Liebe Freunde Afrikas,
darf ich Euch heute wieder einmal mit einer Eisenbahnmedaille mit Bezug zu Afrika zupesten? Ich kann mir vorstellen, daß ich Euch mit Medaillen dieser Art irgendwie lästig werde, habe andererseits auch kaum eine Idee, was ich da in Händen halte. Deshalb dieser Beitrag.
Vorweg die unumstößlichen Münzdaten:
107,46 Gramm Gewicht / 59,0 mm im Durchmesser / Dicke an der Basis 4,0 mm und an der erhabensten Stelle 7,0 mm. Vermutlich Kupfer-Nickel. Rand glatt.
Dateianhang:
Africa Chemins de Fer et Travaux Public.jpg [ 156.13 KiB | 13812-mal betrachtet ]
Die Abbildung auf der rechten Seite kann weder durch den Bagger, den Kran, das Holzgerüst auf der rechten Seite des Bildes, die provisorischen Pfeiler unter der Brücke und vor allen Dingen nicht aufgrund der netten Palmen einem spezifischen Bauwerk zugeordnet werden. Der Fluß, über den die Brücke führt, scheint allerdings ziemlich lang zu sein.
Wir lesen auf dem linken Bild in der Mitte: “Travail – Présence – Fidelité", also in etwa: Arbeit – Gegenwart – Treue. Wenn jemand das besser übersetzen kann, bin ich dankbar für einen Hinweis. Ich bin ja leider ein anti-frankophon gepolter Zeitgenosse. Die Umschrift lautet: “Régie Générale de Chemnis de Fer et Travaux Publics“. MG-mäßig übersetzt: Hauptleitung des Baus der öffentlichen Eisenbahnen. Was steckt also hinter dieser Medaille? Die genannte Gesellschaft baute zahlreiche Eisenbahnlinien in aller Welt. Sie wurde 1855 von Graf François-Georges Vitali (1830-1910) gegründet und war nicht nur in Afrika, sondern z.B. auch in Europa, China, Südamerika und im Orient aktiv. Eine weitere Medaille dieser Organisation kann man in der fünften Zeile ganz rechts auf dieser website sehen:
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... vpy=169&duDie Umschrift auf der rechten Seite des Bildes des obigen Links liefert eine ganze Reihe von Ortsnamen. Beyrouth = Beirut im Libanon. Und was hat es mit Tancarville auf sich? Das ist ein Ort in Frankreich zwischen Rouen und Le Havre und bietet dem Bahnreisenden die längste Hängebrücke Frankreichs. Außerdem liest man “Paris“, “Niamey“ (Hauptstadt des Nigers) und “Yauonde“ (Hauptstadt von Kamerun).
Meine Medaille (ohne eine Henkelspur) aber mit dem Hinweis “Afrique“ passt in diesen Zusammenhang. Ich kann nur raten. Vermutlich befinden wir uns im französischen Westafrika. Zu welchem Anlaß wurde sie geprägt? Und welche Brücke sehen wir hier? Die genannte Gesellschaft hatte ihre Finger in vielen Bauprojekten Westafrikas. Senegal/Mali, Kamerun, Mauretanien. Letzterer Staat scheidet sicherlich aus. Die dortige Bahnlinie weist keine große Brücke aus, soweit ich weiß. Wenn ich weiter spekulieren würde, wäre das Fenster zu groß und die Fallhöhe zu tief, als dass ich mich daraus lehnen wollte. Vielleicht liest ja ein erfahrener Afrika-Reisender diese Zeilen und erkennt die Brücke auf Anhieb.
Wir sollten unseren Blick jetzt weiter schweifen lassen. Und zwar auf die Prägung “AUGIS“ auf der rechten Seite meiner kryptischen Medaille ganz unten. Die französische Firma AUGIS wurde 1830 in Lyon gegründet und stellt nicht nur Medaillen her, sondern vertreibt auch sonst jegliche Art von Schmuck und Juwelen. Hier ein Link zu ihren Medaillen.
http://www.augis1830.com/11-medaillesMehr kann ich zu dieser – zugegebenermaßen recht kruden – Eisenbahnmedaille nicht berichten. Aber es langt vielleicht auch. Wer bis zum Ende gelesen hat, ist sicherlich erschöpft und braucht jetzt einen Drink (mir geht es jedenfalls so).
Alles Gute bis andermal
Euer MG
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)