Hallo mal wieder,
eine Münze aus der Grafschaft Stolberg inThüringen wurde
hier ja bereits vorgestellt. Sie zeigt u.a. bereits das Wappentier der Grafen von Stolberg - einen Hirsch. Dieser Hirsch - oder zumindest doch sein Geweih - waren seit Beginn der Stolberger Münzprägung, die im 13. Jh. mit Brakteaten ihren Anfang nahm, das durchgängige Münzmotiv. Wann genau der Hirsch vor die Säule des Stolberger Wappens geraten ist, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
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Zitat:
Stolberg-Stolberg, Friedrich Botho und Karl Ludwig (1761-1768) 2/3 Taler 1764. Friederich 1986, Jaeger 19; 13.84 g, 32 mm Ø. Anm. Die Auflösung der Legende überlasse ich dem geneigten Leser.
Die Herkunft des Wappens ist eine hübsche Geschichte mit reichlich sagenhaften Zügen und geht etwa so: Der Überlieferung zufolge soll der Stammvater der Grafen von Stolberg ein gewisser Odo / Otto de la Columna - also "der von der Säule" - gewesen sein, ein römischer Adliger, der als Heerführer im Dienst Justinus des Jüngeren zwischen 530 und 564 Thüringen befrieden sollte. Diese Aufgabe erledigte er anscheinend zur Zufriedenheit seines Dienstherrn ... aber damit nicht genug! Denn als der Kaiser ihn besuchen kam, gelang es ihm, einen schwarzen Hirsch lebendig zu fangen und diesen dem hohen Besuch als Geschenk zu präsentieren. Eine Gabe ist der Gegengabe wert - seine kaiserliche Hoheit gewährte dem Odo / Otto neben einem ordentlichen Streifen Land, das er gegen die Sachsen verteidigen sollte, auch die Gunst, den schwarzen Hirschen zusammen mit seiner Familien-Säule als Wappen zu führen. Und dabei ist es dann geblieben.
Vermünzt wurde in Stolberg in erster Linie eigenes Silber aus den Bergwerken der Grafschaft, doch mußte der Vorrat für die Prägung zeitweilig durch Zukauf aufgestockt werden. Es ist mir ein besonderes Vergnügen, hier neben einer attraktiven Münze einen motivgleichen Münzmeister-Jeton vorstellen zu dürfen. Beide Stücke sind ungefähr zeitgleich - und möglicherweise sogar von der gleichen Hand - geprägt worden.
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Zitat:
Kupferner Münzmeister-Jeton o.J. Hirsch vor Säule, im Sockel S Umschrift JULIANUS EBERHARD VOLCKMAR CLAUS HOCHGRAEFF STOLB M MEIST/ Hand aus Wolken hält gleichstehende Waage, in den Waagschalen Zirkel und Metallbarren Umschrift OMNIA PONDERE NUMERO ET MENSURA. 28 mm, 4,98 g. Neumann V. 32039.
Mit berechtigtem Stolz weist man in Stolberg heute darauf hin, daß der Stadt ihre Münzstätte aus dem 16. Jh. nahezu komplett erhalten geblieben ist. Eine originale Werkstatt in dieser Vollständigkeit sei im europäischen Raum einmalig.
Gruß klaupo
P.S. Über eine zusätzliche Referenz zum 2/3 Taler aus dem Schön würde ich mich freuen. Es gibt diesen Gulden in diversen Varianten, und ich bin nicht sicher, ob ich die richtige erwischt habe.