Hallo zusammen,
ich hatte gestern einen Emailverkehr mit einem Händler, in welchem es um das Thema "Glätten" ging. Auch in Anbetracht dessen, dass es bzgl. des Wortes "Glätten" unterschiedliche Vorstellungen gibt, und "Glätten" meines Erachtens - insbesondere auch in Foren - völlig zu Unrecht diskreditiert wird, habe ich mich entschlossen einen Thread zu diesem Thema zu starten. In diesen will ich aufzeigen, dass "Glätten" einer Patina an und für sich nichts Schlimmes ist, vor allem dann wenn es denn fachgerecht durchgeführt wurde, und das Ergebnis durchaus überzeugen kann.
Um Missverständnisse zu vermeiden muss man erklären, was man unter "Glätten" in der Restauratorensprache versteht, denn das Wort wird meines Erachtens nur zu häufig missbraucht. Hierzu ist es zunächst einmal wichtig zu verstehen, wie der Schichtenaufbau einer Patina abläuft.
Im ersten Stadium einer Patinabildung bildet sich stets eine braunschwarze Cupritschicht aus, welche die Epidermis der Bronze einhüllt. Sie ist jedoch so hauchdünn, dass man davon ausgeht, dass die "Cupritschicht" gleichzusetzen ist mit der "Epidermis" der Bronze.
Im zweiten Stadium wächst über dieser "Cupritschicht" - vom Metallkern also weg - eine weitere Patinaschicht bestehend aus Metallsalzen. Diese "Metallsalzschicht" kann die "Epidermis" der Bronze über - oder sogar verdecken, denn sie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, und im Falle dessen, dass sie zu dick ist oder gar in krankhafterweise auswuchert, kann sie auch Details verdecken. ("Krankhafte Patina" ist übrigens durchaus Duktus in der Restauratorensprache.)
Im dritten Stadium, zu welchem es allerdings bei weitem nicht bei jeder Bronze kommt, wird die "Metallsalzschicht" zum Metallkern hin - und durch die "Cupritschicht" bzw. die "Epidermis" hindurchwachsen. Schließlich wird sie in das Metall eindringen, die Curitschicht wird mehr und mehr verschwinden, und die Bronze wird mehr und mehr durchmineralisiert werden.
Solange nun sich das Patinawachstum noch nicht im dritten Stadium befindet - und damit komme ich zur Klärung des Begriffs "Glättens" -, ist es nun völlig legitim die "Metallsalzschicht" vorsichtig auf mechanische Weise so bis zur "Cupritschicht" hinunter zu "wegzuglätten", um die "Epidermis" der Bronze freizulegen. Solange man dabei letztere nicht verletzt und nicht bis zum Metall vorstößt bzw. gar ins Metall reinschneidet, kann von Verfälschung der Bronze durch diesen Glättungsvorgang überhaupt keine Rede sein.
Natürlich muss ausdrücklich hinzugefügt werden, dass man aus ästhetischen Gründen bei so einer "Glättung" mit äußerster Vorsicht vorgehen muss, bzw.
im Zweifelsfall ganz von einer "Glättung" absehen sollte. Es kann durchaus vorkommen, dass die Bronze zwar zum Großteil noch nicht durchmineralisiert ist, aber an manchen Stellen dann eben doch. Wenn man nun an diesen zu tief "hinunter glättet", so wird man maximal auf eine unschöne, raue Stelle stoßen und die beabsichtigte Wirkung der Glättung total verfehlen.
Trotz der Mahnung zur Vorsicht sei aber abschließend darauf hingewiesen, dass Bronzen, die auf die beschriebene Art und Weise bis zur "Epidermis" freigelegt wurden, durchaus - auf völlig legitime Art und Weise - aufgewertet wurden und in Auktionen durchaus Traumergebnisse erzielen können. Ein Beispiel ist ein Lucius Verus Sesterz, der bei NAC 2009 noch für 2'900 CHF wegging und dieses Mal mit freigelgter Epidermis 10'000 CHF erzielte. Auch konnte ich in der Hunt Collection einen seltenen Trajan Sesterzen mit Cupritpatina bewundern. Zudem werden bei CNG oder Gemini viele, völlig unverfälschte Bronzen mit Cupritpatina, welche schöne, knackige Details zeigen, angeboten.
Summa Summarum geht es mir darum klarzustellen, dass "Glätten" keine Frage der Legitimität sondern der Ästhetik ist.
10'000 CHF + fee
2'900 CHF + fee
Hunter Collection
Gruß
Marc Aceton