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Keltenbronze mit Fabelwesen?
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Autor:  Arminius [ 21. Aug 2009, 23:04 ]
Betreff des Beitrags:  Keltenbronze mit Fabelwesen?

Hallo,

ein für mich (als unbedarften Kelten-Laien) bislang unbekannter Typ:

Bild

Bronze (20-25 mm / 6,64 g),
Av.: stark stilisierter Kopf n. r.
Rev.: vierbeiniges Fabelwesen ? oder stark stilisiertes Pferd n. l. (mit Vogelschnabel ?), darunter Kreuz (und weitere Zeichen einer Trugschrift?), darüber ? (schraffierte Fläche).

Weiß jemand mehr über den Typ?

Autor:  taurisker [ 22. Aug 2009, 18:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

Hallo Arminius,

genau diesen Typ und in Bronze habe ich als Referenz in meiner Literatur zwar nicht gefunden, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir dieses Stück den Ostkelten zuordnen können, genauer gesagt in die Serbische Gruppe. Eine ähnliche Darstellung habe ich bei Pink Tafel VII Abb. 150 ausfindig gemacht.

Karl Pink beschreibt in seinem Werk (Münzprägung der Ostkelten und ihrer Nachbarn) eine Münzgruppe aus diesen Gebieten, die zur Stammform des Philippsreitermotivs gehört, Revers stilisiertes Baumreitermotiv mit Schnabelpferd. Am Avers ist die S-förmige Volute ganz typisch und der Bartkranz, gegenüber der vorliegenden Silberprägung ist diese Darstellung aber bereits ein wenig verwildert.

Möglich, dass die Prägung auch von den Nachbarn in Syrmien stammt etc.

Salü
taurisker

Autor:  taurisker [ 22. Aug 2009, 19:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

Guckstdu ... in Silber hab ich soeben das gefunden im Netz:
http://www.acsearch.info/search.html?se ... &page=1#10

In Bronze und mit diesen speziellen Beizeichen habe ich jedoch auch bei der Webrecherche nichts vergleichbares gefunden, ich bin mir aber sicher, dass es auch dafür Referenzen gibt. Vielleicht hat einer der Kollegen noch etwas in seiner Literatur dazu?

Salü
taurisker

Autor:  Arminius [ 22. Aug 2009, 23:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

Einfach beeindruckend, wie ihr Experten diese stark stilisierten Abbildungen gruppieren und zuordnen könnt!

Serbien (und Umgebung) passt zur Provenienz des Stückes (andere Exemplare dieses Materials stammten vorwiegend aus aus Siscia, Sirmium und Viminacium).

Vielen Dank!

Autor:  harald [ 23. Aug 2009, 10:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

Hallo Arminius!

Deine Münze ist eine ostkeltische Weiterentwicklung des Typs Baumreiter mit Bartkranzavers aus der letzten Prägephase.
Diese Entwicklungsstufe wird von Pink als Typ mit großem Schrötling und liegendem Achter bezeichnet.

Charakteristisch für diese Variante aus einer lange ausgeprägten Serie ist das kreuzförmige Symbol unter dem Pferd und die Ausprägung in fast reinem Buntmetall.
Pink schreibt, dass diese degenerierte späteste Gruppe noch nicht genau lokalisierbar ist,
jedoch eine starke Verwandtschaft mit den Ostprägungen hat.
Dieser Typ wurde durch den in großer Stückzahl ausgebrachten und weit verbreiteten Kapostaler Typ stark beeinflußt.
Ein Hinweis auf diesen Einfluß sind auch Funde von Belegen, auf denen der hier vorgestellte Typ auf Kapostaler überprägt wurde.

Diese Münze ist durchaus als selten einzustufen.

Zitat:
Pink, Ostkelten, Abb. 155, S. 41

Auf dem Foto sieht es für mich danach aus, als würde eine Bronzepest Teile der Patina umwandeln.
Ich würde auf jeden Fall zu einer Behandlung mit BTA (Benzotriazol) raten.

Viele Grüße
Harald

Autor:  taurisker [ 23. Aug 2009, 10:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

harald hat geschrieben:
Zitat:
Pink, Ostkelten, Abb. 155, S. 41

Tja, die Abb. 155 muss ich gestern wohl übersehen haben bei meiner Recherche im Pink :roll: war wohl schon "spät" ;) aber gut dass es aufmerksame Kollegen hier gibt, viele Augen sehen mehr als zwei ... die Referenz trifft das hier vorliegende Stück übrigens ganz genau!

Salü
taurisker

Autor:  Arminius [ 24. Aug 2009, 11:36 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

harald hat geschrieben:

Auf dem Foto sieht es für mich danach aus, als würde eine Bronzepest Teile der Patina umwandeln.
Ich würde auf jeden Fall zu einer Behandlung mit BTA (Benzotriazol) raten.

Viele Grüße
Harald


Da ich nur ungern mit solch giftigen Chemikalien wie BTA hantiere:
Reicht eventuell nicht auch eine Behandlung des Stückes durch wechselweises Kochen in destilliertem Wasser und verdünnter Soda-Lösung (Natriumkarbonat), um die sauren Chloride zu entfernen bzw. zu neutralisieren :?:

Autor:  harald [ 24. Aug 2009, 13:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenbronze mit Fabelwesen?

Nachdem Du unter dem Mikroskop die Korrosionsprodukte mechanisch entfernt hast, könnte diese Methode durchaus zielführend sein.
Ich würde sagen, einen Versuch ist´s wert. ;)

Viele Grüße
Harald

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