Heute etwas zum Thema Prager Groschen und dem Nachfolger der Přemysliden-Dynastie.
Ein bewegtes Leben...ein wahrer Ritter!
Johann der Blinde ----------------------- * 10.8.1296 in Luxemburg - ⚔ 26.8.1346 in Crécy
Johann von Böhmen, König von Böhmen (7. Februar 1311 - 1346) Jan Lucemburský, Markgraf von Mähren (1310-1333) Jang de Blannen, Graf von Luxemburg (1313-1346)
Gefallen 1346 gegen die Engländer auf dem Schlachtfeld bei Crécy.
Begraben: zunächst Abtei Valloire bei Crécy, dann im Luxemburgischen Kloster Altmünster, 1543 im Luxemburgischen Kloster Neumünster, in der franz. Revolution im Haus der Familie Boch (Villeroy & Boch), 1838 in der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Kapelle in Kastel-Staadt, 1945 exhumiert und in die Krypta der Kathedrale von Luxemburg überführt.
Er galt als die Verkörperung des Ritterideals seiner Zeit. Er war ein berühmter Turnierheld und konnte auch einige Erfolge bei der Vermehrung seiner Hausmacht erzielen.
Johann war der Sohn Kaiser Heinrichs VII. und Margaretes von Brabant. Bereits in jungen Jahren begleitete er seinen Vater und verbrachte einige Zeit in Paris, wo er auch studierte. Nachdem Heinrich VII. 1308 zum römisch-deutschen König gewählt wurde, belehnte er Johann zunächst mit der Grafschaft Luxemburg. 1309 nahm eine böhmische Adelspartei, die gegen den damaligen böhmischen König Heinrich von Kärnten opponierte, Kontakt mit Heinrich VII. auf. Heinrich VII. reagierte, indem er seit Anfang 1310 Verhandlungen mit den böhmischen Oppositionskreisen führte und am 30. August 1310 den 14 Jahre alten Johann mit dem Königreich Böhmen belehnte. Johann wurde am selben Tag in Speyer mit der böhmischen Prinzessin Elisabeth vermählt, einer Schwester von Wenzel III., mit dessen Ermordung 1306 kurz zuvor das alte böhmische Herrscherhaus der Přemysliden in männlicher Linie ausgestorben war. Die Heirat von Wenzels II. Tochter Elisabeth mit Johann von Luxemburg im Jahre 1310 war die Grundlage für die Thronbesteigung der Luxemburger in Böhmen und Mähren. Im Oktober 1310 zog Johann mit einem Truppenkontingent nach Böhmen, während sein Vater Heinrich nach Italien aufbrach, um dort die Kaiserkrone zu erlangen. Johann, der von Heinrich auch zum Reichsvikar ernannt worden war, belagerte die damals reichste Stadt Kuttenberg (Silberbergwerke und Münzstätte der Prager Groschen), deren Eroberung ihm aber nicht gelang. Bei dem kleinen Städtchen Kolín wurde er erneut von Heinrich von Kärnten geschlagen. Als Johann 1310 in Prag einmarschierte, wo er am 7. Februar 1311 gekrönt wurde, hatte er noch nichts erobert. Dem einheimischen Adel mußte er zugestehen, dass Ämter nur mit Böhmen und Mährern besetzt werden durften. Für Johann bedeutete die Annahme der böhmischen Krone auch, dass er Ansprüche auf die Throne von Polen (Titularkönig) und Ungarn erhob, die die letzten beiden Přemysliden Wenzel II. (*1271, † 1305) und Wenzel III. (* 1289, † 1306) innegehabt hatten.
