Wenn jemand im Jahre 1867 in Königsberg in Ostpreußen als Friedrich Wilhelm Müller geboren wurde und es dann im Lauf seines Lebens zur Freundschaft mit Persönlichkeiten wie Arthur Conan Doyle, Thomas Edison und König Georg V. brachte, muß er schon eine ziemlich ungewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein. Über die Jugend von Friedrich Wilhelm Müller ist hier zu lesen:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... rotik.html, als er mit 18 Jahren seiner Wehrpflicht hätte folgen sollen, verläßt er Preußen und geht nach London. Dort gelangt er in die Welt der Varietés und produziert sich als Athlet und Gewichtheber und wird populär. Er hatte sich den Künstlernamen Eugen(e) Sandow zugelegt und ging nach Amerika. Unter dem Einfluß seines Managers Florenz Ziegfeld verändert er seine Darbietungen weg vom Gewichtheben und läßt seine Muskeln spielen, das Posing und das Bodybuilding waren damit geboren. Auf der World's Columbian Exposition in Chicago 1893 wird Sandow endgültig zum Star. Thomas Edison verewigt ihn in einem der ersten Filmchen, der im ersten kommerziellen Filmstudio der Welt, der "Schwarzen Maria" entstanden:
http://www.youtube.com/watch?v=HWM2ixqua3Y&feature=fvwZurück in England nutzt Sandow seine Bekanntheit und gibt Publikationen über sein System der Körperkultur heraus. Es folgt eine Zeitschrift "Sandow's Magazine of Physical Culture", wo er auch von ihm entwickelte und patentierte Trainingsgeräte vorstellt.
http://books.google.de/books?id=LQMhuAk ... &q&f=falseEtwa um 1911 steigt er in das Geschäft mit Schokolade und Kakao ein, eine von ihm gegründete Gesellschaft erbaute eine heute noch bestehende Fabrik in London. Er versuchte seine Produkte als Athletennahrung zu bewerben. Nur bekam er es mit der Konkurrenz zu tun, das Geschäft mit preiswerteren Schokoladeprodukten teilten sich die Quaker-Unternehmen Cadbury und Rowntree und Fry. Diese senkten die Preise für ihre Produkte und Sandows Schokoladenfabrik ging pleite. 1938 wurde die Fabrik von Nestlé erworben, heute wird dort Nescafé produziert. (Nähe Hayes and Harlington Station)
Sandow starb 1925 an einem Hirnschlag, angeblich soll eine Syphilis in letztem Stadium daran schuld gewesen sein. Wie auch immer, seine Ehefrau Blanche ließ ihn ohne Grabstein beerdigen. Erst 2002 setzten Fans von Sandow, die es heute noch gibt, einen Stein.
Aus der kurzen Zeit Sandows als Schokoladefabrikanten gibt es einen nicht so häufigen Werbetoken aus Aluminium, Durchmesser 30 mm. Leider ist die Herstellersignatur unter der Schleife auf der Rückseite unleserlich: