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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 27. Feb 2014, 22:41 
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Liebe Freunde afrikanischer Medaillen,

wie es in letzter Zeit fast immer üblich war, kriegt Ihr die afrikanische Medaille zu diesem Monat erst am allerletzten Tag zu Gesicht, und das auch nur knapp vor Toreschluss. Ich gelobe Besserung, kann aber ehrlicherweise kein Versprechen abgeben, dass sich das in nächster Zeit bessern wird. Nach zwei Medaillen aus Ghana aus Dezember 2013 und Januar 2014 soll es diesmal woanders hingehen. Ansonsten wäre es ja langweilig. Auch technische Bauwerke und Flugzeugtypen hatten wir in letzter Zeit genug. Es wird mal wieder Zeit für eine historische Person mit Bezug zu Afrika. Wir jetten deshalb flugs von Ghana nach Angola und sehen uns einem bärtigen Konterfei gegenüber:
Dateianhang:
ANG_Manuel Alves da Cunha.jpg
ANG_Manuel Alves da Cunha.jpg [ 180.57 KiB | 11856-mal betrachtet ]
Bevor ich es wieder vergesse: Die physikalischen Daten zur Medaille:
Messing (Bronze ???). 285,34 Gramm; 90,0 mm Durchmesser; Dicke über Rand: min. 3,9 mm / max. 11,9 mm (über Nase); Rand glatt; Punzierung 216/400 (also das zweihunderzsechtzehnte von insgesamt 400 Exemplaren. Der Medailleur scheint ein R. Ventura gewesen zu sein. Ausgabejahr der Medaille? Keine Idee meinerseits.

Wer ist also Monsenhor Dr. Manuel Alves da Cunha? Er war ein offfenbar ein kregeler Typ, der seine Weltanschauung zeit seines Lebens konsequent verfolgt hat. Wir sehen sein ernst aber auch mild dreinblickendes Portrait auf der linken Seite der Medaille. Auch seine Eckdaten 1872 – 1947 sind dort zu lesen. Der Herr ist also 75 Jahre alt geworden. Und das, obwohl er von 1901 bis zu seinem Tod als Missionar in Angola gewirkt hat. Das lesen wir auf dem Rv. Er muß also eine ungewöhnlich starke körperliche Konsitution gehabt haben. Üblicherweise starben seinerzeit missionarische Eiferer und sonstige Vertreter der europäischen Schutzmächte in den Tropen innerhalb weniger Jahre konsequent an irgendwelchen Tropenkrankheiten. Meine Besuche verschiedenster alter “Kolonial-Friedhöfe“ beweisen das und lassen einen erschaudern, in welch jungen Jahren diese Idealisten fern der Heimat das Zeitliche gesegnet haben. Manuel Alves da Cunha hat das offenbar nicht gestört. Er machte einfach weiter. Sein Motto, das auf der Umschrift des Rv zu lesen ist: “Alma Plena de Deus, Coração Cheio de Portugal“ (laienhaft übersetzt: Die Seele gottergeben, das Herz Portugal gewidmet) hat ihn bis zu seinem Ableben begleitet.

Was sehen wir sonst noch auf dem Rv? In der Mitte das Wappen des Geburtsortes des Protagonisten dieser Meldung. Es geht um die portugiesiesische Stadt Chaves hoch im Norden Portugals, wo da Cunha am 6.August 1872 das Licht der Welt erblickte. Klein (mit heute nur etwa 40.000 Einwohnern) aber fein. Schon im 5. Jh. war der Ort, seinerzeit Aque Flaviae genannt, aktenkundig. Damals war Hydatius von Aquae Flaviae dortiger Bischof. Die römische Brücke über den Tâmega mit ihren Steinbögen ist auch auf dem Stadtwappen dargestellt. Manuel Alves da Cunha stammt also nicht aus irgendeinem Kuhdorf. Verstorben am 4. Juni 1947 in Luanda ist Dr. Manuel Alves da Cunha übrigens nicht nur als blindwütiger (Abänderung Moderation) verblendeter Missionar, sondern ist auch als gewürdigter Literat in die Geschichte eingegangen.

Soweit zur afrikanischen “Medaille des Monats“ Februar 2014. Wir sprechen uns im März wieder. Ist ja schon gleich… ;)
Lg an alle
Euer MG

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 27. Feb 2014, 23:25 
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Mit den "blinden" Missionaren habe ich ein wenig Probleme und finde es eine unzulässige Verallgemeinerung. Es gab sicher verblendete Fundamentalisten unter ihnen, aber auch reichlich naiv-fromme und ebenso gab es gebildete, humanistisch getriebene. Albert Schweitzer zum Beispiel als "Blinden" darzustellen finde ich nicht ganz fair.

Trotzdem freue ich mich über Deinen Beitrag und hoffe auf mehr!

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 28. Feb 2014, 11:02 
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Sehr schönes Porträt! - Ich würde die Signatur R. VENTURA anders deuten, nämlich als Autor des Zitats über den Geehrten. Der Medailleur steht neben dem Porträt, CABRAL ANTONES (??). - Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 28. Feb 2014, 21:27 
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Meiner Meinung nach spricht vieles für 1972, stilistisch passt es in das Jahrzehnt (hast ja doch schon einige aus der Zeit in der Machart hier gezeigt, zudem hat Portugal auch in dem Jahrzehnt scheinbar recht rege Medaillen ausgegeben), die Tatsache, dass er da 100 Jahre alt geworden wäre und als letztes auch noch sein 25. Todestag.

