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MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS https://numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=47&t=1264 |
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Autor: | sulcipius [ 2. Nov 2009, 22:01 ] |
Betreff des Beitrags: | MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS |
Schönen guten Abend liebe Forengemeinde Beim Durchsehen des Inhaltsverzeichnisses, bin ich auf eine weiter Lücke gestoßen, die ich nun schließen möchte: Die Regentschaft des MAXIMINUS I THRAX und dessen Familie Gaius Iulius Verus Maximinus , wie er mit vollem Namen hieß wurde um das Jahr 172/173 in der Provinz Thracia geboren. Im Gegensatz zu den meisten römischen Kaisern vor ihm kam Maximinus offenbar aus recht einfachen Verhältnissen. Ebenso war die Provinz Thracia nicht gerade die Angesehenste im Imperium und auch mit seiner Bildung dürfte es nicht sehr weit her gewesen sein. Was ihm an Bildung fehlte, kompensierte er offenbar an Körpergröße und Kraft. Die antike Überlieferung seiner Köpergröße von umgerechnet 2,60 !! scheint allerding maßlos übertrieben. Wie die meisten Männer aus solchen Provinzen, schlug er eine militärische Laufbahn ein. Wahrscheinlich trat er schon unter Septimius Severus in den Dienst der Legion, denn bereits im Perserfeldzug des Kaisers Severus Alexander spielte er eine führende Rolle und wurde angeblich 233 sogar Statthlalter der Provinz Mesopotamien. Im März des Jahres 235 war er in Germanien,genauer gesagt in Mainz, woi er an der Ausbildung von Rekruten selbst Hand anlegte, dort an der Verschwörung gegen Severus Alexander und der Iulia Mammaea beteiligt, und wurde von den Rheinlegionen als neuer Kaiser proklamiert. Militärisch gesehen, waren ihm sehr wohl Erfolge zuteil. Er besiegte die Alemanen, wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Niedersachsens ( siehe: viewtopic.php?f=34&t=570), daraufhin wurde ihm der Titel GERMANICUS MAXIMUS verliehen. Nicht nur diese Tatsache läßt den Schluß zu, daß des Verhältnis zum Senat anfänglich noch nicht getrübt, bzw völlig zerrüttet war, wie in den folgenden Jahren. Waren die Römer an der Germanenfront einigermaßen erfolgreich, so mußten sie durch das neuentstandene Sassanidenreich im Osten ziemliche Verluste heinnehmen,. Einige größere Städte in Nordmesopotamien gelangten unter Sassanidenherrschaft. In weiterer Folge führte er erfolgreich Krieg gegen Daker und Sarmater, jedoch verschlangen seine Felzüge horrende Summen an Geld, was ihm dazu nötigte, Geld sogar aus der Armenkassa und der Getreidekassa für seine militärischen Expansionen abzuzweigen. Diese Maßnahmen und auch seine niedrige Herkunft, das alles vergiftete immer mehr das Klima zwischen Kaiser und Senat. Ebenso ist überliefert, daß Maximinus als Kaiser niemals Rom betreten haben soll, was als allgemeine Verachtung gewertet wurde. Ebenso gab es kein Zusammenspiel zwischen Senat und Kaiser, der seine Macht und Autorität völlig auf die Armee stützte. Allgemein stieß die Finanz- und Steuerpolitik des Kaisers auf Ablehnung, auch wenn er das Geld neben der Besoldung der Truppen etwa auch zum Ausbau des Straßennetzes nutzte. Wohl um 236 ernannte Maximinus seinen Sohn Maximus zum Caesar, also zum Mitkaiser und präsumtiven Nachfolger, und machte damit deutlich, dass er eine neue Dynastie begründen wollte. Seine Frau hieß Caecilia Paulina stammte offenbar aus der Nobilität. Dies könnte auch ein Indiz dafür sein, dass Maximinus nicht der Bauerntölpel war, als den ihn die feindliche Überlieferung zeichnet, starb aber bereits vor oder unmittelbar nach seiner Machtübernahme Jedoch sollte ein lokaler Konflikt im Jahr 238, Dinge in Gang setzen, die in weiterer Folge zur Ernennung von 5 weiteren