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Telefonersatzmünze der DDR? https://numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=22&t=608 |
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Autor: | Münz-Goofy [ 28. Jun 2009, 20:38 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Moin Dietemann, ob die gezeigten Stücke aus dem Dt. Reich, der BRD, oder der DDR stammen kann ich auch nicht beurteilen. Ich habe soeben einen Arbeitskollegen aus der ehemmaligen DDR dazu angefunkt. Deine Stücke sind im Groenendijk unter "Germany" ja beschrieben: oben: G#1 od. 2 (entweder Durchmesser 22,7 od. 22,2 mm) mitte: G#6 (Durchmesser 20,8 mm) unten: G#5 (Durchmesser 21,1 mm) Ob diese Stücke in der DDR Verwendung fanden, werde ich frühestens morgen auf der Arbeit gesagt bekommen. Bis denn MG |
Autor: | pingu [ 28. Jun 2009, 21:45 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Hallo, das Stück mit der Aufschrift Reichspost gab es mit Sicherheit in der DDR nicht - das gehört vor die Zeit der sowjetischen Besatzungszone. Die 2 anderen Stücke sind denkbar, da zur Zeit der sowjetischen Besatzungszone bis in die Anfänge der DDR die Post "Deutsche Post" hies und auch z.B. auf Briefmarken der Begriff als solches auftaucht. Mit Gründung der DDR wurde dieser Begriff aus weiten Teilen der Öffentlichkeit verbannt und durch den Schriftzug "DDR" ersetzt. Dies diente der besonderen Abgrenzung von der politisch anders orientierten BRD. Der Begriff "Deutsche Post" war zwar bis zum Ende der DDR im Sprachgebrauch, ich bezweifel aber das er politisch korrekt war. (eine Wissenslücke meinerseits - bin ja in der DDR aufgewachsen....) Grüße pingu |
Autor: | Dietemann [ 28. Jun 2009, 23:25 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
pingu hat geschrieben: "Deutsche Post" hies und auch z.B. auf Briefmarken der Begriff als solches auftaucht. Mit Gründung der DDR wurde dieser Begriff aus weiten Teilen der Öffentlichkeit verbannt und durch den Schriftzug "DDR" ersetzt. Dies trifft auf Briefmarken zu, nicht aber auf den Namen der Organisation. Die Deutsche Post gab es lt. meinem DDR-Handbuch von 1975 bis dahin und lt. wikipedia bis zum Schluss. Deswegen hatte ich erst beide Telefonmünzen in die DDR verlegt, bis mir auffiel, dass die Deutsche Bundespost bis 1949 auch Deutsche Post hieß und der Stempel im Märkischen Kreis auftauchte. Hier noch die Maße: 1. 2,91g; 22,20mm, also G#2, 2. 3,21g; 21,13mm, G#4 oder 5, das kann ich nicht unterscheiden, das alte 10 Pfennig-Stück der DDR hatte, wenn ich richtig messe, die gleiche Größe, 3. 3,33g; 20,9mm, also vermutlich G#7, allerdings sieht das Material anders aus als alle Zinkmünzen die ich bisher gesehen habe, Eisen erscheint mir wahrscheinlicher. Es grüßt freundlichst Dietemann |
Autor: | Dietemann [ 6. Jul 2009, 21:58 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Eine kleine Ergänzung: Die Reichspost führte die Münzsprechwertmarke genannte Telefonmünze schon 1921 ein. http://s130184192.online.de/muenzfernsp ... hspost.pdf (Seite 6 des Dokumentes) schauzeichen hat geschrieben: Deutschland: G#A-4 Var Hier hat die Einsprache am Handapparat nur 3 Schlitze. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann unterscheiden sich G#4 und G#5 nur durch die deutsche oder französische Prägung, aber welche ist welche? Bei meinem Stück ist die Sprechmuschel offensichtlich links (kenntlich an den Strichen?) und dass ist die deutsche Prägung? Wäre es dann die französische Prägung wenn die Sprechmuschel rechts wäre? Es grüßt freundlichst Dietemann |
