KarlAntonMartini hat geschrieben:
Afrasi hat geschrieben:
Mich lässt diese Marke nicht los, und ich habe noch einmal gegrübelt. Ich würde sie ja immer noch eher als Tally Check ansehen, aber wenn das Haus Noble nun doch recht hat ...
1. Wenn es tatsächlich eine Kleingeldersatzmarke war, dann auf Grund des Designs ja wohl in Belgisch Kongo.
2. Da für den Kongo ab 1910 Kleingeld in ausreichenden Mengen geprägt wurde, macht es Sinn sie in die Zeit davor zu legen.
3. Größenmäßig passt sie in etwa zu den Münzen zu 2 Centimes und 10 Centimes.
4. Da sie aus Kupfer besteht (?) oder zumindest verkupfert ist, scheint sie das Stück zu 2 Centimes nachzuahmen.
5. Die kupferne Farbe ist vor allem dann nötig, wenn es eine Verwechslungsefahr gibt, nämlich mit dem 10er.
6. Die kleinen 10er aus Kupfer-Nickel gab es erst seit 1906.
7. Man müsste sie also mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die Zeit von 1906 bis 1910 datieren können.
Tschüß, Afrasi
Darf ich einige Gedanken beisteuern: Bei genauer Betrachtung ist der Stern auf den Münzen von Belgisch-Kongo doch von deutlich anderem Design. Der Stern auf dem Token entspricht dagegen dem Stern, der (klein) auf den ersten Kupfermünzen des Königreichs gezeigt wurde. Die Münzen von Belgisch-Kongo wurden von Heaton in Birmingham geprägt, was von dem Token unwahrscheinlich ist. Eine Verbindung zu Belgisch-Kongo dürfte der Token daher nicht haben. Die Societa Coloniale Italiana war zwischen 1921 und 1930 als Reederei tätig, die Frachtschiffe von Genua aus zu afrikanischen Häfen schickte, meist nach Sansibar. Ein Token der Gesellschaft ist bekannt aus Entebbe. Für 1903 ist ein Agent der Gesellschaft in Hodeida bekannt, tätig war sie auch in Mombasa, Aden und Cassala. Ihr Präsident und vermutlich Gründer war der Mailänder Chemie-Industrielle Angelo Carminati (1856-1934). - Eine zweite Gesellschaft gleichen Namens gab es nach 1937 im eroberten Äthiopien. (Die kommt wohl aus stilistischen Gründen eher nicht in Frage hier.) Vor 1905 hieß die Gesellschaft Societa Italiana per il commercio con le Colonie. - Grüße, KarlAntonMartini
Moin KAM!
Einspruch Euer Ehren!
Das Design des Sterns auf dem Token unterscheidet sich sicherlich von dem auf den Münzen aus Kongo, das trifft für den Stern auf den italienischen Kupfermünzen bis 1908 allerdings ebenfalls zu. Auch hier sind die Strahlen anders angeordnet, auch hier zeigt die Sternspitze nach oben, auf dem Token hingegen zeigt sie nach unten. Korrekt ist der Stern also in keinem Falle, was die Vermutung einer regionalen Nachahmung noch weiter stützt. Vom Gesamtbild her mit dem Stern in der Mitte und mit der Lochung liegt für mich weiterhin die Nachahmung der kongolesischen Münzen nahe.
Dass die kongolesischen Münzen in Birmingham geprägt wurden ist hier ja unerheblich. Sie waren in Matadi, dem größten Seehafen des Kongo, die gängigen Münzen. Wenn man dort Münzen nachahmen wollte, musste man eben diese Münzen nachahmen. Selbst wenn sie in Tokio oder Mexiko geprägt worden wären, würde dies nichts an der Sache ändern.
Eine weitere Frage ist: Wenn sich Africa Equatoriale nicht auf den Kongo bezieht, worauf dann? Auf dem Entebbe-Token fehlt diese Umschrift.
Beim Entebbe-Token lässt sich übrigens gut erkennen, dass es sich um einen vorgefertigten Token mit der Umschrift der Gesellschaft handelt. Das Wort Entebbe ist nachträglich flau und unregelmäßig hinzugefügt, und auch das Löwenbild samt Strichelrand wirkt im Verhältnis zur sauberen Umschrift der Gesellschaft etwas "handgeschnitzt".
Dass die Gesellschaft ab 1905 unter einem anderen Namen firmierte, stützt sogar meine Vermutung bezüglich des in Frage kommenden Zeitraumes der Herstellung und Benutzung des Tokens.
Ich behaupte nicht, dass der Token unbedingt aus Matadi kommt, aber etwas Besseres weiß ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Tschüß, Afrasi