Andechser hat geschrieben:
Lieber hexaeder,
mich würde sehr interessieren, wie die Herstellungstheorie aussieht. Könntest du dazu etwas sagen?
Beste Grüße
Andechser
Lieber Andechser,
bin definitiv der Meinung, dass ein Vierschlag in größeren Mengen - bei abnehmender geistiger Konzentration, ausschließlich nur mit mit einem zweiten Werkzeug, dass einem Hammer oder Stempel ähnlich ist, durchführbar ist. Dabei gehe ich von einem Wiener Pfennig mit etwa durchschnittlich 15-16 mm Durchmesser aus, bzw. von einen Hälbling mit 11-12 mm Durchmesser.
Auch im Bergbau verwendete der Hauer (Bergmann) ein sogenanntes Bergeisen, das einem Meißel mit dünner Handhabe entspricht, um sich durch einen kräftigen Schlag mit dem Schlägel (Hammer) nicht zu verletzen. Hiervon stammt auch das allseits bekannte Bergmannssymbol "Schlägel und Eisen". Während dieser Umstand im Bergbau bereits durch sehr frühe Literatur aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Georgius Agricola, dem „Vater der Mineralogie“ und als Begründer der modernen Geologie und Bergbaukunde, durch Wort und Zeichnungen überliefert ist, ist mir bisher auf alten zur Numismatik gehörenden Abbildungen nur das Schlagen der Prägebilder auf Münzen graphisch überliefert bekannt.
Aber den Feldversuch kannst du gerne selbst durchführen. Du brauchst dazu lediglich ein 1,5 cm großes dünnes und quadratisches Stück Plastik (Teigkarte oder ähnliches) und versuchst es mit einem mittleren Hammer durch einen Schlag zu runden. Mit einem oder zwei Fingern hältst du dabei den "Pfennig" am Tisch fest. Pass aber bitte gut auf deine Finger auf, denn einer von den vier Schlägen wird vermutlich die Finger treffen? Dabei stelle dir das beim Schlagen hunderter Pfennige, pro Stück viermal, vor! Bei einem Hälbling mit 10-11 mm Durchmesser, liegt die Finger-Trefferquote sicherlich bei 100%.
Dann versuche dasselbe mit einem zweiten kleineren Hammer oder Meissel (Stempel), der den Rohling an Tisch fixiert und schlage direkt mit einem Hammer auf den anderen drauf. Du wirst sofort bemerken, dass der Rohling bestens am Tisch fixiert wird und ein gut dosiertes Schlagen ohne Rücksicht auf die Finger auch bei einem Hälbling bestens durchführbar ist.
Eine Vorrichtung, die den Pfennig auf drei Seiten ohne Finger fixiert, halte ich eher für unpraktisch, denn es bräuchte viel Zeit den Pfennig beim nächsten Schlag weiter zu drehen. Zudem sind nicht alle Stücke gleich groß, bzw. rund und nach dem Schlag ändert sich die Form. Das würde sich auch deutlich auf die angefertigte Stückzahl, das Tagwerk, auswirken. Auch das Fixieren des Rohlings mit etwa einem Holzstück, statt dem Finger, halte ich eher für unwahrscheinlich, da sich ein gut dosierter Schlag mit einem großen Hammer auf einen kleineren viel besser durchführen lässt.
Das wäre meine Theorie, die mir beim Schlagen eines "echten Wiener Pfennigs" auf einem passenden Metallstück schlüssig erschienen ist. Ob es aber tatsächlich auch so oder ähnlich durchgeführt wurde, kann ich nur vermuten?
Beste Grüße,
hexaeder