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 Betreff des Beitrags: Buchstabensalat
BeitragVerfasst: 5. Nov 2009, 22:30 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Folgende drei Provinzprägungen möchte ich Euch gerne vorstellen:

Auf den ersten Blick handelt es sich um drei mal den identischen Typ aus Anchialos in Thrakien. Dennoch offenbart der genaue Blick ein paar interessante Unterschiede:

1.
AE29, Gordianus und Tranquillina, 241 - 244 n. Chr.; 10,31 g.
Av.: AVT K M ANT ΓOPΔΙΑΝΟC Α CΑΒ / TPANKVΛΛΙ / ΝA; drapierte und belorbeerte Büste von Gordianus und drapierte Büste von Tranquillina en face.
Rv.: OVΛΠΙΑΝΩΝ ΑΓΧΙΑΛΕΩΝ; Homonoia mit Patera und Cornucopiae n. li. stehend.

2.
AE26, Gordianus und Tranquillina, 241 - 244 n. Chr.; 12,69 g.
Av.: AVT K M ANT ΓOPΔΙΑΝΟC ΑVΓ CEΒ / TPANKVΛ / ΛΝA; drapierte und belorbeerte Büste von Gordianus und drapierte Büste von Tranquillina en face.
Rv.: OVΛΠΙΑΝWN ΑΓΧΙΑΛΕWΝ; Homonoia mit Patera und Cornucopiae n. li. stehend.

3.
AE26, Gordianus und Tranquillina, 238 - 244 n. Chr.; 13,61 g.
Av.: AVT K M ANT ΓOPΔΙΑΝΟC ΑVΓ / CEΒ TPAN / KVΛΛΙΝA; drapierte und belorbeerte Büste von Gordianus und drapierte Büste von Tranquillina en face.
Rv.: OVΛΠΙΑΝWN ΑΓΧΙΑΛΕWΝ; Homonoia mit Patera und Cornucopiae n. li. stehend.

Die unterschiedlicchen Ligaturen, hier mit Unterstrich gekennzeichnet, haben sicherleich keine Bedeutung,desgleichen die Varianten der Legendentrennung, hier mit / wieder gegegeben.

Die unterschiedlichen Schreibweisen in der Legende dagegen zeigen schön, dass Rechtschreibung damals ein nicht vorhandener Begriff war, und dass sich an unterschiedlichen Schreibweisen sich auch eine Qualitätskontrolle nicht gestört hat, die in einer doch recht großen Münzprägestätte sicher vorhanden gewesen sein dürfte. Die Anzahl der Stempel zu bestimmen, ist ja bekanntermaßen eine der besten Möglichkeiten, wenigstens ungefähr das Prägevolumen einer Emission herauszufinden (bei allen bekannten Unwägbarkeiten), diese charakteristischen Varianten in der Legendenschreibung könnten jedoch eine Grundlage sein, wenigstens eine ungefähre Anzahl der mindestens vorhandenen Stempelschneider zu ermitteln.

P.S.: Wenn jemand den Varbanov oder den Strack hat, könnte derjenige so nett und hilfreich sein, mal nachzusehen, ob diese Münzen dort eigene Nummern haben? Es gibt noch weitere Varianten, die z. T. im Righetti sind, meine erste hat dort die Nummer 255, die beiden unteren finden sich ebenfalls nicht.


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Viele Grüße
helcaraxe
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 Betreff des Beitrags: Re: Buchstabensalat
BeitragVerfasst: 6. Nov 2009, 08:59 
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Professor

Registriert: 13. Jun 2009, 09:42
Beiträge: 274
Hallo Helcaraxe,
die Beispiele sind wirklich schön gewählt. Sie zeigen v.a., dass hier eher "Modernistisches" mit eher "Konservativem" in einer Emission, ja auf einer Münze zusammentreffen kann. Das nach unter geöffnete Omega repräsentiert die klassische Schreibweise, das nach oben (in W-Form) geöffnete, welches der "Kleinschreibung" verpflichtet ist, stellt die neuere Variante dar. Ähnlich verhält es sich mit EI und I. Der lateinsche Name der Kaiserin gibt in der griechischen Umsetzung eigentlich ein I vor. Da das I in dieser Zeit in griechischen Inschriften häufig die - aufgrund des Iotazismus" - verkürzte Form eines traditionellen EI darstellen kann (und ebenfalls als I gesprochen wurde), meinte der Stempelschneider wohl, hier auch das traditionelle EI einsetzen zu können (ist häufig anzutreffen). Das CEB (statt CAB) ist m.E. nur noch als wild zu bezeichnen. Sowohl die Schreibweisen als auch die künstlerische Ausgestaltungen der städtischen Münzen dieser Zeit lassen zumeist zu wünschen übrig. Das sind vielleicht die Hauptgründe, weshalb diese Münzen von Sammlern und Wissenschaftlern sehr lange stiefmütterlich behandelt worden sind und deshalb dringend einer Aufarbeitung bedürfen.
Noch wilderere Schreibweisen finden wir auf Münzen östlicher römischer Kolonien. Die überwiegend griechisch sprechende Bevölkerung musste sich mit der lateinischen Amstssprache abfinden, mit einer Sprache, die offenbar viele Stempelschneider nicht annähernd beherrschten. Die Konsequenz: Oft genug konnten sie nicht einmal die vorgegebenen Buchstaben entziffern.
Liebe Grüße
Laterarius


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 Betreff des Beitrags: Re: Buchstabensalat
BeitragVerfasst: 6. Nov 2009, 11:04 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Registriert: 18. Mai 2009, 18:26
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Vielen Dank für Deinen Beitrag. Diese linguistischen Details waren mir so nicht klar.

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helcaraxe
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