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BeitragVerfasst: 22. Mär 2011, 22:15 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Leider nein. Jedenfalls nicht in diesem speziellen Falle. Wie Du wahrscheinlich weist, konnten Gegenstempel in der Antike diverse Funktionen haben, von erneuter Gültigmachung bei abgenutzten Münzen (hier also eher nicht), Ändern des Gültigkeitsbereiches oder des Nominals etc. Was hier aber zutrifft, ich weiß es nicht.

Im Howgego ist er auch nicht verzeichnet, aber der fängt auch erst etwas später an.

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BeitragVerfasst: 22. Mär 2011, 22:25 
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Ich hatte gerade die phantasievolle, aber wissensleere Idee, dass man das Stück für die Benutzung in einem Tempel des Apollo gegengestempelt hat ...

Gibt es eventuell antike Gegenstempelungen, die aus Münzen mit den falschen "Attributen" tempelfähiges Geld machten?

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BeitragVerfasst: 22. Mär 2011, 22:35 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Puuh, das weiß ich leider nicht. Ich finde Deine Idee spannend, aber ich muss sie weitergeben an jemanden, der sich mehr mit antiken Gegenstempeln auskennt. Generell habe ich das Gefühl, das über römische Gegenstempel mehr bekannt ist als über griechische.

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BeitragVerfasst: 8. Mai 2011, 22:14 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Es geht weiter: Ich werde jetzt in der im Weiteren, in einer losen Folge noch einige Münzen aus der Sammlung Roland Müller vorstellen, die ich erwerben konnte.

Anfangen bzw. fortsetzen möchte ich mit einer sehr seltenen griechischen Stadt über die man auch nur sehr wenig weiß: Prostanna in Pisidien:

Nur in zwei antiken Quellen wird Prostanna überhaupt genannt: Zum einen bei Ptolemäus (V, 5, 7), der die Stadt Prostana nennt und zum anderen in der Liste der teilnehmenden Bischöfe des Konzils von Konstantinopel im Jahr 381, die unter den pisidischen Bischöfen einen mit Namen Attalus Prostannensis aufzählt.

Die Lage der Stadt war zunächst unbekannt, doch W. M. Ramsey vermutete sie 1890 am See Egirdir, nicht zuletzt wegen des markanten zuckerhutähnlichen Bergzuges direkt über der Stadt Egirdir. 1957 konnte dann die archäologische Stätte der Siedlung (mit einer Akropolis) auf einer Bergkuppe direkt hinter dem Gipfel des als Viaros bezeichneten Berges identifziert werden.

Zur Münzbeschreibung:
Prostanna in Pisidien.
AE15. 1. Jhdt v. Chr. – 1. Jhdt. n. Chr.; 4,53 g.
Av.: Fels oder Berg Viaros im Perlkreis.
Rv.: Π – OO; Baum im Perlkreis.
Von Aulock, Pis. II, 146, 1754. SNG BN Paris 1706. SNG Cop. –. SNG Lindgren –.
Ex coll. Roland Müller. (M&M Deutschland, Auktion 30, 28.05.2009, Nr.633)
ss, dicker Schrötling, sehr selten.

Das die Vs.-Darstellung einen Berg darstellen soll, ist zwar schwer nachzuvollziehen, aber das scheint die allgemeine Lesart zu sein. Warum für die Rückseite ein Baum gewählt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise, aber das ist nur eine Vermutung, könnte das mit bestimmten Buchengwächsen oder dem sogenannten Siglawald zusammenhängen, für die die Region heute um Egirdir noch bekannt sein soll (lt. Wikipedia....). Vielleicht war Prostanna in der Antike ja auch schon durch seine "baumige" Umgebung bekannt...

Lit.: M. H. Ballance: The site of Prostanna. Anatolian Studies 9/1957.


Dateianhänge:
prostanna.jpg
prostanna.jpg [ 82.91 KiB | 11672-mal betrachtet ]

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BeitragVerfasst: 8. Mai 2011, 22:21 
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Lieber Mattias!

Ich finde es toll, mit welcher Leidenschaft und welcher Qualität du die Münzen aus der Sammlung von Goro aufbereitest und hier zeigst.
:appaus:

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BeitragVerfasst: 9. Mai 2011, 14:47 
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Hallo Mattias,
ja, wirklich prima. "Heilige" Berge und "heilige" Bäume finden sich auf kleinasiatischen Münzen gar nicht so selten. Gerade die Berge sind als solche vielfach wirklich nicht einfach auszumachen. Es gibt dazu sogar eine Spezialpublikation, allerdings leider nur in türkischer Sprache: N. Baydur, Anadolu 'daki kutsal daglar. Dag - tanrilar, 1994. (Auf die Feinheiten der türkischen Sprache, wie "i" ohne Punkt und Bogen über dem "g" habe ich jetzt verzichtet.) Leider kann ich Dir die entsprechende Nummer in diesem Werk, in dem Deine Münze zweifellos aufgelistet ist, derzeit nicht liefern, da ich das Buch nur in meiner Bibliothek in Deutschland habe, mich derzeit aber wieder einmal in Kärnten aufhalte.
Herzliche Grüße,
Laterarius


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BeitragVerfasst: 9. Mai 2011, 19:26 
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Laterarius hat geschrieben:
...da ich das Buch nur in meiner Bibliothek in Deutschland habe,...