Gruß Chippi

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Wurzel hat geschrieben:
@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)

Münz-Goofy hat geschrieben:
Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 21. Mär 2014, 19:23 
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Liebe Freunde afrikanischer Medaillen,

zunächst einmal herzlichen Dank an alle, die Kommentare zu dem im Februar vorgestellten Exemplar mit Bezug zu Angola abgegeben haben. Das war sehr hilfreich für mich und auch Motivation, diese Rubrik fortzusetzen. Leider habe ich offenbar mit dem Ausdruck “blindwütig“ die religiösen Gefühle eines hochgeschätzten Mitglieds unserer Café-Gemeinschaft verletzt. Inzwischen habe ich dieses Wort durch “verblendet“ ersetzt. Ok, Afrasi?

Trotz oder gerade wegen dieser Diskussion giesse ich nochmals Öl ins Feuer, präsentiere als Medallie März 2014 ein religiöses Thema und hoffe, dass es diesmal passt. Es geht wieder einmal um Ghana. Während meines Aufenthaltes in diesem Land um den Jahreswechsel 2013/2014 herum kreuzte folgende Spendenmarke meinen Weg:
Dateianhang:
GH_Joh 3.16.jpg
GH_Joh 3.16.jpg [ 145.09 KiB | 11818-mal betrachtet ]
Die Medaille ist aus Aluminium und hat früher wohl einmal eine Öse gehabt, die brachial vermutlich unter Verwendung eines Flammenwerfers entfernt wurde. Die Spuren dieser Operation sieht man dem malträtierten Stück besonders auf der “Twi-Seite“ an. Das Überbleibsel wiegt 4,39 Gramm, misst 39,0 mm im Durchmesser und 1,7 mm über Rand.

Das auf der Medaille in Englisch und Twi vorgestellte Zitat stammt aus dem ersten Brief des Apostels Johannes, dem auch das vierte von Rom authorisierte Evangelium zugeschrieben wird. Einigermaßen wörtlich übersetzt, liest man auf der englischen Seite:

“Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“

In meiner Hausbibel (Pattloch-Verlag, Aschaffenburg; 21. Auflage 1971) lese ich unter Joh. 3.16 folgendes: “Darin erkennen wir die Liebe [Gottes], daß jener für uns sein Leben hingab; auch wir sollen für die Brüder das Leben hingeben.

Da sieht mal mal wieder, wie verschiedene Übersetzungen/Interpretationen historischer Texte (das gilt nicht nur für religiöse Schriften wie Bibel, Koran usw., sondern auch für alle anderen Themen), zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Was hat uns der Apostel Johannes wohl für unser Leben mitgeben wollen?

Auf der Seite in Twi, einer der Sprachen, die auch noch heute in Ghana im allgemeinen Leben weitverbreitet ist, liest man transkribiert: “Na sɛnea Onyankopɔn dɔɔ wiase nie, sɛ ɔdene ba a ɔwoo no korɔ no maeɛ, na obiara a ɔgye no die no anyera, na wanya daa nkwa.“ Möchte das jemand wörtlich übersetzen? Jeder ist herzlich dazu eingeladen!

Aus welchem Jahr stammt dieses Stück? Dazu habe ich berhaupt keine Vorstellung. Ein Hinweis auf einen Medailleur für diese Spendenmarke fehlt ebenfalls. Trotzdem betrachte ich es als legitim, ein solches Stück mit Bezug zu Afrika in dieser Nische des Numimsmatik-Cafés vorstellen zu dürfen.

Wie dem auch sei. Die Medaille des Monats April wird profanen Ursprungs sein. Versprochen!

Euer MG

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 21. Mär 2014, 20:04 
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MG hat geschrieben: Was hat uns der Apostel Johannes wohl für unser Leben mitgeben wollen?

Gott liebt die Welt, das Leben und die Freude - und das Leben und die Liebe sind wichtiger als das Einhalten religiöser Gesetze und das Glauben von Lehrsätzen.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 21. Mär 2014, 20:22 
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ischbierra hat geschrieben:
...Gott liebt die Welt, das Leben und die Freude - und das Leben und die Liebe sind wichtiger als das Einhalten religiöser Gesetze und das Glauben von Lehrsätzen.
Lieber Festus, ein herzliches Dankeschön für Deine weise Einschätzung. Zu Zeiten der heiligen Inquisition wärest Du dafür garantiert auf dem Scheiterhaufen gelandet.

Lg Dietmar

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 23. Mär 2014, 20:56 
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Ein interessantes Stück! Mich interessiert, wie Du darauf kommst, dass es sich um eine Spendenmedaille handelt?

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 24. Mär 2014, 17:38 
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Afrasi hat geschrieben:
...Mich interessiert, wie Du darauf kommst, dass es sich um eine Spendenmedaille handelt?
Ich habe sonst keine andere Idee. Weißt Du etwas plausibleres?

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 Betreff des Beitrags: Re: Afrika - Medaille des Monats
BeitragVerfasst: 24. Mär 2014, 19:44 
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Bei einer Spendenmedaille ist in der Regel der Spendenzweck angedeutet. Ich halte es für ein Amulett. Der Gedanke von Gebeten und Bibelsprüchen als "magischer Medizin" ist in Afrika weit verbreitet. In diesem Falle würde es sich um eine "Trauer-Medizin" handeln. Auch ein Amulett für einen Toten ist denkbar und würde den Ausbruch der Öse erklären.

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