Kaisern und einem Caesar führten. Das sogenannte Sechs-Kaiserjahr. Ausgangpunkt dieser Konflikte war die Ermordung eines kaiserlichen Prokurators durch die Großpächter in der Provinz Africa, die in weiterer Folge den ca. 80-jährige Prokonsul von Africa, Gordianus, als Gordian I. zum Kaiser ernannten. Sein militärisch offenbar unerfahrener Sohn Gordian II. wurde gleich zum Mitkaiser inthronisiert. Die Rebellen schickten Abgesandte nach Rom, die den Stadtpräfekten und den Prätorianerpräfekten ermordeten und den Senat überreden konnten, die beiden Gordiane als Kaiser anzuerkennen. Maximinus wurde gleichzeitig zum Staatsfeind erklärt. Die Herrschaft der Gordiani währte aber nur ca. 20 Tage, denn dann wurde die Armee der "Rebellen" durch die" Legio III Augusta" des loyal gebliebenen numidischen Statthalters Capellianus vernichtend geschlagen, Gordianus II getötet, und sein Vater beging daraufhin Selbstmord. Maximinus, der zwischenzeitlich zum Staatsfeind durch den Senat erklärt wurde, marschierte gegen Rom. Der Senat, durch Angst vor Maximinus eingeschüchert, suchte sein Heil in der Ernennung des BALBINUS und PUPIENUS zu gleichberechtigten Kaisern, die sogleich mit Gegenamßnahmen gegen Maximinus begannen. Die Plebs bewirkte außerdem die Ernennung des GORDIANUS III, ein Enkel Gordianus I zum Caesar. Maximinus zog gegen Italien, wurde aber bei der Belagerung von Aquileia auf dem Marsch nach Rom (wahrscheinlich im April) von seinen eigenen Truppen ermordet; sein Sohn starb mit ihm, und ihre Köpfe wurden nach Rom geschickt. So endete die Herrschaft des Ersten Soldatenkaisers der römischen Geschichte =================================================================== Zitat: Denar/ROMA A) IMP MAXIMINVS PIVS AVG Drapierte, gepanzerte, belorbeerte Büste nach rechts R) PM TRP PP Kaiser steht nach links im militärischen Habitus, hält Speer, hebt Hand; er steht zwischen 2 labaren Gewicht:3,2g Ø:20mm Referenz:RIC IV/II/1 gepr.: 235 Dateianhang: Zitat: Sesterz/ROMA A) IMP MAXIMINVS PIVS AVG Drapierte, gepanzerte, belorbeerte Büste nach rechts R) VICTORIA AVG SC Victoria läuft echts, hält Palmzweig und Kranz Gewicht:15,7g Ø: 28mm Referenz: RIC IV/II/67[Gruppe1] gepr.:März 235-Jänner 236 Dateianhang: Liebe Grüße Gerhard |
Autor: | Homer [ 2. Nov 2009, 23:12 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS | ||
Hallo Müpu, lustig - da ist die Münze "RIC 1fn." so selten, und wir haben jeder eine davon! Anscheinend ist die Variante mit den vier Feldzeichen nur von einem Rückseitenstempel geprägt worden, aber von mehreren Vorderseitenstempeln in, wie man sieht, recht verschiedenem Stil. Aber wenn Dein Exemplar untergewichtig ist, was ist dann meines? Meines wiegt sage und schreibe 1,61 g und ist bei weitem mein leichtester offizieller Silberdenar. Okay, er ist etwas korrodiert, aber er muß auch schon hochgradig untergewichtig aus der Münzstätte gekommen sein. Viele Grüße, Rupert
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Autor: | Laterarius [ 3. Nov 2009, 14:44 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS |
Hallo Sulcipius, vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag zum "ersten Soldatenkaiser". Über diese interessante Zeit diskutierten wir ja neulich schon einmal. In diesem Zusammenhang erwähntest die Unzuverlässigkeit der "Historia Augusta". Die von Dir angeführte phantasievolle Körpergröße des Kaisers ist genau dort zu finden (in der vita des Maximinus). Liebe Grüße Laterarius |
Autor: | sulcipius [ 3. Nov 2009, 16:51 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS |
