Hallo,
Mein Steckenpferd sind japanische Münzen, somit versuche ich heute einmal fremd zu gehen
....
Die Geschichte des Geldes auf dem Gebiet des heutigen China geht bis weit über 4000 Jahre in die Vergangenheit. Wenn mann zunächst von einem regen Warentauschandel unter den im Gebiet vorhandenen einzelnen Stämmen ausgeht kann man mehrere Entwicklungswege des Geldwesens nachvollziehen. Daneben gibt es einge Entwicklungslienien die aus den "Nichts" der Zeit auftauchen und ebenso wieder im "Nichts" der Zeit verschwinden...
In Ausgrabungen aus der Zeit von 1122 vor Christus wurden Kaurimuscheln in Mengen gefunden, die nur den Schluß zulassen, das diese zu dieser Zeit bereits ein anerkanntes Zahlungsmittel waren. Dies wird durch den Umstand untermauert, das die Fundstellen oft 100'te Kilometer vom Meer entfernt lagen. In neuerer Zeit wurde diese Zeitangabe immer stärker in die Vergangenheit geschoben, so das mann heute mit Sicherheit von 2000, vermutlich sogar eher von 3000 vor Christus ausgehen kann. Um etwa 1000 vor Christus traten die ersten Kauri Substitute aus Muschelschalen, Knochen, Stein(z.B. Quarz) und Jade auf. Diest lässt Rückschlüße auf einen sprunghaft steigenden Bedarf an Zahlungsmitteln zu. Zur selben Zeit tauchen des weiteren die ersten Substitute aus Kupferbronze auf. Diese tragen zum Teil bereits erste Schriftzeichen. Da einige am stärksten vertretene Typen Zeichnungen (frühe Schriftzeichen?) ähnlich Gesichtern oder ähnlich einer Ameise aufweisen hat sich für diese Stücke der Name "ghost-face money" und "ant & nose money" etabliert.
Dateianhang:
Kauri_Substitut_ca850BC.jpg [ 88.66 KiB | 14296-mal betrachtet ]
Das gezeigte Stück stammt etwa aus der Zeit 850BC und hat ein Gewicht von 2,04Gramm bei einer max. Größe von 23.2mm.
Ebenfalls etwa zu dieser Zeit tauchen die ersten Spaten und Messermünzen auf. Untergeordnet gab es noch Münzen in gebogener Form -> sogenannte Brückenmünzen, Münzen in Glockenform und Münzen in Fischform.
Mann kann davon ausgehen das die Zahlungsmittel sich direkt aus Alltagsgegenständen entwickelt haben. So liegt den Münzen in Fischform mit großer Wahrscheinlichkeit ein Fisch zugrunde. Daher auf Märkten in Küstenregionen (auch die Hauptfundstellen dieser Münzen liegen Küstennah) wurden die Preise in Fischen angegeben. Daraus entwickelte sich besagte Münze die den Wert eines Fisches und den Vorteil hatte nicht zu verderben und daher immer weiter eintauschbar war.
(Anmerkung: Fischmünzen mit Schriftzeichen sind mir bisher noch nicht aufgefallen, da ich mich jedoch noch nicht lange mit diesem Teil der Numismatik beschäftige kann ich diese nicht ausschließen)
Dateianhang:
Fischgeld_86,39mm_8,26g.jpg [ 85.82 KiB | 14296-mal betrachtet ]
Das im Bild gezeigte Stück ist 86,39mm lang und wiegt 8,26g. Es wurde etwa auf 1122-222 vor Christus datiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Stücke in der Zeit der Chou Dynastie (1122-314 BC) hergestellt, liefen jedoch bis in die Ch'in Dynastie um.
Bei den Brückenmünzen geht mann von einem Werkzeug ähnlich einer kleinen Sichel als Vorbild für die Münzen aus, jedoch ist dies nicht gesichert. Bis Heute wurde meines Wissens noch kein äquivalentes Werkzeug gefunden.
Leider kann ich für diese Stücke nicht mit einem Bild dienen, da ich einfach keines mein Eigen nenne.
