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BeitragVerfasst: 19. Dez 2012, 22:08 
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Doktor

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Ich möchte hier mal den Neuzugang in meiner kleinen Englandsammlung vorstellen, einen der Halfpenny - Token, mit denen ,auf Grund der desolaten Münzausgabepolitik, gegen Ende des 18. Jahrhunderts der alltägliche kleine Geldverkehr bestritten werden musste.
Mich hat das Stück sowohl wegen seiner Referenz zur Antike, als auch auf Grund seines maritimen Bezuges angesprochen. Könnte das Aubreys " Surprise " sein ? Beim abendtlichen Exerzieren an den Kannonen ? Vor den Stückpforten der Fregatte ist ganz klar Rauch zu erkennen. " Englands only hope when old ` Boney tries to invade ". Auch den Zustand der Münze fand ich ansprechend. ich habe mir schon viele Angebote angesehen, ich glaube, dieses ist ganz gut erhalten, relativ gut ausgeprägt und hat eine schöne Patina. Mehr weiss ich noch nicht über diesen Token, mal sehen, was ich noch in Erfahrung bringen kann.
Dateianhang:
York Halfpenny token 1795 001.JPG
York Halfpenny token 1795 001.JPG [ 81.7 KiB | 10578-mal betrachtet ]
Dateianhang:
York Halfpenny token 1795 002.JPG
York Halfpenny token 1795 002.JPG [ 79.42 KiB | 10578-mal betrachtet ]


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BeitragVerfasst: 19. Dez 2012, 22:31 
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Ein schönes Stück mit schokoladenbrauner Patina. - Bei Dalton&Hamer sind sie unter Middlesex 985 ff. katalogisiert und der sog. "National Series" zugeordnet. Das war eine Reihe anonymer Token mit patriotischen Motiven. Die genaue Bestimmung erfolgt nach der Randschrift. 985a hat z.B. PAYABLE IN LONDON OR DUBLIN. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 20. Dez 2012, 08:55 
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Doktor

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KarlAntonMartini hat geschrieben:
Ein schönes Stück mit schokoladenbrauner Patina. - Bei Dalton&Hamer sind sie unter Middlesex 985 ff. katalogisiert und der sog. "National Series" zugeordnet. Das war eine Reihe anonymer Token mit patriotischen Motiven. Die genaue Bestimmung erfolgt nach der Randschrift. 985a hat z.B. PAYABLE IN LONDON OR DUBLIN. Grüße, KarlAntonMartini


Vielen Dank für Deine Informationen. Die Randschrift lautet " PAYABLE I LANCASTER LONDON OR BRISTOL "

Weisst Du etwas über den Hintergrund der Unterschiede in der Randschriftgestaltung ?


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BeitragVerfasst: 22. Dez 2012, 16:10 
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kronerogøre hat geschrieben:
... Die Randschrift lautet " PAYABLE I LANCASTER LONDON OR BRISTOL "
Weisst Du etwas über den Hintergrund der Unterschiede in der Randschriftgestaltung ?

KAM kann das sicher besser als ich erklären. Ich versuche es trotzdem mal. Das Stück gehört in die große Gruppe der anonymen Token, die für den Umlauf geprägt wurden. Diese anonymen Token wurden von den Herstellern nach Gewicht an jeden verkauft, der sie in Umlauf bringen wollte. Der Herausgeber blieb dabei anonym und vermied damit seine Verpflichtung zur Einlösung in staatliches Geld. Mit diesen Token ließen sich also beträchtliche Gewinne erzielen. Echte Gewerbe-Token dagegen weisen neben dem rechten Gewicht den aufgeprägten Namen des Herausgebers, das Gewerbe und - oft in der Randschrift - dessen Standort auf und verpflichteten damit zur Einlösung des Token.

Bei den anonymen Token sind die Unterschiede in der Randschrift beliebig. Stempelkoppelungen und unterschiedliche Randschriften sind in dieser Token-Gruppe häufig und dienen heutzutage in erster Linie der Katalogisierung. Ein Beispiel für eine Stempelkoppelung des vorliegenden Typs füge ich an.

Gruß klaupo


Dateianhänge:
1795_Midd_D-o-York_DH-987a_n.jpg
1795_Midd_D-o-York_DH-987a_n.jpg [ 111.4 KiB | 10524-mal betrachtet ]
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BeitragVerfasst: 28. Dez 2012, 14:25 
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Jetzt sitze ich wieder neben den Büchern... - Das vorgestellte Stück mit der fiktiven Randschrift PAYABLE IN LANCASTER.... hat die Nummer D&H Middlesex 985.
Hersteller soll Skidmore gewesen sein.

Der Hintergrund der Darstellung ist der Krieg in Flandern, den Briten und Hannoveraner, verbündet mit dem Hl. Röm. Reich gegen Frankreich von 1793-1795 führten. The Prince Frederick, Duke of York and Albany, Earl of Ulster (1763-1827), zweiter Sohn König Georgs III. war General der britischen und hannöverschen Landarmee, die 20.000 Mann verlor und schließlich über Bremen ausgeschifft wurde. Damit waren fürs erste britische Ambitionen zu einer Landkriegsführung auf dem Kontinent erledigt. Der Lobpreis der britischen Flotte in diesem Zusammenhang ist entweder Sarkasmus oder eine Art Durchhalteparole.