Servus Laterarius! genau das macht die Sache so kompliziert. Die "Historia Augusta", die ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich ein nettes Märchenbuch für Erwachsene, um es überspitzt zu formulieren. Allerdings soll seine Schuhgröße so groß gewesen sein, daß sie zum "geflügelten Wort" avancierte: A la: "Na, hast einen Maximinus Fuß" Anbei hab ich aus dem Fundus dies nette Münzchen entdeckt, welches ich Euch hiermit nicht länger vortenthalten möchte: Zitat: AE19 // THRACIA - DEULTUM A) C IVL VER MAXIMVS CE Bloßer Kopf nach rechts R) F C P D Athena hält Schild und Speer, Kopf nach links gewendet Hinter ihr Baum mit sich daran emporwindender Schlange Gewicht:4,08g Ø: 19mm Referenz: Varbanov (engl)2508, zitiert Jurkova 231 Dateianhang: Leider ist die Bildqualität nicht so geworden, wie sich die Münze in Natura präsentiert Liebe Grüße Gerhard |
Autor: | muenzenputzer06 [ 3. Nov 2009, 21:31 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS | |||
2,64 Gramm MAXIMINVS PIVS AVG GERM VICTRORIA GERM Grüße müpu
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Autor: | muenzenputzer06 [ 3. Nov 2009, 21:42 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS | |||
Hier noch der Sesterz der "Victoria" Prächtige 27,01 Gramm VICTORIA GERMANICA SC Grüße zum Abend müpu
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Autor: | sulcipius [ 3. Nov 2009, 22:01 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS |
Lieber Rainer ! Ich kann nur sagen sabber Absolute Prachtstückerl, die Du uns da zeigst, na der Sesterz ist a Wahnsinn, verglichen mit meinem, ist der ja Superschwergewicht und meiner ein Fliegengewicht Liebe Grüße Gerhard |
Autor: | taurisker [ 10. Nov 2009, 10:51 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS | ||
Zum ersten Soldatenkaiser möchte ich dieses Münzerl zeigen: Denar geprägt in Rom 235/236 Av. belorbeerte, drapierte und gepanzerte Büste rechts IMP MAXIMINVS PIVS AVG Rv. Pax mit Zeig und Zepter PAX AVGVSTI 2,86g RIC 12 Cohen 31 Interessant bei den Prägungen für Maximinus ist, dass drei verschiedene Kaiserportraits vorkommen: einmal das Antlitz mit schönen geraden Gesichtszügen, dann die (seltene) Darstellung mit der sog. Boxernase und die Versionen wo das Kaiserportrait mit fast grotesk anmutender ausladender Unterkieferpartie zu sehen ist ... Maximinus dürfte wohl an einer Wachstumsstörung gelitten haben, die Auswirkungen waren Riesenwuchs und Deformierung einiger Körperpartien, die Portraits auf den Münzen wurden wohl stark geschönt, wahrscheinlich hatte er große Ähnlichkeit mit dem Hulk von seiner Statur her.
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Autor: | klaupo [ 11. Nov 2009, 21:49 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: MAXIMINUS THRAX, PAULINA und MAXIMUS | |||
Zitat: ... Versionen wo das Kaiserportrait mit fast grotesk anmutender ausladender Unterkieferpartie zu sehen ist ... Ich möchte hier zwei Stücke vorstellen, die m. E. in diese Kategorie passen könnten. Irgendwo habe ich gelesen, daß die vergleichsweise häufige Darstellung der SALUS auf Münzen des Maximinus Thrax ebenfalls als Motiv für die Sorge um seine Gesundheit gedeutet werden könnte. Zu den Münzen selbst: Denar, Kampmann 65.10 und Sesterz, Kampmann 65.28, Rv. in beiden Fällen SALVS AVGVSTI Der Sesterz ist, wie man sieht, arg geschunden, aber auch der Denar wies bei Erwerb eine Besonderheit auf. Beide Stücke stammen aus dem Bodensatz einer Sammlung, von der ich hier bereits mehrere Stücke vorgestellt habe. Die Denare in diesem Lot waren, wenn man es so nennen will, "Überraschungsdenare": die Portraits der Herrscher waren sichtbar, auf das Revers war überall ein Zettelchen mit Namen und Regierungszeit geklebt (!). Was sich darunter verbarg, wurde erst bei vorsichtiger Reinigung mit Aceton sichtbar. Es gab zwar keine Sensationen freizulegen, aber auch kaum Enttäuschungen. Gruß klaupo
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