Ein Bild einer dieser Münzen findet ihr jedoch hier (auf der Seite unten):
http://www.chinaservice.de/shang.htmDie Spatenmünzen sind wie der Name schon sagt aus einem Arbeitsgerät entstanden, das einer heutigen Pflanzschaufel im Garten nicht sehr unähnlich gewesen ist. Bei den frühen Stücken ist sogar der Ansatz eines Griffes noch vorhanden ( so z.B. die "Pu-Spaten"). Diese hatten eine Größe von bis zu 13cm. Eine Reduzierung der Größe fand recht schnell statt, so das etwa 600 vor Christus die Spatenmünzen noch max. 10cm groß waren und zusehends flacher wurden. Eine Gewichtsreduzierung ist sehr wahrscheinlich und lag bei diesen Stücken um 30Gramm. Die Spatenmünzen wurden dann immer leichter, so das sie gegen 300 vor Christus nur noch etwa 5 Gramm auf die Wage brachten und etwa 5 cm groß waren. Dadurch wurden die Stücke immer dünner, die letzten haben eine Dicke von weniger als 2 mm.
Dateianhang:
Spaten_3.jpg [ 97.72 KiB | 14296-mal betrachtet ]
Im Bild zu sehen ist ein An-Yang-Spaten der etwa 350-250 vor Christus umgelaufen ist. Er hat eine max. Größe von 48,66mm bei einem Gewicht von 5,5gGramm.
Die Messermünzen entstanden mit Sicherheit aus dem Handelsgut eines Messers. Es sind sogar vereinzelt (Gebrauchs-)Messer nachgewiesen die Schriftzeichen aufweisen und damit auf eine Verwendung als Zahlungsmittel hinweisen. Der Zeitrahmen für in Umlauf befindliche Münzmesser ist ähnlich dem der Spatenmünzen, bis etwa 250 BC. Auch bei diesen Messermünzen ist in den letzten Jahren die Altersdatierung immer weiter immer vergrößert worden, da immer mehr Exemplare genau datiert werden konnten. Generell kann davon ausgegangen werden, je größer und schwerer die Münzmesser desto älter sind sie.
Dateianhang:
Messer_Xing1.jpg [ 61.91 KiB | 14296-mal betrachtet ]
Das gezeigte Messer trägt den Schriftzug "Xing" (oben) und das Zeichen für "Ming"(unten). Das Messer wiegt 15,80Gramm, bei einer Länge von 140,75mm. Es stammt aus einer Zeit von etwa 400-250BC.
Zeitgleich mit all diesen frühen Münzformen tauchen auch die ersten runden Münzen auf. So können die ältesten Funde mittlerweile auf etwa 1000BC datiert werden auch wenn sich erst ab etwa250 BC runde Münzen so durchsetzen konnten, das die andern Geldformen langsam nicht mehr auftraten.
Ab dem Jahr 7AD bis zm Jahr 22AD erlebten die Spatenmünzen noch einmal eine kurze Blütezeit und es entstanden noch Münzen in Schlüsselform. Bei diesen Schlüsselmünzen ist die Herkunft (der Gegenstand welcher Vorbild war) nicht geklärt, die Fachschaft steitet darüber ohne erkennbaren Lösungsansatz.
Dateianhang:
Spaten_2.jpg [ 96.05 KiB | 14296-mal betrachtet ]
Im Bild zu sehen ein Da-Bu-Huang-Qian Spaten mit 13,6g Gewicht bei einer max. Länge von 57,37mm.
Von einer Schlüsselmünze habe ich leider kein Bild vorliegen, da ich sehr wahrscheinlich nur eine Fälschung besitze.
Die Münzen in Glockenform sind wahrscheinlich ebenfalls in der Zeit der Chou-Dynastie als Zahlungsmittel gebraucht worden, wobei sich hier immer die Form erhalten hat und die Glocken nur "miniaturisiert" wurden. Die Glocken sind fast immer reich mit Ornamenten verziert, nur selten weisen sie Schriftzeichen auf. Wenn jedoch Schriftzeichen vorhanden sind lässt sich sehr oft ein Zahlungsmittelcharakter nachweisen.
Auch von dieser frühen Geldform kann ich leider keine Bilder zeigen jedoch werden auf ebay.com hin und wieder einzelne Stücke angeboten.
Der Beitrag ist von mir als eine kurze Einführung in dieses interessante Gebiet gedacht.
Jedoch da ich mich mit diesem Gebiet noch nicht lange beschäftige bitte ich um eine rege Disskussion und Hinweise zur Berichtigung auftretender Fehler. Eventuell kann auch jemand Bilder ergänzen.
Zu Grunde liegend für diesen Artikel ist eine Netzrecherche, das Buch "Chinese Currency v. Fredrik Schjöth" und der chinesische Katalog "Zhongguo Guqian Daji" so wie eine kleine Priese Wissensdurst von mir....
Grüße
René