Spezie01 hat geschrieben:
Beitragen kann ich leider nichts, aber lesen immer gerne. Ich bin ja einer der gerade über die Münzen in Österreich lernt.
Lieber Spezie01
Da interessiert uns z.B. was Du gerade lernst (Hobby- oder "professionelle" Numismatik; Studium). Vielleicht hast du auch Fragen und wir Cafebrüder können Dir vielleicht Tips geben oder mitdiskutieren. Das soll ja hier keine Einbahnstraße sein.
Ja, weil Ihr alle so lieb zu mir seid, getraue ich mich, zum Thema noch ein Schäuferl nachzulegen:
Die St. Veiter Prägungen fallen durch eine Besonderheit auf. Bis gegen Ende der Regierungszeit von Herzog Bernhard (+1256) haben die Münzen den Charakter eines normalen (Dick-) Pfennigs vom Friesacher Schlag mit deutlich ausgeprägten Vor- und Rückseiten und häufig auch mit Umschriften. Unter Ulrich III. (ab CNA Cb21) werden plötzlich Halbbrakteaten (Breit-oder Dünnpfennige mit geringer oder nicht vorhandener Rückseitenprägung) hergestellt. Die Umschriften fallen – mit wenigen Ausnahmen – weg. Auch in der Münzstätte Windischgratz, die ja nach dem Aussterben der Andechs-Meranier zunächst an Aquilea und dann an die Spanheimer fiel, wurden Münzen in dieser Art geprägt (hier mein Ch30, der die 3 Löwen die später das Kärntern Wappen bildeten, noch beim Ringelspiel zeigt). Die Prägetechnik setzt sich auch unter Ottokar II, den Habsburgern (Rudolf I.) und den Meinhardinern (Grafen von Görz-Tirol) fort. In Völkermarkt wurden viele Münzen mit dem gleichen Motiv entweder auch als Halbbrakteat oder als echter Brakteat geprägt. Leider habe ich in meiner Sammlung kein solches Paar, aber ich kann einige Einzelbeispiele anführen:
St. Veit Cb41 entspr. Völkermarkt Cc15 (Brakteat): links Adler, rechts Brustbild mit Kreuz
-„- Cb79 - „ - Cc47: Adler, zu beiden Seiten je 3 Rosetten
-„- Cb67 - „ - Cc43: Aufgerichteter Lindwurm, rechts ein Baum
Auch der relativ häufige Dickpfennig CB17 (noch unter Herzog Bernhard mit Umschrift) findet unter Ulrich III. einen Motivpartner als Brakteat in Völkermarkt (Cc5A). Wer den CNA aufmerksam durchblättert, findet noch eine ganze Reihe solcher Partner. Über die Herstellung von Halbbrakteaten weiß man noch nicht viel. Entweder wurden alte und schon sehr schlechte Stempel als Unterlage verwendet, sodass auf der eher glatten Rückseite noch Prägespuren sichtbar sind oder man prägte die Münzen zweimal: zuerst die Rückseite und dann in Brakteatenmanier die Hauptseite. Dies scheint eine eher umständliche und wenig sinnvolle Art der Prägung zu sein, da ja durch die 2. Prägung die Rückseite wieder großteils zerstört wurde. Aber Cb67 steht in Verdacht, so eine Prägung zu sein, da sie einen deutlichen Perlkreis auf rv aber auch die typischen Merkmale einer tief geschnittenen Hohlmünze zeigt.
Zu Deinem Avatar, lieber Isuas möchte ich noch bemerken: Der Eriacensis-Pfennig mit all seinen "Nachkommen" aus fast allen Münzstätten ist auch für mich ein ganz wichtiges Gepräge. Obwohl er häufig angeboten wird, sind aber die Preise zuletzt stark noch oben geklettert; bei Ebay/Lanz wurde vor kurzem einer um weit über 100 € verkauft. Da hängt es einem Normalverbraucher die Kette aus.
Liebe Grüße!
OTAKAR