Noch ein Kuriosum: Der Duke of York war schon im zarten Alter von sechs Monaten von seinem Vater als Fürstbischof von Osnabrück präsentiert worden. Diese Funktion behielt er bis zum Ende des Fürstbistums 1803.

Jetzt hab ich gerade gemerkt, daß die Osnabrücker Ausgaben von 1766 eigentlich zu meinem Sammelgebiet gehören...

Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 29. Dez 2012, 20:56 
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Doktor

Registriert: 20. Jun 2012, 11:36
Beiträge: 164
Wohnort: Huttaheiti/ Tiefstes Barbaricum
Vielen Dank für diese sehr interessanten Ausführungen.

Gibt es Artikel darüber, wie diese Token eigentlih von der Bevölkerung damals aufgefasst wurden, sowohl im Hinblick auf ihren monetären Wert, als auch in Bezug auf die Gestaltung und die Aussage, die sie möglicherweise treffen ?

Grüsse, Kronerogøre


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BeitragVerfasst: 1. Jan 2013, 19:50 
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Registriert: 25. Mai 2009, 15:22
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Wohnort: Dresden
kronerogøre hat geschrieben:
Vielen Dank für diese sehr interessanten Ausführungen.

Gibt es Artikel darüber, wie diese Token eigentlih von der Bevölkerung damals aufgefasst wurden, sowohl im Hinblick auf ihren monetären Wert, als auch in Bezug auf die Gestaltung und die Aussage, die sie möglicherweise treffen ?

Grüsse, Kronerogøre


Dazu scheint es keine Forschung zu geben. M.W. gibt es nicht einmal zeitgenössische offizielle Reaktionen auf Token mit "revolutionären" Darstellungen. Dazu waren die Stückzahlen dann doch zu gering. Der Kupfergeldumlauf der Zeit zwischen 1785 und 1800 setzte sich aus folgenden Komponenten zusammen:

- Staatliche Prägungen aus der Zeit seit Jakob I. bis Georg III. (zuletzt 1776)
- Zeitgenössische Fälschungen (machten nach zeitgenössischen Berichten über 50 % aus)
- "Evasions", dh eigentlich Fälschungen mit abgewandelten Münzbildern, Quantum schwer zu schätzen
- Token von Industriellen (z.B. Anglesey) und Kaufleuten, guthaltig mit Einlöseversprechen
- Token von kommerziellen Herstellern, meist untergewichtig (dazu gehören auch die Stücke mit politischer Aussage)
- ausländisches Kupfergeld jedweder Herkunft, meist bis zur Unkenntlichkeit abgenutzt

Im Kleinhandel und auch in Gaststätten dürfte "Anschreiben" üblich gewesen sein. Am schwersten war es sicher für die ganz Armen, die auch hier keinen Kredit hatten. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 3. Jan 2013, 22:06 
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Doktor

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Beiträge: 164
Wohnort: Huttaheiti/ Tiefstes Barbaricum
KarlAntonMartini hat geschrieben:
kronerogøre hat geschrieben:
Vielen Dank für diese sehr interessanten Ausführungen.

Gibt es Artikel darüber, wie diese Token eigentlih von der Bevölkerung damals aufgefasst wurden, sowohl im Hinblick auf ihren monetären Wert, als auch in Bezug auf die Gestaltung und die Aussage, die sie möglicherweise treffen ?

Grüsse, Kronerogøre


Dazu scheint es keine Forschung zu geben. M.W. gibt es nicht einmal zeitgenössische offizielle Reaktionen auf Token mit "revolutionären" Darstellungen. Dazu waren die Stückzahlen dann doch zu gering. Der Kupfergeldumlauf der Zeit zwischen 1785 und 1800 setzte sich aus folgenden Komponenten zusammen:

- Staatliche Prägungen aus der Zeit seit Jakob I. bis Georg III. (zuletzt 1776)
- Zeitgenössische Fälschungen (machten nach zeitgenössischen Berichten über 50 % aus)
- "Evasions", dh eigentlich Fälschungen mit abgewandelten Münzbildern, Quantum schwer zu schätzen
- Token von Industriellen (z.B. Anglesey) und Kaufleuten, guthaltig mit Einlöseversprechen
- Token von kommerziellen Herstellern, meist untergewichtig (dazu gehören auch die Stücke mit politischer Aussage)
- ausländisches Kupfergeld jedweder Herkunft, meist bis zur Unkenntlichkeit abgenutzt

Im Kleinhandel und auch in Gaststätten dürfte "Anschreiben" üblich gewesen sein. Am schwersten war es sicher für die ganz Armen, die auch hier keinen Kredit hatten. Grüße, KarlAntonMartini


Vielen Dank. Ich habe im Geiste meine O`Brian - Bücher durchgeblättert, dort werden Token aber nicht erwähnt, auch wenn Geld hier und da Erwähnung findet.

Grüsse, Kronerogøre


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