Lieber klaupo, lieber KarlAntonMartini, liebe Freunde afrikanischer Medaillen, die sich mit diesem Stück beschäftigt haben!
Entschuldigt bitte die späte Anwort, aber ich hatte einiges zu recherchieren.
Klaupos Hinweis auf die Säule in Cabo Santa Maria an der Atlantikküste im heutigen Angola klingt sehr plausibel. An dieser Stelle noch ein Link, wo ein Bild dieser Säule am Cabo Santa Maria aus dem Jahr 1932 zu finden ist. Erschreckt bitte nicht wegen der ellenlangen web-Adresse, aber die ist bei der google-Suche herausgekommen, und das Bild ist wirklich sehenswert:
http://www.google.de/imgres?q=Fexeiro:P ... 0,s:0,i:73Über den Seefahrer Diogo Cão ist leider nicht sehr viel bekannt. Das beste, was ich im world-wide-web über ihn gefunden habe, stammt interessanterweise von einer website aus Namibia:
http://www.namibia-1on1.com/diogo-cao.htmlEr hat mindestens zwei Reisen entlang der afrikanischen Westküste unternommen und dort vier Säulen errichten lassen.
Eine davon auf seiner ersten Reise Anno 1482 im heutigen angolanischen Cabo Santa Maria, von ihm als “Cabo Lobo“ bezeichnet.. Ob diese Säule noch vollständig existiert oder zerbrochen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Der mittlere Abschitt der Säule kommt dem Abbild auf der rechten Abbildung der “Medaille des Monats Oktober 2012“ aber sehr nahe. Dass die Anordnung der fünf portugiesischen Wappen sehr ungewöhnlich auf der Monatsmedaille und ob der scharfe Bruch dieser Säule real oder politisch motiviert dargestellt sein soll, erscheit mir fast schon nebensächlich. Vieles scheint wirklich für eine Spottmedaille in Richtung Portugal zu sprechen. Irgendwie “ade Lisboa“ und gleichzeitig auch ade an meine Vorstellung von zerbrochenen Klingen! Das sollte also hiermit geklärt sein.
Aber weil wir schon einmal – aufgrund klaupos überzeugenden Kommentars – bei Diogo Cão sind, hier noch ein paar Bemerkungen zu diesem portugiesischen Seefahrer des 15. Jahrhunderts, der diese und ein paar andere solcher Säulen in den 1480er Jahren an der westafrikanischen Küste errichten ließ. Ich habe mal etwas in meiner Sammlung gekramt.
Das erste mit Bezug zu diesem Entdecker vorzustellende Stück ist aus Messing, wiegt 216,48 Gramm und misst im Durchmesser 79,0 mm. Die Dicke über Rand beträgt 3,9 mm - max. über den Hut 9,1 mm. Der Rand ist glatt und trägt den Einschlag: “J-GRAVARTE LISBOA PORTUGAL-A“ und “239/1000“. Sicherlich vor der politischen Unabhängigkeit Angolas von Portugal gefertigt. Einen Scan dieser Medaille seht Ihr hier:
Dateianhang:
ZRE_Diogo Cao Cabo Negro 1.jpg [ 125.75 KiB | 10568-mal betrachtet ]
Es zeigt auf der linken Bildseite das jugendlich entschlossen erscheinende Gesicht dieses reisefreudigen Seefahrers. Man erkennt auch rechts den Namen des Medailleurs Sousa Machado. Die rechte Seite dieser Medaille erscheint noch intertessanter. Wir sehen eine für diese Zeit typische zweimastige Karavelle mit gerefften Segeln, auf der viel Betrieb herrscht. Oben sind einige Stationen der Reisen von Diogo Cão aufgelistet. Unter anderem das Cabo Negro in der heutigen Demokratischen Republik Congo. Ganz rechts sieht man Mitglieder seiner Crew, wie sie gerade eine Säule aufstellen, die zu klaupo’s sachkundiger Antwort zur in Rede stehenden “Medaille des Monats“ passt. Das Beiboot liegt am Ufer. Eine wunderschöne Darstellung. Ist das nicht wie Deckel auf Pott zum Thema?
