Hallo Thomas!
Ich habe eben erst Deinen interessanten Artikel gefunden. Du schreibst, daß Du für Infos dankbar wärst. Ich glaube, ich kann zu Deiner Münze etwas sagen. Ich habe es gerade im Deutschen Forum gepostet.
Neue Erkenntnisse zum Koson-StaterAls Besitzer eines der enigmatischen Koson-Stateren verfolge ich neugierig alle neuen Forschungsergebnisse. Ich selbst habe schon mehrmals darüber berichtet:
20.9.04
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p6309225.9.04
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p6335915.4.09
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... on#p2483952002 gab es die ersten Untersuchungen des Kosonstaters mit archaeometallurgischen Untersuchungen wie XRF, micro-PIXE und micro-SR-XRF. Ich habe darüber bereits am 21.9.04 berichtet (siehe
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p63092). Nun gibt es weitere erhellende Ergebnisse. Diese Untersuchungen wurden durchgeführt im National Institute for Physics and Nuclear Engineering in Bukarest, im Institute for Synchrotron Radiation des Forschungszentrums Karlsruhe und in den Laboratori Nazionali di Legnaro (Padua).
Inzwischen weiß man, daß man bei den Kosonstateren unterscheiden muß zwischen solchen mit Monogramm (Gruppe 1) und solchen ohne Monogramm (Gruppe 2). Bei den Untersuchungen stellte sich nämlich heraus, daß die Kosonstateren der Gruppe 2 Zinn und Antimon enthalten, was bei denen der Gruppe 1 nicht der Fall ist. Das bedeutet, daß es sich um 2 unterschiedliche Goldquellen handelt. Die Münzen der Gruppe 2 bestehen aus dem Gold, daß man in Dakien und Rumänien in den Flüssen findet. Es ist identisch mit dem Gold der Armreifen aus Sarmizegetusa, der Hauptstadt des dakischen Königreiches. Das beweist, daß es antik ist, aber wohl nicht von den Römern stammt. Die Münzen der Gruppe 1 sind aus geläutertem (refined) Gold und enthalten kein Zinn oder Antimon, das beim Läutern aus der Legierung entweicht. Die Methode des Läuterns war in Rom üblich, aber die Daker beherrschten sie nicht. Es besteht die Vermutung, daß die Münzen der Gruppe 2 von den Dakern selbst geschlagen worden sind. Dafür spricht auch, daß ihre Oberfläche stets rauher ist, was zeigt, daß die Schrötlinge vor der Prägung nicht geglättet worden waren, und daß ihr Stil gröber ist. Bei den Münzen mit Monogramm ist die Herstellung die üblich römische mit geläutertem Gold und der Glättung vor dem Prägen und ihr Stil ist feiner. Es scheint also, daß die Daker mit den Münzen der Gruppe 2 die Münzen mit Monogramm nachgeahmt haben.
Auffallend ist natürlich das Fehlen des Monogramms bei den Münzen der Gruppe 2. Abgesehen von der etwas isoliert dastehenden Hypothese, daß das Monogramm OLB und damit die Münzstätte Olbia bedeutet soll, sind die beherrschenden Hypothesen:
(1) das Monogramm bedeutet BR und ist die Abkürzung für Brutus, den berühmten Cäsarmörder, und die Münzen wurden von Brutus geschlagen zur Bezahlung von dakischen Truppenteilen, die in der Schlacht von Philippi für ihn kämpfen sollten. Zu dieser Vorstellung passen auch gut die Abbildungen auf der Vs. und der Rs. der Münze, deren Aussage mit den republikanischen Ideen des Brutus übereinstimmt. Probleme gibt es noch mit der Bedeutung von KOSWN, was der Name eines Königs sein soll, den es aber nicht gab. Deshalb soll es ein Schreibfehler sein für einen König Cotison, der bereits von Sueton erwähnt wurde.
(2) Bei dem Monogramm soll es sich um BA handeln, was dann als Abkürzung für das griechische BASILEUS steht. KOSWN ist dann wieder der Name des nicht existierenden Königs Koson(os) oder des verschriebenden Cotison.
Nehmen wir einmal an, diese 2. Hypothese sei richtig und es sind Münzen mit der Legende BA(SILEUS) KOSWN(OS), eines dann wohl dakischen Königs. Warum sollten die Daker aber bei den von ihnen nachgemachten Stateren der Gruppe 2 das BA entfernen, das doch den Titel ihres Königs nennt, zumal sein Name im Abschnitt immer noch erscheint? Das ergibt keinen Sinn und spricht entschieden für die Hypothese (1).
Bedeutet das Monogramm nämlich tatsächlich BR und steht für Brutus, dann ist klar, daß die Daker nach der verlorenen Schlacht von Philippi und dem Tod des Brutus seinen Namen von der Münze tilgen mußten!Die Erklärung des KOSWN als Name eines dakischen Königs ist eine Erfindung der Renaissance gewesen, mit der man diese Legende erklären wollte. Ein König KOSWN(OS) ist nicht bekannt, und die Erklärung mit der Fehlschreibung von Co(ti)son ist nicht richtig überzeugend. Nun gibt es eine andere Hypothese, die ich bei Calgary Coins gefunden habe. Mr. Kokotailo fiel die Ähnlichkeit von KOSWN mit dem lateinischen COS auf. Vielleicht sei KOSWN die griechische Transkription für COS mit einem Postfix für den Genetiv, hier des Plurals. Dann würde BR KOSWN soviel heißen "vom Consul Brutus". Den Genetiv Plural müßte man in kauf nehmen als Fehler eines Römers in einer militärischen "travelling mint". Es kommt darauf an, was die dakische Zielgruppe davon hielt. Und dazu meint Kyri Kyriacos, ein Wissenschaftler, der sich mit dakischen Inschriften beschäftigt: In der Zeit von 200 v.Chr. bis 200 n.Chr. gibt es viele Inschriften mit grammatischen Fehlern, gerade dann wenn lateinische Texte mit griechischen Buchstaben wiedergegeben wurden. So ist es gut möglich daß KOSWN Genetiv Plural oder Singular von COS bedeuten könnte.
Referenzen:
- Proceedings of the Romanian Academy, Series A, Volume 13, Number 1/2012, pp.19-26,
http://www.acad.ro/sectii2002/proceedin ... inescu.pdf-
http://www.calgarycoin.com/reference/ar ... /koson.htmAngehängt habe ich ein Bild eines Staters mit Monogramm und das Bild eines Staters ohne Monogramm (beide aus meiner Sammlung). Auch hier erkennt man die deutlichen Stilunterschiede. Die von Dir vorgestellte Münze gehört also zur Gruppe (2).
Mit freundlichem Gruß
Jochen