Hier kommt nun nach langer Pause wieder ein wenig Geschichte. Sie beginnt mit einer Kommerz-Medaille (Silber, 65,79 g, 51 mm), die von ernsthaften Numismatikern abgelehnt wird und zudem auf den ersten Blick überhaupt nicht in diesen Thread paßt. Das Motiv – ein T'ang-Pferd - ist entlehnt einer Grabbeigabe aus dem 7.-9. Jahrhundert, stammt also aus einer Epoche, die nahezu 1000 Jahre von den hier vorgestellten Münzen entfernt liegt.
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618-906_Tang_Funeral_Horse_n.jpg [ 112.27 KiB | 51475-mal betrachtet ]
Eine Original-Plastik des Motivs ist
hier zu sehen, und mit dem Namen der Rasse sind wir auch wieder beim Thema.
Im Norden von Baktrien lebte im
Ferghana-Tal das Volk der
Dayuan, das im gesamten zentralasiatischen Bereich und darüber hinaus bis nach China berühmt war für die Zucht einer Pferderasse, die man in China die "
Himmelspferde" nannte. Schon die Eliten der baktrischen Griechen erwarben hier ihre Reittiere, und wenn man der Bibliothèke Nationale in Paris folgen will, wurde der Typ des Ferghana-Pferdes auch auf ihren Münzen festgehalten. Man verwies dabei zwar auf die
Prägungen des Eukratides , aber das hier gezeigte Motiv des
Euthymedes ist in Körperbau und Pose typengleich.
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231-190BC_Euthydemos_n.jpg [ 93.07 KiB | 51475-mal betrachtet ]
Zitat:
Bactria, AE17, Euthymedos I., 230-200 BC. Small AE unit. Av. Bearded head of Zeus r. Rv. VASILEOS - EUTHYMEDOU - ... Horse gallopping r., „K“ between legs. Mitch. 55, cf. 98a, Bop. 162, série 23. 3,21 g, 17 mm.
Das
Ferghana-Pferd war von gedrungenem, kräftigem Körperbau und wurde als Kriegspferd hoch geschätzt. Wurden diese Pferde in Galopp versetzt, - so heißt es in zeitgenössischen Berichten - „schwitzten sie Blut“. Dieses Phänomen wird heute mit dem Befall von Parasiten erklärt, die sich unter der Haut der Pferde einnisteten und bei Erhitzung des Pferdekörpers Blut austreten ließen. Die Dayuan züchteten diese Rasse für den Export, und es darf als sicher gelten, daß auch die Indo-Skythen und ihre Nachfolger um den Wert dieser Tiere wußten.
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35-50-AD_Sasan_Local_n.jpg [ 106.18 KiB | 51475-mal betrachtet ]
Zitat:
Baktrien, Lokale Clanchefs in Baktrien, Ostiran. Sasan 35 - 55 AD. BACIΛεYONTOC BACIΛεωN CACOY, König zu Pferd nach r., Zeus steht r., Mitchiner 755, Type 1125, Mitchiner, OCACW 360, 2591. cf Göbl II, 2275. 9,34 g, 20 mm.
Von
Sasan heißt es bei Mitchiner ( ACW # 2593-96), er sei ein Neffe von Asparavarma, dem Vizekönig im heutigen Pakistan gewesen. Geprägt wurde das Stück in Taxila.
Zu Sasans Zeiten herrschte in China bereits die
Han-Dynastie. Deren Herrscher beabsichtigten, eine Zucht der Ferghana-Pferde im eigenen Land aufzubauen und orderten riesige Herden bei den Dayuan. Dieser Pferde-Transfer war einer der frühesten Groß-Importe, den China durchführte. Als die Fürsten der Dayuan die Absicht der Han-Herrscher durchschauten, reagierten sie mit einem vollständigen Ausfuhrverbot ihrer Pferde. Der Kaiser von China wiederum setzte im Gegenzug seine Armee in Marsch. Die erste ging auf dem 1000 km Marsch unter, die zweite dagegen erreichte ihr Ziel und in der „
Schlacht der Himmelspferde“ im Jahr
102 AD wurden die Dayuan besiegt. Als Tribut wurde ihnen die Abgabe ihrer zehn besten Zuchtpferde und von 3000 normalen Pferden auferlegt.
Und so schließt sich der Kreis, wie das Ferghana-Pferd von den baktrischen Münzen in die Gräber chinesischer Kaiser gelangte.
Gruß klaupo