Liebe Freunde,
heute möchte ich auf den 135 Seiten starken, handwerklich sehr einfach gehaltenen Katalog über die sowjetischen Telefonmünzen (dort Jetons genannt) aufmerksam machen, der nach meinem Urlaub in der Post war. Autoren sind A. Sawosin und M. Iskow. Der Bezug aus Moskau lief problemlos, nachdem ich das Bezahlen mit paypal gelöst habe (eine Banküberweisung hätte 23 € Gebühren gekosten, mehr als der gesamte Katalog mit Porto von 21 €
) Ich habe zwar kein einziges der gezeigten Stücke, war aber sehr überrascht, wie vielfältig die Telefonmünzen der UdSSR bzw. ihrer Nachfolgestaaten waren.
Da sich das Übersetzen als sehr mühsam herausstellt (das Russisch meiner Frau ist dreissig Jahre alt, als Literaturwissenschaftlerin interessieren sie technische Details weniger und ich bin schon froh, wenn ich das Wort Jeton erkenne), bin ich für weitere Hinweise dankbar. Die erste Einführung fand ich so interessant, dass ich Sie Euch nicht vorenthalten möchte:
Die Telefonjetons der UdSSR kamen in den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts auf. Erste Zeugnisse ihrer Existenz gibt es von 1973 internationales Postamt der Stadt Sapoljarnie, Gebiet Murmansk, 1975 internationales Postamt der Stadt Kandalakscha, Gebiet Murmansk und 1984 aus der Stadt Vladimir. Die Jetons wurden damals eingeführt, um die Kassen davon zu entlasten Geld in 15 Kopeken Stücke wechseln zu müssen. Außerdem versuchte man sich gegen die immer besser werdenden gefälschten Münzen zu schützen.
Eine starke Ausbreitung erfuhren die Jetons in den 90iger Jahren aufgrund der stark wachsenden Inflation und weil nach dem Zerfall der Sowjetunion jede Republik ihre eigene nationale Währung einführte. Da die alten Münztelefone nicht schnell genug durch neue ersetzt werden konnten, fanden sich in den Kassen der UIT, die den Betrieb der Münztelefone weiterhin durchführte, so viele verschiedene Münzen, dass sich der Sortieraufwand nicht mehr lohnte.
Eine einfache Lösung war, an Münztelefonen gar keine Gebühren mehr zu verlangen und ein kostenloses Telefonieren zu ermöglichen. Dies wurde auch in einigen Ortschaften umgesetzt, die anfallenden Telefonkosten wurden dabei aus den städtischen Budgets bezahlt. Dies gefiel aber weder den Telefongesellschaften noch den Machthabern, wer telefonierte sollte dafür auch bezahlen.
Die zweite Lösungsmöglichkeit bestand darin, Jetons einzuführen. Die Situation wurde dadurch zwar verbesserte, war aber auch keine Lösung des Problems, denn die findigen „Volksbastler" schufen schnell entsprechende Plagiate.
Die Lage veränderte sich erst, als die Magnetkarte zum Telefonieren eingeführt wurde.
Ein weiterer Grund Telefonjetons einzuführen waren die großen Ausstellungen in Moskau, wie 1971 die WDNH (Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft) oder die Ausstellung „Beziehung" 1986.
Heute (2009) werden Telefonmünzen praktisch nirgends mehr verwendet. Die Anlagen oder Geräte der UIT wurden demontiert und die Arbeiter konnten sich nur schwer daran erinnern, wie die verschiedenen Jetons aussahen oder verwendet wurden. Die Mehrheit der Telefonmünzen wurde zu Altmetall verarbeitet oder einfach in den Müll gegeben. Einige wenige fanden Eingang in die Geschichte, das Alltagsleben und das Dasein Russlands. Museen und Sammler sind diejenigen, die die Jetons erhalten. Und zum Sammeln gehören Kataloge.
Die Entstehung des vorliegenden Katalogs ist dem Zufall zu verdanken, dass ich die Möglichkeit bekam, mich mit dem Ende der Moskauer UIT Gesellschaft zu beschäftigen. Die Herren Plugar und Groschenkow ermöglichten mir den Zugang zu den entsprechenden Unterlagen. Eine große Hilfe bei der Materialbeschaffung und bei Fragen zum Bezahlen der Münztelefondienste waren auch die Bediensteten des Samarkander (Usbekistan) und des Neukuibyschewer (Nowosibirsk) MTS (Mobile Tele Systems), die Herren A. Mosalow, A.Archipow, A.Maljawin, T. Rjasanzew, W. Tschedkasow, sowie die Bediensteten des Moskauer UTS W.Golowanow, P.Bascharow, O.Gordief und andere.
Der Katalog ist in die folgenden sieben Kapitel unterteilt:
1. Jetons mit Text in kyrillischer Schrift
2. Jetons mit Text in lateinischer Schrift in grusinischer (georgischer) und armenischer Sprache
3. Jetons ohne Buchstaben
4. Surrogate (Ersatzjetons)
5. Jetons ohne Zeichen
6. Unbekannte Jetons
7. Anlagen
Es grüßt freundlichst
Dietemann