Da wir uns grade im Bereich der Benelux-Staaten aufhalten, möchte ich hier ein weiteres Stück aus den
Niederlanden vorstellen. Auf Umlaufmünzen bietet dieses Land für den Jugendstil kein Beispiel, jedoch entstanden zahlreiche attraktive Medaillen, u.a. dieser
Steunpenning (Silber, 12,09 g, 29 mm), der in einer englischen Beschreibung als
'aid / support token' bezeichnet wird, was man vielleicht als Hilfswerk-Marke übertragen kann.
Dateianhang:
1914_Steunpenning_n.jpg [ 112.2 KiB | 12874-mal betrachtet ]
Das
Steun Comité wurde 1914 unmittelbar nach Kriegsausbruch gegründet. Eine kurze Übersicht über seine Zusammensetzung und Aufgaben stellt sich folgendermaßen dar:
Zitat:
Um die sozioökonomische Folgen des Krieges zu koordinieren wurde das
Koninklijk Nationaal Steun Comité gegründet, in dem Vertreter sechzig bedeutender zivilgesellschaftlichen Organisationen – unter anderem der Gewerkschaftsbewegung – unter der Ägide der nationalen Regierung zusammenkamen. Auch delegierte die Regierung der im Krieg neutralen Niederlande Verhandlungsgespräche über Themen wie Wirtschaftsbeziehungen teilweise an privaten Organisationen, damit sie keiner Neutralitätsbrüche bezichtigt werden konnte.
http://www.uni-muenster.de/NiederlandeN ... nheit.htmlDer hier gezeigte
Steunpenning (ich bleibe mal bei dieser Bezeichnung, bis sich eine bessere findet) zeigt im Avers den Löwen des Hauses
Oranien-Nassau im holländischen Garten – ein Motiv, das abgewandelt schon in 17. Jh. auf Kursmünzen zu finden ist. Auch dieser Löwe wirkt - wie schon die belgischen und deutschen Beispiele – dynamischer und etwas pathetisch überhöht im Vergleich mit den heraldischen Vorbildern. Darüber im Halbkreis die Devise des niederländischen Königshauses: JE MAINTIENDRAI
("Ich werde standhalten" ). Das Revers mit dem Palmstamm, flankiert von
Orangen (!), ist ein dezenter Hinweis auf den Stifter dieser Marke – das niederländische Königshaus. Darunter in einer Kartusche Verwendungszweck und Ausgabejahr. Der Erlös war für soziale Zwecke wie die Unterstützung von Kriegsopfern, aber auch die Verköstigung von Schulkindern bestimmt.
Gestaltet wurde das Stück vom Medailleur
Johannes Cornelis Wienecke (1872-1945). Bekannter von ihm ist allerdings eine andere Arbeit – das vierte Portrait der Königin Wilhelmina auf dem Gulden, der von 1922-1945 geprägt wurde – hier als Beispiel S#53.1.
Gruß klaupo