Sehr schön! So schlecht sind sie auch nicht - gerade diese bekannte Münze aus Philippi findet man selten in besseren Erhaltungen. Meine ist auch nicht besser. Und schließlich, als Sammler von römischen Provinzprägungen muss man lernen, mit bescheidenen Erhaltungen zu leben!
Ich möchte daher noch eine letzte Münze für heute abend vorstellen. Sie gehört nur ganz an der Grenze zu den römischen Provinzprägungen (und das meine ich sowohl geographisch als auch inhaltlich), denn es geht um das
Bosporanische Königreich im Kimmerischen Bosporus. Das war ein von Rom abhängiger Staat unter Klientelkönigen, also nicht eigentlich eine römische Provinz, doch dennoch lebte dieser Staat nur von Roms Gnaden weiter und daher werden diese Münzen gewöhnlich zu den römischen Provinzprägungen gezählt, da sie, wie viele Prägungen griechischer und kleinasiatischer Städte auch, mehr eine Scheinautonomie als eine wirkliche Selbständigkeit repräsentieren.
Das Bosporanische Reich war ursprünglich ein antikes Königreich zu beiden Seiten des kimmerischen Bosporus, das sich im 5. Jahrhundert v. Chr. aus den griechischen Kolonien im nördlichen Schwarzmeergebiet und an den Küsten des Palus Maeotis (Asowsches Meer) gebildet hatte. Den Kern, um den das Bosporanische Reich entstand, bildeten die griechischen Poleis auf beiden Seiten der Meeresenge von Kertsch. Diese hieß im Altertum Kimmerischer Bosporus, im Unterschied zum Thrakischen Bosporus.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr. begann die wirtschaftliche Schwächung des Bosporanischen Reiches, was sich auch auf die militärische Stärke des Reiches ungünstig auswirkte. Der Kampf gegen die Nomadenüberfälle wurde schwierig. Die Skythengefahr für das Bestehen des Reiches wurde so groß, dass Pairisades V. (ca. 125 v. Chr. – ca. 108 v. Chr.) auf seinen Thron verzichtete und die Macht
Mithridates VI. von Pontus anbot. Dies rief einen Aufstand in den niedrigen Volksschichten hervor, worunter auch zahlreiche Sklaven waren, die mit den Skythen gemeinsame Sache machten. An der Spitze dieser Volksbewegung stand die skythische Bevölkerung von Pantikapaion unter der Anführung des Sklaven Saumakos (Sawmak). Der Aufstand wurde schließlich von den Truppen des Mithridates niedergeschlagen, wobei der Bosporanische Staat in das pontische Reich einverleibt wurde.
Der Macht Mithridates’ VI. wurde im Jahr 63 v. Chr. von den Römern ein Ende gesetzt, nachdem sie, zuerst unter Sulla, dann unter Pompeius, die sogannten drei mithridatischen Kriege ausgefochten hatten, die zuletzt ganz Kleinasien umfassten.
Eine kleine interssante Anekdote noch zu Mithridates VI.: Nachdem er erkannt hatte, dass seine Macht am Ende war, versuchte er sich umzubringen, und wie sich das für einen antiken Herrscher so gehört, versuchte er es mit Gift, was aber misslang, denn er hatte sich durch lebenslange kontrollierte Einnahme von Giften (über die er sogar ein Buch geschrieben hatte!) eine gewisse Immunität erworben. So blieb ihm letzten Ende nichts anderes übrig, als sich von einem treuen Diener erdolchen zu lassen...
So, nach diesem Exkurs jetzt aber zur Münze:
Mithradates III. (39/40 – 44/45 n. Chr.)
AE25. 39 – 45 Chr.; 7,95 g; 25 mm.
Av.: BACIΛΕΟC MIΘΡΙΔΑΤΟΥ; Kopf n. re.
Rv.: IB; Links Bogen imKöcher, Keule, über die Löwenfell gelegt ist, rechts Dreizack.
IB = 12 (Wertzahl).
RPC 1910.
Und wer sich jetzt wundert, dass Mithridates III. hundert Jahre nach Mithridates VI. kommt, der muss nicht an seinem Verstand zweifeln: Mithridates VI. (von Pontus) wurde zu Mithridates I., als er sich den Bosporus einverleibte und danach begann die Zählung von Neuem...