Liebe Freunde,
diese Schnalle stammt meines Erachtens – wenn sie echt ist - aus der späten Völkerwanderungszeit und ist germanisch. Das Motiv leitet sich tatsächlich vom Greif her, der schon seit dem 3. Jahrtausend v. C. ausgehend von Mesopotamien in vielen Kulturen vorwiegend als apotrophäisches (Unheil-abwendendes) Symbol verwendet wurde. Über die Skythen breitete sich dar Greif bis nach China, ja sogar auf die koreanische Halbinsel und nach Japan aus. Von den nach Westen vordringenden Steppenvölkern waren es vor allem die Avaren, die das Motiv häufig verwendeten. Bei den Franken, Alamannen und Burgundern taucht das Motiv ab 550 auf. Verschiedene Theorien legen die Herkunft zu den Römern, in den Kaukasus, in den Orient und zu den Avaren. Sie sind aber alle nicht stichhältig. Kühn legt daher die Herkunft nach Byzanz, wo es über Oberitalien oder Marseille Eingang in die germanische Kultur vor allem der Burgunder fand. Der Hauptteil der Funde beschränkt sich daher auf dieses Gebiet (Westschweiz, östliches und nördliches Frankreich), in wenigen Exemplaren nördlich und südlich der Pyrenäen. Dass der byzantinische Einfluss auf die Völker des Nordens relativ groß war, belegen ja auch die zahlreichen Nachprägungen von Münzen, vor allem goldene Solidi, die oft mit Billigung des Kaisers in „Lizenz“ hergestellt wurden. Das Greifenmotiv hat in dieser Zeit eine Wandlung mitgemacht. Der bei den Germanen ursprünglich nicht bekannte Greif entwickelte sich zum Flügelpferd, und die Flügel wurden später zum Reiter oder fielen ganz weg. Einzig der Greifenschnabel und die Krallen haben sich lange gehalten. Und damit sind wir bei dieser Darstellung, die daher als relativ spät einzustufen ist.
Literatur: Herbert Kühn: Jahrbuch für prähistorische & ethnographische Kunst, Jg. 1934; Verl. Walter De Gruyter & Co, Berlin und Leipzig
Dateianhang:
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Vielleicht findet jemand noch neuere Literatur zudiesem Thema.
OTAKAR