Hallo,
nun ist es schon reichlich ein Jahr her das ich mit meinem Sohn am Tanganikasee war. Nun schulde ich noch den angekündigten Reisebericht. Es war eine spannende Reise mit vielen Höhepunkten und schönen Erfahrungen Ich möchte mich hier auf den auf den Teil der Reise beschränken der den Zweck hatte die MV Liemba vormals Graf Götzen zu besuchen. Zuvor eine kleine Einführung die die Geschichte des Schiffes kurz umreißt:
Teil 1:
1912 erhielt die Mayerwerft in Papenburg, heute bekannt für Ihre Kreuzfahrtschiffe, den Auftrag ein Dampfschiff zum Einsatz auf dem Tanganikasee zu bauen. Der 700 km Lange See bildete seinerzeit die Westgrenze der Kolonie Deutsch Ostafrika und war Verkehrsmäßig weitgehend unerschlossen.
Da der Tanganikasee nicht über Flüsse erreicht werden kann, stellten sich für die Planer der Graf Götzen einige Probleme. Das 67 Meter lange und 800 to schwere Schiff musste vor Ort auf dem See gebaut werden. Da dies, aufgrund der fehlenden Infrastruktur, nicht möglich war beschloss man den Dampfer in Papenburg vor zu montieren und einen Probelauf durchzuführen. Nach der Abnahme durch das Reichskolonialministerium wurde das Schiff wieder Zerlegt, alle Nietverbindungen waren bei der Erstmontage durch Schrauben ersetz worden. In 5000 Kisten verpackt und auf einem Postdampfer der Deutschen Ostafrikalinie wurde das neue Schiff nach Daressalam gebracht. Hier wurden die Kisten über die noch nicht gänzlich fertiggestellte Mittellandbahn über Dodoma und Tabora Richtung Kigoma versendet. Das letzte Stück wurden die Kisten auf dem Kopf hunderter Träger an den See gebracht. Mit nur drei Mitarbeitern der Mayerwerft begannen hier die Arbeiten das Schiff wieder zu montieren. Zunächst musste eine provisorische Werft errichtet werden, anschließend wurde mit den Montagearbeiten begonnen. Mit 270 einheimischen Hilfskräften gelang den drei Papenburgen das technisch und logistisch fast unmögliche. Am 5. Februar 1915 konnte die Graf Götzen vom Stapel laufen und Ihre erste Probefahrt absolvieren. Nur um gleich wieder ausser Dienst gestellt zu werden und der Deutschen Schutztruppe in Kigoma überstellt zu werden. Der inzwischen ausgebrochene I.Weltkrieg hatte auch diesen entlegenen Winkel der Erde erreicht. Am 9.Juni 1915 wurde die Graf Götzen mit Geschützen des inzwischen kampfunfähigen kleinen Kreuzers SMS Königsberg, armiert. Aus heutiger Sicht scheint es unglaublich dass das tonnenschwere 10,5 cm Geschütz der im sumpfigen Rufijidelta gesunkenen Königsberg mit primitivsten Mitteln geborgen werden konnte und über 2000 km an den Tankanikasse gebracht werden konnte. Mit einer weiteren 8,8cm Schnellfeuerkanone und zwei kleinen 3,7cm Geschützen ausgerüstet wurde die Graf Götzen nun als Hilfskreuzer SMS Graf Götzen in Dienst gestellt. Bis Mai 1916 beherrschte die Graf Götzen als weitaus größtes Schiff den See und ermöglichte wichtige Truppen und Materialtransporte. Im Mai wurden die Geschütze der Graf Götzen wieder demontiert, da sie gegen die herandrängenden Engländer und Belgier an anderer Stelle dringender benötigt wurden. Um Spione zu täuschen, wurden Geschützattrappen montiert. Als am 26.Juli 1916 Kigoma endgültig geräumt werden musste, wurden die drei Papenburger beauftragt das Schiff mit Fett zu konservieren und im trüben Seebereichs eines Bachzulaufes zu versenken. Man beabsichtigte nach Beendigung des Krieges das Schiff wieder zu heben und instand zu setzen.
Teil zwei folgt...
Gruß papazwo
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