Das nächste Stück passt auch dazu:
Dateianhang:
ZRE_Diogo Cao Cabo Negro 2.jpg [ 142.4 KiB | 10568-mal betrachtet ]
Links das Antlitz des Entdeckers. Das Gesicht erscheint ähnlich wie zuvor, Hut und vor allem der Kragen sind aber anders gestaltet. Dazu noch ein paar weitere Elemente wie die fünf kleinen Wappen der portugiesischen Flagge. Alles in allem erscheint die Vorderseite dieser Medaille etwas aufwändiger gemacht als bei dem vorherigen Exemplar. Aber der Medailleur - Sousa Machado – ist derselbe. Vermutlich ist dieses Stück etwas später gestaltet worden als das zuvor gezeigte. Zwischendurch die physikalischen Daten:
Messing, 218,06 Gramm; 79,0 mm Durchmesser; Dicke über (erhabenen) Rand 6,8 mm, max. über Nase 7,0 mm; Rand glatt mit selbiger schon oben vermerkter Einschlagung : “J-GRAVARTE LISBOA PORTUGAL-A“ aber ohne Hinweis auf die Menge der produzierten Exemplare.
Auf der rechten Seite der Medaille stehen wir an Land von Porto Negro. Wir befinden uns übrigens nicht mehr in Angola, sondern in der heutigen Demokratischen Republik Kongo – früher Zaire - etwa in Höhe der Mündung des Kongoflusses in den Atlantik. Die Dynamik dieses Thread ist ja afrikanisch-länderübergreifend. Wir erleben die Aufstellung einer der von Diogo Cão’s Leuten errichteten Säulen live on stage. Dazu das feierliche Brimborium. Die Flotte des Seefahrers ist diesmal nur klein links oben zu erkennen. Irgendwie dieselbe Szene wie etwas weiter oben beschrieben, nur aus anderem Blickwinkel.
Ein Bild der Säule aus den 1930er Jahren seht Ihr hier. Erneut bittet Euer MG um Entschuldigung für die ewig lang Linkadresse:
http://www.google.de/imgres?q=Ficheiro: ... x=39&ty=26Diese Säule sieht nahezu identisch zu der am Cabo Santa Maria im heutigen Angola aus. Vielleicht ein Zufall, vielleicht hat Diogo bei seinen Reisen an der Westküste Afrikas auch immerzu identische Säulen aufgestellt.
Aber noch ist nicht Schluss! Eine weitere Medaille verdient es, an dieser Stelle vorgestellt zu werden. Sie wurde zum 500. Jubiläum der ersten Reise von Diogo Cão anno 1982 anläßlich des “Dia da Marinha = Tag der Marine“ geprägt. Sieben Jahre nach der politischen Unabhängigkeit von Portugal war Angola offenbar selbstbewusst genug, Medaillen mit Bezug auf die portugiesische Geschichte herauszugeben oder herausgeben zu lassen:
Dateianhang:
ANG_Diogo Cao Cabo Lobo.jpg [ 192.34 KiB | 10568-mal betrachtet ]
Die trockenen Daten: Messing / 166,67 Gramm / 79,0 mm Durchmesser / Dicke über Rand 3,8mm; max – über Ecke der Säule – 7,3 mm / Rand gerieft mit Einschlag 1316
Diese Medaille scheint der Lebensleistung dieses Entdeckers gewidmet zu sein. Auf der linken Seite der Abbildung sehen wir - irgendwie angezoomt im Vergleich zu den beiden weiter oben vorgestellten Stücken – links die übliche Karavelle und rechts die Aufsellung eines Diogo’schen Kreuzes. Wo auch immer das war. Ich tippe mal auf den Ort, der auch Bezug zur “Medaille des Monats“ Oktober 2012 nimmt: Cabo Santa Maria resp. Cabo Lobo, wie dieser Platz von Diogo seinerzeit benannt wurde. Beide Namen sind unten auf der links abgebildeten Seite benannt, bezeichnen aber offenbar denselben Ort. Etwas weiter oben liest man “R. Congo“, was den ein paar Zentimeter weiter unten angegebenen Lokalitäten “Cabo Lobo“ und “Cabo Santa Maria“ eher widerspricht. Vielleicht deute ich das nur falsch oder der Begriff “Congo“ war seinerzeit weiter gefasst. Oder der Medailleur, dessen Name Eduardo Leitao ganz links unten unter der Karavelle zu lesen ist, hatte bessere Informationen oder war etwas durcheinander.
Zur rechten Seite dieses Bildes mit langen portugiesischem Text und drei wappenartigen Darstellungen gebe ich erst einmal keinen Kommentar ab. Es wird auch Zeit für mich, zu Bett zu gehen. Außedem habe ich ich diese Rubrik auch ins Leben gerufen, um Hilfesstellung zu erhalten. Was sehen wir denn dort?
Macht’s gut
Euer MG
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)