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 Betreff des Beitrags: Der erste Taler der Welt
BeitragVerfasst: 5. Jul 2025, 10:32 
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Doktor
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Unter Sigismund dem Münzreichen wurde 1486 in Hall erstmals eine Großsilbermünze geprägt, die im Wert einem Goldgulden entsprach. Daher wurden diese einzigartigen Gepräge damals auch als Guldiner bezeichnet.

Diese berühmten Exemplare von 1486 tauchen regelmäßig bei verschiedenen Auktionshäusern auf. Weiß jemand wieviel Münzen dieses Typs zirkulieren oder dokumentiert sind?

In der Onlinesammlung des KHM in Wien sind einige zu bewundern. Der seltenste scheint der Typ MT. 61 zu sein. Der Stempelschneider Wenzel Kröndel schuf eine Vorderseite die dem Goldgulden entsprach ohne Bindenschild und Turnierhelm.

Ebenfalls von großer Seltenheit scheint der Typ MT. 63 zu sein. Der Stempelschneider Wolfgang Peck schuf einen Guldiner, der einen stehenden Erzherzog zeigt, dessen Kopf etwas nach rechts geneigt ist. Zudem wurde ein Löwe mit Bindenschild und ein Turnierhelm am Avers eingefügt.

Der Typ MT. 64 wurde wiederum von Wenzel Kröndel geschnitten und lehnt sich stark an den Typ MT. 63 an.

Umstritten ist ob diese Guldiner als Geschenksmünzen geprägt wurden, oder doch für den Zahlungsverkehr verwendet wurden. Die Hallspezialisten Moser-Tursky meinen in ihrem Werk, dass die zahlreichen Varianten für die Verwendung im Zahlungsverkehr sprechen.

Beste Grüße
adam


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Dateikommentar: MT. 63 MT. 61 MT.64
Guldiner Sigismund 1486 (Onlinesammlung KHM Wien).png
Guldiner Sigismund 1486 (Onlinesammlung KHM Wien).png [ 125.69 KiB | 334-mal betrachtet ]

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 Betreff des Beitrags: Re: Der erste Taler der Welt
BeitragVerfasst: 5. Jul 2025, 23:00 
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Wirklicher Hofrat
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Über die Entstehung der Guldinerprägung in Tirol findet man bei Moeser-Dworschak (Österreichs Münzwesen im Mittelalter VII. Band: Erzherzog Sigmund der Münzreiche von Tirol) interessante Details. Das seltenste Schaustück (Medaille im Guldinergewicht von 31,75g) im KHM wurde 1483 von Reichart Weidenpusch geschaffen. Die Medaille zeigt auf AV das Bildnis des Erzherzogs mit übergroßem Kopf, auf RV die Darstellung eines Reiters im Wappenkranz. Das Stück dürfte ein Nachguss sein und gilt als die älteste deutsche Medaille. Das Bestreben, ein Silber-Äquivalent zum Goldgulden zu schaffen begann mit einem Halbguldiner, der ab 1883/84 von Anthoni von Ross geprägt wurde. Dabei ergaben sich aber Reihe von Problemen. 1. Das hohe Gewicht war unpraktisch beim Transport größerer Mengen, 2. Häufiger Stempelbruch, der die Prägung verteuerte, 3. Viele Münzen wanderten wegen des hohen Silbergehaltes ab und wurden im Ausland umgeprägt. Die Probleme setzten sich auch beim Guldiner, der ab 1486 geprägt wurde, fort. Die Prägung wurde daher bald eingeschränkt, was die Münzen zu „ausgesprochenen Ehr- und Verehrpfennigen“ machte. 1488 wurde das Schwazer Silber an die Fugger verpachtet und die Münze Hall gerät unter deren Einfluss. Für den Bedarf der Augsburger war der „Sechser“ ausreichend. Der Guldiner und sein Teilstück wurden daher von selbst zu Schauprägungen.
Beste Grüße!
OTAKAR

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 Betreff des Beitrags: Re: Der erste Taler der Welt
BeitragVerfasst: 6. Jul 2025, 05:46 
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Doktor
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Geschätzter OTAKAR,

herzlichen Dank für deine interessanten Details aus dem Moeser-Dworschak, der mir nicht zur Verfügung steht.
Ich bin gestern bei meiner Recherche zum Thema Sigismund-Guldiner noch auf eine zusätzliche Variante gestoßen, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen ist.
Ob es ein 4 Typ ist, oder eine Variante von MT 64, geschnitten von Wenzel Kröndl ist mir nicht ganz klar.

1. MT 63 Typ Wolfgang Peck
Kopf des Erzherzogs nach rechts geneigt
Keine Zähnchen im inneren Kreis
Löwe mit Bindenschild und Turnierhelm

2. MT 61 Stempelschneider Wenzel Kröndl
Erzherzog frontal
Keine Zähnchen im inneren Kreis
Löwe mit Bindenschild und Turnierhelm fehlen
(Vergrößerung des Goldguldens, es dürfte der früheste Typ sein, kommt so gut wie nie bei Auktionen vor)

3. MT 64 Typ Typ Wenzel Kröndl
Erzherzog frontal
Zähnchen im inneren Kreis
Löwe mit Bindenschild und Turnierhelm
(der Typ, der in Auktionen am öftesten angeboten wird)

4. Variante, die bei Moser-Tursky nicht zu finden ist
Erzherzog frontal
Keine Zähnchen im inneren Kreis
Löwe mit Bindenschild und Turnierhelm
Stempelschneider? ( solch ein Exemplar wurde bei Dr. Busso Peus in der Auktion 403 im April 2011 versteigert, zitiert wurde MT 64)

Bin gespannt, ob noch weitere Varianten dazukommen

Herzliche Grüße
adam


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Dateikommentar: Variante MT 64 ?
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 Betreff des Beitrags: Re: Der erste Taler der Welt
BeitragVerfasst: 6. Jul 2025, 07:12 
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Doktor
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Eine Abbildung von der einzigen erhaltenen Gussmedaille von Reichart Weidenpusch aus dem Kunsthistorischen Museum Wien. Diese Medaille (von OTAKAR oben angesprochen) gilt als Vorläufer für die spätere Guldinerprägung. Optisch ist es eher ein Vorläufer des Halbguldiners. Das Gewicht entspricht mit 31,75 aber dem Guldiner. Von den Halbguldinern gibt es allerdings auch Dickstücke im Gewicht eines Guldiners.


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Dateikommentar: Vorbereitungen der Guldinerprägung
Medaille von Reichart Weidenpusch (KHM Wien).png
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 Betreff des Beitrags: Re: Der erste Taler der Welt
BeitragVerfasst: 9. Jul 2025, 15:02 
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Doktor
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Da die begehrten, seltenen Originale zumeist in Museen, oder bedeutenden Privatsammlungen liegen und nur um mehrere tausend € zu bekommen sind, weicht so mancher numismatisch Interessierte auf Neuprägungen aus. Das Angebot ist hierbei groß, wobei vieles der reinste Nepp ist. Herstellungsort unbekannt, Münzmetall unedel.

Die Münze Österreich hat im Jahr 1953 eine offizielle Neuprägung ausgegeben. Grafik und Legende entsprechen dem Guldiner MT 64.
Anlass war der 650. Jahrestag der Gründung der Stadt Hall in Tirol. Die Nachprägung, von der 5000 Exemplare ausgegeben wurden, besteht aus 900er Silber.

Beste Grüße
adam


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Nachprägung 1953 Ag900 Av..jpg
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Nachprägung 1953 Ag900 Rv..jpg
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