Mit Münzen hat meine Geschichte eigentlich wenig zu tun, mit Geld dagegen sehr viel. Um einen Bezug zum Münzlichen herzustellen habe ich einige Objekte aus dieser Geschichte mit einem Stück aus meiner Sammlung verknüpft, das ich hoffentlich einigermaßen richtig bestimmt habe. Die Manilla im oberen Bild habe ich als
Armreif-Manilla des Volks der Bidda, Nigeria abgelegt, weil sie den Typen, die ich zum Vergleich gefunden habe, am nächsten kommt. Sie würde damit zu den wenigen Typen gehören, die sich einer bestimmten Volksgruppe zuordnen lassen.
Eingefügt habe ich das vollplastische Portrait einer jungen Afrikanerin in fast Lebensgröße. Wie man leicht sehen kann, gehört diese Arbeit nicht zur typisierten Massenware, sondern wirkt sehr individuell, wie nach dem Leben gestaltet. Sie stammt aus Nigeria (wie vermutlich die Manilla), und sie kam vor einem guten halben Jahrhundert nach Deutschland als Geschenk eines Königs - ADENIJI ADELE II, Oba / König von Lagos von 1949 - 1964. Das habe ich aber erst viel später erfahren.
Damals, als die Dame nach Deutschland kam, war sie in Begleitung des ersten Afrikaners, dem ich im Leben begegnet bin - ein gewaltiger Mann und ein veritabler Stammeshäuptling dazu. Er war nach Deutschland gekommen als Generaleinkäufer für Seiden, Damaste und Brokate für Nigeria und Obervolta (heute Burkina Vaso), und er hatte dreißig Frauen, die er aber nicht alle mitgebracht hatte. Das hat mich damals ungemein beeindruckt, aber es wurde auch umgehend deutlich, daß damit eine Menge Probleme verbunden waren. Er klagte nämlich immer wieder darüber, wie schwierig es sei, sie alle gleich standesgemäß einzukleiden, ohne daß es zu kriegsähnlichen Zuständen in seinem Haushalt kam. Die Qualität mußte für alle gleich sein, aber je nach Rang mußte ein wenig mehr oder weniger Gold drin sein, das Muster mußte variieren und dergleichen mehr. Proben dieser Stoffe habe ich bis heute aufbewahrt und sie in die Bilder integriert. Es muß ein unglaublicher Prunk gewesen sein!
Er war also in Geschäften unterwegs, und es ging um einen Großauftrag. Entsprechend hatte er seinen Berater mitgebracht. Der trat aber nur nachts in seinen Träumen in Erscheinung, denn das war sein verstorbener Vater, und der Rabatt, den auszuhandeln der Vater ihm anempfahl, war recht merkwürdig - er wünschte "ein Klavier mit drei Beinen"! Es dauerte eine Weile, bis die deutsche Seite dahinterkam, daß es ein Bechsteinflügel sein sollte! Man einigte sich dann auf ein normales Klavier, an dem auf einem Messingschild sein Name graviert war. Das ging dann nach Nigeria.
Im Nachlaß meiner Verwandten, die als Dolmetscherin an der Transaktion beteiligt war und diese Geschichte wiederholt erzählt hat, fanden sich diverse Photos aus dieser Episode, darunter eines, das den Staatsbesuch der Queen nebst Prinzgemahl in Lagos beim Oba von Lagos zeigt. Ein wenig Recherche erlaubte eine genaue Datierung:
Zitat:
Queen Elizabeth II and the Duke of Edinburgh visited Nigeria from 28 January to 16 February 1956.
Und wenn man dann genau hinsieht, trägt die afrikanische Ehrendame einen Goldbrokat aus Deutschland, wie er auf den anderen Bildern zu sehen ist.
Ich hoffe, es ist nicht zu lang geworden!
Gruß klaupo