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Leerschlag- Effigies en creux
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Autor:  harald [ 23. Jun 2009, 15:38 ]
Betreff des Beitrags:  Leerschlag- Effigies en creux

Ich möchte eine diesmal eher selten zu beobachte Erscheinung vorstellen,
die vielleicht vielen von Euch noch nicht bekannt ist.

Die Ursache ist ein Leerschlag, das heißt ein Zusammentreffen der beiden Prägestempel während des Prägevorganges ohne einen Schrötling dazwischen.

Am häufigsten taucht dieser Fehler bei Antonianen des Gallienus und des Claudius I auf.
Der aktuellste Arikel zu diesem Thema wurde von Mathias Pfisterer
in den MÖNG, Band 42, Nr. 3, 2002 publiziert.

Charakteristisch für diese Erscheinung ist ein negativer Umrißschatten des Aversbildes auf dem Revers.
Zum Unterschied von echten incusa ist hier das reguläre postive Bild des Reverses
nicht beeinträchigt.
Bei den echten incusa wird es vollständig ersetzt, da die am Stempel haftende Münze das Bild des Stempels versperrt.
Auf römischen Münzen sind die hier besprochenen Spuren besonders häufig auf den Reversen vorhanden.
Sie lassen sich dort besser beobachten, da das negative Bild im Vergleich zum Feld weniger prominent ist.
Gelegentlich ist auch auf einem Avers eine Leerschlagspur erkennbar, jedoch viel schwächer.

Theoretisch müßten sich beide Stempel beim Aufeinandertreffen gleich beprägen.
Eine mögliche Erklärung für den starken Unterschied wäre, dass der Aversstempel aus einer härteren Legierung bestand um einer Bruchgefahr durch die Hammerschläge entgegenzuwirken.

Das Feld des Averses zwischeni 10-12h ist so wie weitere Details auf dem Revers besonders gut zwischen 12 und 3h erkennbar und spiegelverkehrt, sowie erhaben wiedergegeben.

Denar des Severus Alexander

IMP C MAUR SEV ALEXAND AUG
Drapierte und belorbeerte Büste rechts
PM TRP V COS II PP
Kaiser steht links, opfert über Altar

RIC IV, II, 55

Vielleicht befinden sich in Euren Sammlungen ebenfalls Münzen, die diesen
durch Schlamperei während des Prägevorganges verursachten Stempelfehler zeigen.


Viele Grüße
Harald

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Autor:  Dietemann [ 23. Jun 2009, 16:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Leerschlag- Effigies en creux

Ist Leerschlag ein anderes Wort für Lichtenrader Prägung?

http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtenrader_Pr%C3%A4gung

Ich wusste gar nicht, dass dies auch bei Handprägungen vorkommt.
Haben die Römer auch schon halbmaschinell geprägt oder war der Schläger einfach unaufmerksam und hat dann den Stempel, weil zu wertvoll, weiter verwendet?

Es grüßt freundlichst Dietemann

Autor:  beachcomber [ 23. Jun 2009, 17:00 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Leerschlag- Effigies en creux

das kommt recht häufig vor, ich habe so einige beispeile von 'clashed dies'(wie die engländer sagen), ich stell demnächst mal ein paar vor.
die römer haben nur von hand geprägt, aber sicher in einem hohen rythmus, da kam das schon mal vor. und wenn der stempel nicht zu zerstört war, haben sie sicher noch lange damit geprägt, denn so schnell wurde dann doch kein neuer produziert.
die tatsache, dass es nur (?)rückseitenstempel mit clashed dies gibt,liegt wohl an der höheren belastung durch den hammerschlag, der ja immer auf den oberstempel (rv) ging.
wie man weiss, verschlissen die oberstempel ja auch schneller als die unterstempel (av). was das phänomen ganz gut erklärt.
grüsse
frank

Autor:  Homer [ 23. Jun 2009, 21:19 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Leerschlag- Effigies en creux

Ein kleiner Fehler im ersten Beitrag wäre zu korrigieren: Der Aversstempel ist der härtere, sein Bild wird beim Leerschlag auf den Reversstempel geprägt, der es dann incus an die im weiteren von ihm geprägten Rückseiten weitergibt.

Mein schönstes Beispiel ist ein Julia-Domna-Denar, der von der letzten Numismata mit zu mir nach Hause gekommen ist.

Viele Grüße,

Rupert

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Autor:  harald [ 23. Jun 2009, 22:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Leerschlag- Effigies en creux

Hallo Homer,

Da hast Du natürlich recht, der Aversstempel bestand aus der härteren Legierung.
Eine Verwechslung meinerseits, die einem Profi wie Dir natürlich sofort ins Auge gestochen ist. ;)
Vielen Dank für die Korrektur.

Auf Dem von Dir vorgestellten Beispiel ist dieser Effekt in der Tat noch besser zu erkennen.

Viele Grüße
Harald

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