016, 20:22 
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Professor

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Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch zu dem schönen Stück. Kann es sein, dass das aus einer nicht allzu lange vergangenen Auktion stammt ;-)
Die Denare nach Regensburger Schlag sind einfach schön und gefallen mir auch sehr gut, wobei Salzburg leider fast immer einen sehr "wilden" Stil gepflegt hat. Allerdings hätte ich eine kleine Korrektur. Von Frühmittelalter kann man bei den Stücken wirklich nicht mehr sprechen. Das ist ganz klassisches Hochmittelalter und die Zeit des "Fernhandelsdenars". Der Begriff ist zwar nicht glücklich, aber was soll man machen, zumindest wird er verstanden.

Beste Grüße
Andechser


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BeitragVerfasst: 25. Mär 2016, 05:10 
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Hofrat
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Amadeus, herzlichen Dank!

Ja, vor allem im Revers auf der HARTVVICVS-Seite kann man eine Anlehnung an den Stil der Karolinger durchaus nicht abstreiten. Mit einer publizierten Datierung kurz nach Beginn des 2. Jahrtausend, ist das Stück nun meine älteste Mittelaltermünze. In diesem Sinne gehört der Denar natürlich auch zu den Höhepunkten meiner Sammlung!

Wie du richtig beschrieben hast sind Münzen ein "Kulturgut" und deshalb stimmt es mich auch sehr nachdenklich, wenn in der EU über die Abschaffung des Geldes diskutiert wird! In der angestrebten Endphase soll dann ein Chip in die Hand implantiert werden, mit dem man nicht nur alles bezahlen kann, sondern der auch noch einige "wichtige Nebenfunktionen" aufweisen könnte!

hexaeder

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BeitragVerfasst: 25. Mär 2016, 05:58 
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Hofrat
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Lieber Andechser,

das hast du vollkommen richtig beobachtet! :whow: Leider ist einem befreundeten gemeinsamen Bekannten das zweite Stück mit eindeutigem Salzburg-Bezug(A10b - hierbei könnte es sogar sein, dass es sich dabei um das im CNA abgebildete Stück gehandelt hat?) durch die Finger gerutscht. Bei den weiteren Stücken waren wir uns nicht vollkommen sicher, ob es sich um Salzburger oder doch Bayern handelt, obwohl die Denare in der Legende als "Salzburger Pfennige" beschrieben worden sind. ;)

Auch Bernhard Koch schreibt in seiner Einleitung zu den Salzburger Denaren des 10. und 11. Jhdt., die ich hier (absichtlich in der damaligen Rechtschreibung)zitieren möchte:
:book: "Wenn auch ein gewisser Eigenbedarf für diese Denare bestand, liegt ihre Bedeutung aber im Nordosthandel. Dies ist auch der Grund, daß der Großteil dieser Münzen im Raum östlich der Elbe, in Polen, im Baltikum, in Rußland und in Skandinavien gefunden wird".

Gibt es in der Numismatik eine andere Abgrenzung vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter? Auch ich war mir nicht ganz sicher, denn soweit ich mich erinnere habe ich damals in der Schule gelernt (ist aber schon beinahe vier Jahrzehnte her ;) ), dass das Hoch-MA zwischen 1000 und 1250 liegt. Als ich den Text zur Münzbeschreibung verfasste, habe ich zur Sicherheit nochmals im "Google" nachgesehen und dabei diese Beschreibung auf Wikipedia gefunden:
"Frühmittelalter oder frühes Mittelalter ist eine moderne Bezeichnung für den ersten der drei großen Abschnitte des Mittelalters, bezogen auf Europa und den Mittelmeerraum für die Zeit von ca. 500 bis 1050." und des weiteren: "Als Hochmittelalter wird in der Mediävistik die von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts dauernde Epoche im Mittelalter bezeichnet (ca. 1050 bis 1250).
Da Koch den Denar mit "1. Periode, um 1010 bis 1018" beschrieben hat, habe ich mich deshalb auf das ausklingende Frühmittelalter bezogen.
Die letzten Gepräge in diesem Stil unter Heinrich III (A24) und IV. (A26), sowie Erzbischof Balduin (A25 und A27) und Erzbischof Gebhard (A29) müsste man aber demnach bereits dem "frühen Hochmittelalter" zurechnen.

hexaeder

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BeitragVerfasst: 25. Mär 2016, 10:15 
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Doktor
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Ein wirklich schönes Stück! Glückwunsch.
Und das mit dem "Leitfaden" finde ich genial!!! Wir sollten Deutsch sprechen!

