Heute möchte ich eine Münze aus einem benachbarten Gebiet Danzig's vorstellen.
Es ist ein
Artig (pl. Artiger)
aus Reval, heute Tallin, der Hauptstadt Estlands. Der Artig war eine Münze, die von den Bischöfen von Dorpat, den Erzbischöfen von Riga und dem Livländischen Schwertbrüderorden (Zweig des Deutschen Ordens) im 14. und 15. Jahrhundert geprägt wurde.
Av.: MONETA REVALIE
Re.: MAGISTRI LIVONIED = 18,5 mm, Gewicht 1,21 g, Feinheit 9 Loth 13,5 grän, 609/1000, Feingewicht 0,737 g.
Der Wert des Artig variierte im Lauf der Zeit:
1 Artig (Ortüg) = 3 Pfennig lübisch (um 1370)
Der Artig
ohne Jahr ist unter der Regentschaft des Landmeisters
Arnold von Vitinghove († 11. Juli 1364) zwischen
1363 und 1364 geprägt worden.
Er war von 1360 bis 1364 Landmeister des Deutschen Ordens in Livland. Er entstammte dem westfälischen Adelsgeschlecht der Vietinghoffs in der Grafschaft Mark mit Stammhaus Vittinghoff (heute Ruine) bei Essen-Rellinghausen.
Dieser Artig ist die erste von 4 Varianten.
Man erkennt auf der Münze die 3 goldenen Kugeln aus dem Familienwappen der Vittinghoff.
Das Stammwappen der Vittinghoff zeigt drei goldene Kugeln (Münzen) auf schwarzem Schrägrechtsbalken im silbernen Schild, auf dem Helm ein schwarzer Turnierhut mit aufgeschlagener roter Krempe und den drei goldenen Kugeln, darüber ein flüchtiger Fuchs mit einer goldenen Kugel im Fang.Arnold von Vitinghove zeichnete sich als Gebietiger (Komtur) und Landmeister des Deutschen Ordens wiederholt in den Litauerkriegen des Deutschen Ordens aus.
In den Jahren 1341 bis 1346 wird Vitinghove als Komtur des Deutschen Ordens zu Marienburg in Livland erstmals urkundlich erwähnt. 1348 wurde er Komtur zu Reval. 1360 verlieh ihm das „Landkapitel“ des Livländischen Ordenszweiges die Würde eines Landmeisters, was durch den Hochmeister Winrich von Kniprode bestätigt wurde.
Am 11. Juli 1364 verstarb der Landmeister Arnold von Vitinghove unter ungeklärten Umständen. Sein Nachfolger als Landmeister von Livland wurde Wilhelm von Friemersheim.
Zitat:
Tallinner Artiger wurden folgendermaßen gestaltet: Auf der Vorderseite ist das durch zwei Striche dargestellte Ordenskreuz auf dem Wappenschild und der Text MAGISTRI LIVONIE zu sehen, auf der Rückseite sieht man das Kreuz mit drei Kügelchen in den Winkeln und die Aufschrift MONETA REVALIE. Bis zur Münzreform im Jahr 1422 wurde diese Gestaltung nur geringfügig variiert. Irgendwann wurde dem Ordenswappen ein Ringel hinzugefügt, dann hat man angefangen, das Ordenskreuz durch einen fetten (gefüllten) Strich darzustellen, und zuletzt wurde der Ringel durch den Halbmond ersetzt, der sich zuerst nach rechts, dann nach links öffnete. Dieselben Zeichen – Ringel und Halbmond – finden sich auch unter dem Wappen des Tartuer Bistums (dem gekreuzten Schlüssel und Schwert). Die ersten Artiger aus Tallinn waren etwas leichter (durchschnittlich 1,20 g) als die Örtugen aus Visby, jedoch hatten sie einen etwas höheren Silbergehalt (9 1/2–9 3/4 Lot), wodurch sie etwa den gleichen Wert besaßen. Aus der Silbermark wurden zuerst ca. zwei Mark Münzen geprägt, doch mit der Zeit sanken ihr Silbergehalt sowie ihr Gewicht. Die letzten Artiger erstes Typs enthalten nur 8 Lot bzw. 50 % Silber und wiegen knapp ein Gramm.
Daß das Münzen in Tallinn wieder belebt wurde, ist der Verdienst des Ordensmeisters Arnold von Vytinghove (1359–1364). Dafür investierte er 1363 in die Münze 1.000 Rigische Mark, der Stadtrat gab ebenfalls 1.000 Mark dazu.
Leimus, I. "Lisandeid Tallinna vanemale mündiajaloole. Linna arveraamatute uurimise mõningaid tulemusi./ Vana Tallinn VIII (XII)", Tallinn 1998, 83–95.