Da würd eine Fernleihe langsam Sinn machen ;)
:hide:
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BeitragVerfasst: 9. Mai 2011, 20:19 
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Vielen Dank für Eure Antworten, über die ich mich natürlich sehr gefreut habe! :oops:

Mir macht diese Art von Numismatik ungeheuren Spaß, weil man sich so lange mit einer Münze beschäftigen und auseinandersetzen kann. Aber das heißt natürlich auch, dass es langsamer geht. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Münzen vorstellen (ich habe noch 30 in petto für diesen Thread, wenn ich richtig gezählt habe), aber natürlich gibt es auch vielleicht nicht für jede einen solchen ausführelichen Beitrag.

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BeitragVerfasst: 9. Mai 2011, 20:29 
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helcaraxe hat geschrieben:
Mir macht diese Art von Numismatik ungeheuren Spaß, weil man sich so lange mit einer Münze beschäftigen und auseinandersetzen kann.


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BeitragVerfasst: 22. Mai 2011, 19:55 
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Für folgende Münze habe ich ein wenig recherchieren müssen. Zwar ist sie natürlich im Sammlungkatalog beschrieben, aber der Text hat mich nicht so ganz zufriedengestellt (ich weiß schon, dass meine numismatischen Kenntnisse nicht annähernd so umfassend sind wie die von Dr. Hans Vögtli, der den Katalog bearbeitet hat, aber ich kann für eine verhältnismäßig geringwertige Münze natürlich auch mehr Zeit aufwenden als ein Katalogschreiber, der ja auch immer wirtschaftliche Interessen beachten muss).

Hier erst einmal die Münze:

Hierokome in Lydien.
AE18. Ca. 1. Jhdt. v. Chr. 5,77 g.
Av.: drapierte Büste der Artemis mit Diadem n. re., Köcher und Bogen auf dem Rücken, [darunter ΠEPΣIKH].
Rv.: Hirschprotome n. re. lagernd, darüber IEP als Monogramm.
SNG von Aulock 2951. SNG München 131. SNG Cop. 170. Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen 1.
Ex coll. Roland Müller (M&M Deutschland, Auktion 30, 28.05.2009, Nr.584).

Dateianhang:
hierokaisarea.jpg
hierokaisarea.jpg [ 65.01 KiB | 11439-mal betrachtet ]


Im Katalog wird als Stadtbezeichnung Hierokaisareia angegeben, was im Prinzip erst mal nicht falsch ist, denn tatsächlich handelt es sich bei beiden um dieselbe Stadt, aber zu verschiedenen Zeiten: Ursprünglich nannte sich die Stadt eben Hierokome. Sie liegt im Nordwesten Lydiens bei Arpali auf dem gegenüber liegenden Ufer des heutigen Dorfes Beyoba am Fluss Glaukos. Polybios ist der einzige Schriftsteller der von dieser Stadt (unter diesem Namen!) berichtet, die berühmt durch ihren Artemistempel war, den 204 v. Chr. Philipp V. und um 155 v. Chr. Prusias II. ausraubten.

Im Jahr 17 n. Chr. gab sich die Stadt nach dem großen Erdbenen den Namen Hierokaisareia aus Dankbarkeit zu Tiberius, da dieser die Stadt großzügig unterstützt hatte.

Tacitus berichtet nun, dass sich im Jahre 23 n. Chr. die Gesandten von Hierokaisareia vor dem römischen Senat brüsteten, dass die Gründung des Tempels der Artemis Persike auf Kyros zurückzuführen sei, und dass Perpenna, der 130 v. Chr. das ihrer Stadt benachbarte Stratonikeia am Kaikos belagerte, Isauricus und andere römische Feldherren die Heiligkeites des Tempelbezirkes anerkannt und dieses sogar erweitert hätten. Pausanias erzählt dann unter anderem von dem Feuerkult der persischen Magier, der noch zu seiner Zeit in Hierokaisarea und Hypaipa ausgeübt wurde, was er noch selbst gesehen hatte.

Soweit ist die Chronologie der Stadt und was wir über sie wissen klar. Und dass dann Artemis prominent auf den Münzen zu sehen ist, wundert auch nicht weiter. Das Monogramm IEP ist schon schwieriger, denn natürlich passt es zu beiden Bezeichnungen. Vögtli legt die Münze unter der neuen Bezeichnung ins erste nachchristliche Jahrhundert, und damit wäre sie eigentlich schon eine römische Provinzialmünze. Ich mag ihm darin aber nicht folgen, und zwar aus folgendem Grund:

Wenn die Stadt sich einen neuen Namen gibt, dann will sie sicher auch, dass dieser neue Name bekannt wird und wird ihn auf der Münze ausschreiben und nicht das alte Monogramm weiterverwenden. Und tatsächlich gibt es einige Münzen aus dem ersten Jahrhundert nach Chr., die schon den neuen Namne in voller Länge tragen:

http://www.acsearch.info/record.html?id=59403
http://www.acsearch.info/record.html?id=149031
http://www.acsearch.info/record.html?id=115919
http://www.acsearch.info/record.html?id=153019

Und diese Münzen sind stilistisch so verschieden von der obigen Münze, dass ich darin Imhoof-Blumer folge, der die Münze unter der alten Bezeichnung Hierokome ins erste vorchristliche Jahrhundert legt. Und damit haben wir wieder eine echte griechische Münze. :D

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