Autor: | schauzeichen [ 7. Jul 2009, 20:02 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Mir stellt sich die Sache heute so dar: HAG A-4: erhabene Prägung mit Randstab. Av ohne Nut. Rv Einsprache links. HAG A-5: erhabene Prägung mit Randstab. Av mit Nut. Rv Einsprache rechts. HAG A-7: inkuse Prägung ohne Randstab. Av mit Nut, Feld oben und unten deutlich abgeflacht. Rv Einspreche rechts. Zwischen den einzelnen Ausgaben haben ja nun Veränderungen stattgefunden. Ob dabei eine Drehung des Handapparates gewollt oder zufällig war, kann wohl nie mehr geklärt werden. Deshalb bin ich mir nicht mehr sicher, ob man von einer deutschen und/oder französischen Prägung sprechen kann. Wobei das Wort "Prägung" schon fehl am Platz ist, wenn die Münzen im Spritzgußverfehren hergestellt worden snd. Aber die Frage nach Deutsche Post West oder Deutsche Post Ost hat mich auf einen anderen Gedanken gebracht. Die Telefonmünzen der Deutschen Reichspost hatten ja schon 3 Nuten. Und auf einem Bild des Münzers 22 erkennt man deutlich das zu diesem Münzbild passende Einwurfblech. Wie soll dazu eine Telefonmünze mit nur 2 Nuten auf einer Seite passen? Kann hierin der Schlüssel zur Ost-West-Unterscheidung liegen? Ich werde versuchen, mich hierüber schlau zu machen (und es Euch dann natürlich wissen lassen). |
Autor: | Dietemann [ 26. Jul 2009, 22:59 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? | |||
So nun scheint langsam Licht in die Verhältnisse zu kommen. Nachdem ich nun dank Schauzeichen auch in den Besitz einer G#5 Telefonersatzmünze kam ergibt sich Folgendes: Die Telefonmünze der Deutschen Reichspost ist anhand der Ausführungen von Dirk Bösterling: Münzfernsprecher, Band 4, 2008, Seite 75, ausreichend beschrieben, die Quellen (das Handbuch ... der Telegrafenbeamten von 1924 glaubhaft). Die Telefonersatzmünzen werden hier im korrekten Amtsdeutsch als Fernsprechwertmarke bezeichnet. Danach wurden diese Münzen während der Inflation vom 01.10.1921 bis irgandwann 1924 verwendet. Interessant ist das Herstellungsverfahren, ein Spritzguß aus Tenarmetall (Zink mit 3-5% Aluminium und etwas Kupfer oder Blei). Die für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg angegebene Beschreibung auf Seite 143 ist jedoch nicht mit Originalquellen unterlegt und anhand der vorliegenden Münzen auch nicht stimmig. Interessant ist jedoch der erste Satz, der auf einen Kleingeldmangel 1948 hinweist. Auch das ist zwar nur die halbe Wahrheit, taugt aber als Anlass zur Herausgabe einer Telefonersatzmünze. In der Zeit vor der Währungsreform am 21.06.1948 war Kleingeld zwar knapp (die Militärregierungen hatten extra Zinkmünzen ohne Hakenkreuz nachprägen lassen), aber nicht wirklich selten, da es aufgrund der Inflation und der Zigarettenwährung keiner mehr benötigte. Vermutlich wurden in dieser Zeit die wenigen noch funktionstüchtigen Fernsprecher tatsächlich noch mit normalen 10 Rpf-Münzen betrieben. Nach der Währungsreform waren die 10 und 50 Rpf-Münzen zu einem Zehntel ihres Nennwertes noch kursgültig (also zu 1 und 5 Pf). 1 Pf Stücke (West) wurden erst ab November 1948 geprägt, die Scheine zu 5 und 10 Pf der Bank Deutscher Länder erst ab 20.08.1948 ausgegeben. Es fehlte also aufeinmal eine passende Münze zum Telefonieren, denn die alten 10 Rpf-Stücke waren ja nur noch 1 Pf wert. Also führten beide deutsche Postverwaltungen wieder Telefonersatzmünzen (Fernsprechwertmarken) ein. In Westdeutschland wurden Telefonmünzen mit drei Nuten (G#5, G#7) eingeführt, weiteres Unterscheidungskriterium ist der Abstand der beiden Nuten von 8,4 mm. Diese waren vermutlich bis 1950 im Umlauf, denn ab 1949 begann die Produktion von 10 Pf Stücken, die dann vermutlich in ausreichnder Zahl verfügbar waren, sodass die Telefonmünzen eingezogen werden konnten. Nachweis ist der im Märkischen Kreis hergestellte (und verwendete) und heute im Postmuseum aufbewahrte Stempel, der ebenfalls drei Rillen zeigt. Die