Schatzfunde sind oftmals mit unruhigen Zeiten verknüpft. Neben ihrer Bedeutung als historische, wirtschaftsgeschichtliche und numismatische Quellen haben sie oft auch einen beträchtlichen materiellen Wert. Münzen aus einem derartigen Zusammenhang sind meiner Meinung nach als Sammlungsstücke besonders interessant und es könnte sich lohnen, sie in einer eignen Rubrik vorzustellen.
Hier also ein Pfennig aus dem Fund von Dünnwald:
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Dünnwald - Häv 690 combi.jpg [ 115.45 KiB | 25578-mal betrachtet ]
Köln, Erzbistum, Engelbert II von Falkenburg (* um 1220; † 20. Oktober 1274 in Bonn), Pfennig, 20 mm, 1,34 g.
Av: ENGELBERT-VS ARCHIEPC (nicht vollständig ausgeprägt)
Thronender Erzbischof mit Buch und Krummstab, unter dem Buch eine Kugel.
Rv: SANCTA . COLONIA (nicht vollständig ausgeprägt)
St. Petrus mit Kreuzstab und Schlüssel in dreitürmigem Gebäude mit zwei Fahnen.
Hävernick 690.
Manfred Olding, Lagerliste 70, Sommer 2013 (Osnabrück), Nr. 459.
Dateianhang:
Dünnwald - Häv 690 Zettel.jpg [ 97.88 KiB | 25578-mal betrachtet ]
Der Fund von Dünnwald wurde am 6. November 1939 auf dem Friedhof von Köln-Dünnwald in einem "gotischem Gefäß" gefunden, etwa 300 m entfernt von der alten Klosterkirche der Prämonstratenserinnen.
Zunächst wurden 1578 Münzen gemeldet, die in das Kölner Stadtmuseum gelangten. Nach dem Krieg gab ein Sammler aus Köln-Rath an, 600 weitere Münzen gesehen zu haben, von denen er 98 - "alle Besonderheiten" - erwarb. Diese wurden von Wilhelmine Hagen beschrieben, die gegenüber der Erstbeschreibung des Fundes durch Albert Steilberg aufgrund eines Quadrans des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg eine spätere Vergrabungszeit des Schatzes erschließen konnte: statt 1270 um 1275/80. Insgesamt stammen die Münzen des Fundes hauptsächlich aus den Niederlanden, aber auch aus Köln, aus Westfalen, und England, während aus den Erzbistümern Mainz und Trier, dem Bistum Metz und aus Schottland nur sehr wenige Münzen kamen.
Eine Abbildung des Fundgefäßes findet sich hier:
http://www.bildindex.de/obj05746069.html#|homeOffensichtlich wurde ein Teil der Münzen des Sammlers aus Köln-Rath (Dr. C. Füngling) bei Künker in Osnabrück versteigert (Auktion 229, 13. März 2013, Los 5603):
https://www.kuenker.de/AuktionDetail.kuenker?los=5603&lager=00071http://books.google.de/books?id=FMWjROi1MOoC&lpg=PA33&ots=2yFs3rh0yo&dq=Nachtrag%20zum%20Denarfund%20von%20K%C3%B6ln-D%C3%BCnnwald%20vergraben%20um%201275%2F80&hl=de&pg=PA33#v=onepage&q=Nachtrag%20zum%20Denarfund%20von%20K%C3%B6ln-D%C3%BCnnwald%20vergraben%20um%201275/80&f=falseEin Teil dieser 61 Münzen wurde von Manfred Olding verkauft, von dem ich meine Münze habe. In seiner Lagerliste 70, Sommer 2013 bildet er einige Münzen ab (Nr. 456-464, 870, 975-978, 982-985), die Beschreibungen und Gewichte der Münzen (auch dort nicht aufgeführter, über den Webshop verkaufter Stücke) stimmten im Wesentlichen mit denen bei Wilhelmine Hagen überein.
Wilhelmine Hagen, Nachtrag zum Denarfund von Köln-Dünnwald vergraben um 1275/80. Hamburger Beiträge zur Numismatik Bd. 2, Heft 8, 1954, S. 231-239.
Thomas Lautz, Der Schatz von Köln Dünnwald. In: Werner Schäfke / Marcus Trier / Bettina Mosler (Hrsg.), Mittelalter in Köln. Eine Auswahl aus den Beständen des Kölnischen Stadtmuseums. Köln 2010. S. 323-325.
Albert Steilberg, Der Denarfund von Köln-Dünnwald, vergraben um 1270, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik Bd. 1, Heft 3, 1949, S. 20-48 mit Tafel 1 und 2.
Viele Grüße,
Docisam
PS: Kann jemand eine übersichtliche und schön illustrierte Darstellung des mittelalterlichen Münzwesens in Mitteleuropa empfehlen?