In Böhmen konnte Johann seine Macht nie wirklich entfalten, da er kaum im Land war und in mehrere europäische Konflikte eingriff. So versuchte er immer wieder seinen Anspruch auf Polen durchzusetzen, indem er in den Konflikt zwischen dem Deutschen Orden und dem polnischen König Władysław I. Ellenlang auf Seiten des Ordens eingriff und sich 1328/29, 1336/37 und 1344/45 an Feldzügen des Ordens gegen Litauen beteiligte. 1335 schließlich bemühte sich der polnische König Kasimir III. um eine Beilegung des Konflikts mit Johann. Die Könige trafen sich in Visegrád. Kasimir erkannte die böhmische Oberhoheit über Schlesien an und verzichtete gegen eine Geldzahlung auf die Ansprüche der böhmischen Krone. Johann gab seine Ansprüche auf die polnische Krone auf und schränkte die Unterstützung für den Deutschen Orden ein.
Johann von Luxemburg, der große Reiter und Turnierheld, war 1337 auf dem rechten Auge erblindet. Diese Ophthalmie war eine Erbkrankheit der Luxemburger, nur ein Entfernen des erkrankten Auges kann ein Übergreifen auf das gesunde Auge verhindern. Trotz einer Operation durch Guy de Chauliac verlor er drei Jahre später auch das linke Auge und hieß fortan der Blinde. Während der bald darauf ausgebrochenen Kampfhandlungen zwischen England und Frankreich (Hundertjähriger Krieg) stand Johann auf der Seite Frankreichs. Johann fiel im Jahr 1346 in der Schlacht von Crécy. Der Überlieferung zufolge soll der bereits völlig erblindete Johann praktisch schutzlos ins Kampfgetümmel geritten und erschlagen worden sein. Der Legende nach trat nach der Schlacht der damals 16-jährige Prince of Wales, Edward of Woodstock an die Leiche heran. Mit den bewundernden Worten „There lies the Prince of Chivalry, but he does not die“ („Hier liegt der Fürst der Ritterlichkeit, doch er stirbt nicht“) soll er das Zimier Johanns, das unter anderem aus zwei Flügeln bestand, an sich genommen und zu dem seinen gemacht haben. Das Zimier in Form von drei Straußenfedern – die jedoch auch anderen Ursprungs sein könnten – sowie Johanns deutscher Wahlspruch „Ich Dien“ (SERVIAM) finden sich jedenfalls bis heute im Wappenzeichen des Prince of Wales wieder.
Ich möchte diese interessante Geschichte numismatisch mit 2 unter ihm in Kuttenberg (Kutná Hora) geschlagene Prager Groschen sowie 3 zum 600- jährigen Gedenken seines Todestages in Luxemburg herausgegebenen 20, 50 und 100 Francs-Stücken von 1946 illustrieren. Zugleich möchte ich die philatelistischen Erinnerungsstücke, einen Ersttagsbrief zu 2 Francs von 1946 sowie den Ersttagsbrief zu 20 Francs von 1989 hinzufügen.
Zeitgleich wurden 1989 von seinem Vorgänger als böhmischer König Wenzel II. ein 25 Francs-Ersttagsbrief sowie von seinem Nachfolger Karl I. (Kaiser Karl IV.) ein 12 Francs-Ersttagsbrief begeben. Herausgegeben wurden sie zu Ehren des 25 jährigen Kronjubiläums des damaligen Großherzogs Jean von Nassau. Auf dem Avers der Franc-Münzen ist er dargestellt als vormaliger Prenz Jean vu Letzeburg.
Die Darstellung der Briefmarken stellt drei Ausschnitte aus Bleiglasfenstern dar und stammt aus der großherzoglichen Loggia der Kathedrale Notre Dame zu Luxemburg. Weiterhin eine zeitgenössische bildliche Darstellung des letzten Kampfes des wahren Ritters.
Den Schluß soll das Grabmal Jang de Blannen's auf der finalen Begräbnistätte in der Luxemburger Kathedrale bilden.
Ein wahrhaft interessanter abendländischer Lebenslauf im kurzen Zeitraffer!
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Freiheit dem Wort Den Wissenschaften Schutz Den Loorbeer jeder edlen Kunst Den Armen väterliche Sorge
Ludwig II. von Bayern
Zuletzt geändert von franztimm am 29. Mai 2017, 12:50, insgesamt 6-mal geändert.
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