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BeitragVerfasst: 18. Nov 2009, 23:33 
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Wirklicher Hofrat

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Mit Münzen hat meine Geschichte eigentlich wenig zu tun, mit Geld dagegen sehr viel. Um einen Bezug zum Münzlichen herzustellen habe ich einige Objekte aus dieser Geschichte mit einem Stück aus meiner Sammlung verknüpft, das ich hoffentlich einigermaßen richtig bestimmt habe. Die Manilla im oberen Bild habe ich als Armreif-Manilla des Volks der Bidda, Nigeria abgelegt, weil sie den Typen, die ich zum Vergleich gefunden habe, am nächsten kommt. Sie würde damit zu den wenigen Typen gehören, die sich einer bestimmten Volksgruppe zuordnen lassen.

Eingefügt habe ich das vollplastische Portrait einer jungen Afrikanerin in fast Lebensgröße. Wie man leicht sehen kann, gehört diese Arbeit nicht zur typisierten Massenware, sondern wirkt sehr individuell, wie nach dem Leben gestaltet. Sie stammt aus Nigeria (wie vermutlich die Manilla), und sie kam vor einem guten halben Jahrhundert nach Deutschland als Geschenk eines Königs - ADENIJI ADELE II, Oba / König von Lagos von 1949 - 1964. Das habe ich aber erst viel später erfahren.

Damals, als die Dame nach Deutschland kam, war sie in Begleitung des ersten Afrikaners, dem ich im Leben begegnet bin - ein gewaltiger Mann und ein veritabler Stammeshäuptling dazu. Er war nach Deutschland gekommen als Generaleinkäufer für Seiden, Damaste und Brokate für Nigeria und Obervolta (heute Burkina Vaso), und er hatte dreißig Frauen, die er aber nicht alle mitgebracht hatte. Das hat mich damals ungemein beeindruckt, aber es wurde auch umgehend deutlich, daß damit eine Menge Probleme verbunden waren. Er klagte nämlich immer wieder darüber, wie schwierig es sei, sie alle gleich standesgemäß einzukleiden, ohne daß es zu kriegsähnlichen Zuständen in seinem Haushalt kam. Die Qualität mußte für alle gleich sein, aber je nach Rang mußte ein wenig mehr oder weniger Gold drin sein, das Muster mußte variieren und dergleichen mehr. Proben dieser Stoffe habe ich bis heute aufbewahrt und sie in die Bilder integriert. Es muß ein unglaublicher Prunk gewesen sein!

Er war also in Geschäften unterwegs, und es ging um einen Großauftrag. Entsprechend hatte er seinen Berater mitgebracht. Der trat aber nur nachts in seinen Träumen in Erscheinung, denn das war sein verstorbener Vater, und der Rabatt, den auszuhandeln der Vater ihm anempfahl, war recht merkwürdig - er wünschte "ein Klavier mit drei Beinen"! Es dauerte eine Weile, bis die deutsche Seite dahinterkam, daß es ein Bechsteinflügel sein sollte! Man einigte sich dann auf ein normales Klavier, an dem auf einem Messingschild sein Name graviert war. Das ging dann nach Nigeria.

Im Nachlaß meiner Verwandten, die als Dolmetscherin an der Transaktion beteiligt war und diese Geschichte wiederholt erzählt hat, fanden sich diverse Photos aus dieser Episode, darunter eines, das den Staatsbesuch der Queen nebst Prinzgemahl in Lagos beim Oba von Lagos zeigt. Ein wenig Recherche erlaubte eine genaue Datierung:

Zitat:
Queen Elizabeth II and the Duke of Edinburgh visited Nigeria from 28 January to 16 February 1956.

Und wenn man dann genau hinsieht, trägt die afrikanische Ehrendame einen Goldbrokat aus Deutschland, wie er auf den anderen Bildern zu sehen ist.

Ich hoffe, es ist nicht zu lang geworden!

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 7. Jan 2021, 20:41 
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Mitglied der geheimen Hofkammer
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Wohnort: in den kranichüberfluteten Weiten der Diepholzer Moorniederung
Diesen Beitrag habe ich über 11 Jahr übersehen. :oops: Erst jetzt, wo ich über ein kleines Medaillon aus Aluminium forsche, ist mir dieser Beitrag zu Augen gekommen. Es zeigt den Vorvorgänger von Adeniji Adele II, den Oba Eshugbayi Eleko, der 1901-1925 und 1931-1932 im Amt war.


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BeitragVerfasst: 9. Jan 2021, 10:54 
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Doktor
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Hallo klaupo,

ich sehe schon das das Bild eine Fotomontage ist.Wäre interessant wie groß die Manille ist.Wenn der Kopf fast lebensgroß ist könnte ein Leihe meinen die Manille ist entsprechend groß.


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BeitragVerfasst: 12. Jan 2021, 21:04 
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k&k Hoflieferant, Professor

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Danke an Afrasi.

Ich hatte den Artikel auch noch nicht gelesen. Erst durch Afrasis Alustück wurde ich drauf gestoßen.

Danke klaupo.

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"Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen." Konfuzius


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BeitragVerfasst: 13. Jan 2021, 18:17 
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Mitglied der geheimen Hofkammer
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Wohnort: Dresden
Manche Perlen werden spät entdeckt! - Hier gibts eine alte Wochenschau zum Ereignis: https://www.youtube.com/watch?v=1pC_aKoUias
Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 14. Jan 2021, 18:01 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
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rati hat geschrieben:
Hallo klaupo,

ich sehe schon das das Bild eine Fotomontage ist.Wäre interessant wie groß die Manille ist.Wenn der Kopf fast lebensgroß ist könnte ein Leihe meinen die Manille ist entsprechend groß.

Mit der Photomontage hast du natürlich recht! Es war eine Spielerei, die mir aber immer noch gefällt. Der Mädchenkopf ist wirklich recht eindrucksvoll: gut 30 cm hoch und ca. 3 kg schwer ... und m.E. eine kunstvolle Arbeit aus den 60-er Jahren und kein Touristennepp. War ein Geschenk von Chief Okunowo an Herrn Delius, der ihn neben anderen wertvollen Gechenken an meine Tante weitergab. Ich stelle die beiden zentralen Elemente der Montage hier noch einmal vor (die Manilla mit Daten).

Gruß klaupo

P.S. Danke an @KAM für den Film!


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