otakar hat geschrieben:
Die Ansicht hexaeders, dass der Vierschlag mit Hammer und einem meißelartigen Eisen geschlagen wurde, bedingt, dass bei dieser Prozedur zwei Personen zusammenhelfen mussten. Jemand musste ja den Pfennig halten, während ihn der andere mit den Werkzeugen bearbeitete (wofür er ja zwei Hände benötigte).
Lieber
otakar,
wie erwähnt habe ich bei einem Mittelalterfest einen Pfennig selbst geschnitten, mit einem Vierschlag versehen und dann noch dazu mit einem Motiv geprägt. Ein Student aus Wien, der sich mit mittelalterlicher Prägetechnik beschäftigt, hat es mich mehrmals versuchen lassen. Einen Vierschlag bei einem Teschler oder noch besser bei einem Teschler-Hälbling, könntest du technisch gar nicht ohne das Hilfsmittel eines Meißels oder ähnlichen Gegenstand durchführen. Du musst zwar mit Gefühl, aber trotzdem ganz schon draufhalten, damit man vom Vierschlag etwas erkennt. Bei einem Teschler-Hälbling (oder bei jenem Hälbling, den ich auf einem Foto eingefügt habe) würden garantiert zwei von vier Schlägen ohne Hilfsmittel auf die Finger gehen und das wäre bei dieser Schlagstärke sehr schmerzhaft!
Aus eigener, damals gewonnener Erfahrung kann ich dazu folgendes berichten:
Der aus dem Zain geschnittene Rohling liegt vor dir auf einer harten Unterlage. In der Linken hält man eine Metallstange mit quadratischem oder rechteckigen Querschnitt, längenabhängig entweder mit zwei Fingern oder der ganzen Hand auf den Rohling. Diese wird senkrecht auf die den äußeren Rand des Pfennigs gestellt. Mit der rechten Hand schlägt man kräftig, aber mit Gefühl auf die Metallstange. Diesen Vorgang muss man viermal wiederholen, damit dann schlussendlich das typische Viereck im Zentrum übrig bleibt. Den Pfennig braucht man dabei nicht halten, denn der wird ohnehin durch die Metallstange auf die Unterlage gedrückt. Danach legt man den fertigen Rohling auf den Unterstempel setzt den Oberstempel auf und prägt mit einem gut dosierten Schlag das beidseitige (oder auch einseitige) Münzbild auf den Pfennig. Schlägt man zu leicht, ist das Münzbild schlecht oder nicht vorhanden, schlägt man zu hart, ist die Münze perforiert oder gleich zerstört. Das gilt sowohl für Vierschlag als auch Prägung selbst.
Ob es damals tatsächlich so gemacht wurde kann ich nicht sagen, aber der Feldversuch erschien mir logisch.
Bei den Salzburger Vierschlagpfennigen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (A 52 bis A 67 und A 71 bis A 82) kann am oftmals deutlich ein gestreiftes Muster (Feilspuren) dieser Metallstange, bzw. der Unterlage erkennen, das beim Vierschlag entstanden ist. Ist mir auch bei Wiener- und Laufener Pfennigen aufgefallen.
Herzliche Grüße,
hexaeder