Die Spintrien sind eine Variante der Tesserae. Diese bestanden aus Erz, Blei, Bein, Glas und Terracotta
und hatten die Form von Münzen.
Sie wurden besonders in der ersten Hälfte des 1.Jh.n.Chr. als Berechtigungs-, Empfangs- Eintritts- Spiel- und Zählmarken verwendet und fungierten im lokal eng begrenztem Gebiet als Ersatzgeld, vergleichbar mit heutigen Jetons.
Die meisten Tesserae und Spintrien bestehen aus Messing und tragen auf dem Revers Zahlen von I- XVI,
in Einzelfällen auch darüber. Es handelt sich dabei sozusagen um privates Ersatzgeld.
Dieses Ersatzgeld wurde sowohl gegossen, als auch geprägt.
Die Spintrien- das Wort kommt aus dem griechischen und bedeutet widernatürliche Unzucht treibender Mensch-
werden auf Grund ihrer Darstellungen häufig als Bordellmarken bezeichnet, was unter Numismatikern aber noch immer nicht eindeutig bewiesen ist.
Zwischen Tesserae und Spintrien ist auf dem Revers mehrfach Stempelidentidät nachgewiesen, beide Typen derselben Zahlenklasse sind wohl im stadtrömischen Münzamt hergestellt worden.
Ein Bericht des Dichters Martial, welcher von den "lasciva numismata", die abwechselnd mit Eintrittsmarken zu Tierkämpfen unters Volk geworfen wurden, veranschaulicht die Zusammenhänge sehr gut.
Darstellungen aus der frühen römischen Kaiserzeit mit einer Fellatio- Szene sind gar nicht mal so selten und finden sich sowohl auf Gebrausgegenständen wie Öllampen und auch auf Gemmen.
Die hier vorgestellte Spintria ist auf dem Avers ident mit der bei Göbl auf Tafel 8, Nr. 78 publizierten.
(R. Göbl, Antike Numismatik Bd. 2)
Bei der Einstempelung dürfte es sich um einen der neuzeitlichen Sammlerstempel handeln, welche besonders in der Rennaisancezeit üblich waren. .
Eine berühmte Sammlung, wo man häufig derartige Einstempelungen in Form des Familienwappens findet,
war die Sammlung este.
Kurioserweise haben heute die Einstempelungen aus dieser Sammlung keinen wertmindernden, sondern sogar wertsteigernden Effekt.
Viele Grüße
Harald