beiliegende Marke, ein aus einem 10 Rpf hergestellte Ersatzmarke, stellt vermutlich eine typische ostdeutsche Lösung dar (akurate und genau Ausführung). Kennzeichnend ist der Abstand der beiden Rillen von 6,0 mm, der exakt dem der G#4 entspricht. Zwar ist diese Marke bisher nirgends beschrieben, aufgrund der Ausführungen gehe ich jedoch von einer Telefonersatzmünze (und nicht von einer Duschmarke oder einer Fälschung) aus. Mir fehlen jetzt noch die G#3 und G#6 aufgrund der lediglich einseitig vorhandenen Nute gehe ich jedoch auch davon aus, dass diese ebenfalls in Ostdeutschland hergestellt und verwendet wurden. Interessant wäre, ob auch sie einen Mittelabstand der Nuten von nur 6,0 mm aufweisen. Wie lange die Telefonerstazmünzen in Ostdeutschland/DDR verwendet wurden, ist nicht bekannt. Die Rpf-Münzen waren hier etwas länger in Gebrauch (Wikipedia Währungsreform: Das führte zu dem Kuriosum, dass die im Westen ungültig gewordenen alten 50-Pfennig-Stücke dort von Kennern der Verhältnisse gesammelt und in Päckchen an die Verwandtschaft in der SBZ geschickt wurden, wo sie wenigstens noch fünf Pfennige wert waren.), sodass auch die Telefonmünzen vermutlich länger Verwendung fanden. Es grüßt freundlichst Dietemann
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Autor: | schauzeichen [ 27. Jul 2009, 19:56 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Hallo Dietemann, die Nutenabstände (Mitte/Mitte) messe ich bei den mor vorliegenden Stücken wie folgt: #A-1 ca. 11,5 mm; #A-2 11 mm und 11,5 mm; #A-4 8,25 mm und 8 mm; #A-5 10 mm und #A-7 10 mm. Interessant ist ebenfalls ein Verglech der Kursmünzen 10- und 50 Pfennig. Im Kaiserreich (1873-1919) betrug der Durchmesser 21,0 mm. In der Weimarer Republik (1919-1933) ebenfalls 21,0 mm. Auch im Dritten Reich von 1933 bis 1945 (1948) hatten die 10 Pfennig-Münzen einen Durchmesser von 21,0 mm. Die 10-Pfenng-Münzen der Bundesrepublik an 1949 hatten einen Ducrchmesser von 21,5 mm. Dagegen hatten die 10-Pfennig-Münzen der DDR von 1948 an einen Durchmesser von 21,0 mm. Die 50-Pfennig-Stücke hatten 1923/24 einen Durchmesser von 24,0 mm, 1927-1939 20,0 mm, die Stücke der DDR hatten 1949/50 einen Durchmesser von 20,0 mm und ab 1958 einen Durchmesser von 23 mm. Entweder hat sich die Sache jetzt etwas mehr geklärt, oder die Verwirrung ist nun total. Viele Grüße vom Rhein schauzeichen |
Autor: | Dietemann [ 31. Jul 2010, 21:56 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Nach über einem Jahr habe ich es nun geschafft und Kontakt mit dem Postmuseum in Frankfurt aufgenommen (heute Museum für Kommunikation). Die Dame dort war sehr nett und hat den Stempel für mich vermessen: Ergebnis. Rillenbreite je 2 mm, Innenabstand 8 mm. Anhand der Bilder und Schauzeichens guter Beschreibung ist dies die Münze, die Groenendijk mit Nr. 5 (Menzel 2041.2 var.) bezeichnet hat. Danach kann mann für die Telefonmünzen Nr. 5 und 7 mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass sie im Westteil Deutschlands verwendet wurden. Und eigentlich können dann die Münzen 3, 4 und 6 aufgrund der völlig anderen Rillenstruktur nur im Ostteil verwendet worden sein. Oder hat jemand eine bessere Idee? Es grüßt freundlichst Dietemann |
Autor: | Dietemann [ 13. Sep 2010, 00:11 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Telefonersatzmünze der DDR? |
Im Museum für Kommunikation in Berlin, mit dem ich kürzlich Kontakt hatte, weiß man nichts von Telefonmünzen. In den Amtsblättern dort scheint nichts erwähnt zu sein. Daher nehme ich nun an, dass es sich um die bayrische Telefonmünze handelt. Die gesamte Entwicklung habe ich in einer kleinen pdf-Datei zusammen gefasst. Es grüßt freundlichst Dietemann |
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