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BeitragVerfasst: 25. Mär 2016, 22:27 
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Professor

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Lieber hexaeder,
ich kann dir für die Zuordnung, ob es sich um einen Salzburger oder einen Denar aus einer anderen Prägestätte handelt, nur die entsprechenden Aufsätze von Hahn in der MoneyTrend empfehlen. Dort hat er einen Stempelcorpus vorgelegt, der die Zuweisung deutlich vereinfacht. Ich hoffe ja, dass die Aufsätze auch bald als Buch erscheinen werden, denn dann haben wir endlich wieder ein aktuelles Standardwerk für die bayerischen Denare. Der sehr empfehlenswerte Band Moneta Radasponensis ist eben doch schon etwas in die Jahre gekommen.
Also für mich beginnt eigentlich das Hochmittelalter schon bei den Ottonen. Viele Historiker lassen es ja sogar schon mit dem Tod König Heinrichs IV. enden, wobei ich eher zum Tod Friedrichs II. als Ende des Hochmittelalters tendiere. Allerdings sind alle diese Einteilungen nur Schall und Rauch, da sie nur als Hilfskonstruktionen zur besseren Orientierung dienen und sich nicht zwingend aus Ereignissen in der Geschichte ergeben.

Beste Grüße
Andechser


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BeitragVerfasst: 30. Mär 2016, 06:03 
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Hofrat
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Lieber Andechser,

habe mich aufgrund deiner Hinweise nun etwas schlau gemacht und gesehen, dass Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hahn in der Money Trend Ausgabe 12/2015, die "Grundzüge der Altbaierischen Münz- und Geldgeschichte" – Teil 27: Die Salzburger Münzprägung für Herzog Heinrich V. (1018-1026) mit (Erz-)Bischof Hartwig (†1023) und Herzog Adalbero von Kärnten, publiziert hat.

Leider habe ich die Zeitschrift nicht abonniert. :roll: Kannst du mir bitte sagen, in welcher Ausgabe die früheren Denare von 1009-1018 behandelt wurden? Werde mir den Band Moneta Radasponensis von Hahn, obwohl mit Erscheinungsdatum 1976 tatsächlich schon etwas in die Jahre gekommen, trotzdem zulegen, da es sich hier nicht unbedingt um eine große Investition handelt. Zweifelsohne wäre ein aktuelles Standardwerk für die bayrischen Denare mehr als wünschenswert - wenn es nicht soviel Arbeit wäre!

Herzliche Grüße,
hexaeder

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BeitragVerfasst: 30. Mär 2016, 06:22 
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Lieber franztimm,

bin da ganz bei dir, denn ich bin auch absolut kein "Fan" :o , "sorry" (da war schon wieder eines), wollte natürlich "Liebhaber" sagen, vom leider hierzulande bereits sehr stark eingebürgerten Anglizismus!
Unwörter, wie "Sale" statt "Abverkauf", "Brainstorming" statt "Ideenfindung" oder ein liebevolles "Outsourcing" als Vorstufe zu Kündigung, wurden uns von Managern und Werbefachleuten auf´s Auge gedrückt. Ein falsch verstandenes "ich will auch modern, gebildet sein und dazugehören -Gefühl", lässt die große Masse hier mit schwimmen.

Vielleicht auch ein Grund warum ich mich für historische Dinge, wie z.B. Mittelaltermünzen interessiere? Nicht alle was neu und modern ist, sollte man auch als Fortschritt bezeichnen. Ein falsch verstandenes Streben nach Mode und Fortschritt, dient heutzutage oftmals nur der Bereicherung der Großkonzerne. Oftmals wäre es heutzutage besser, die Dinge einfach so zu belassen, wie sie sind.

Ein gesellschaftskritischer Gruß aus Österreich,
hexaeder

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BeitragVerfasst: 30. Mär 2016, 08:21 
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Hallo hexaeder,
die frühere Prägung Salzburgs ist auf mehrere Aufsätze verteilt. Ich such sie dir aber gerne mal zusammen und du bekommst dann eine PN von mir.

Beste Grüße
Andechser


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