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Neue Erkenntnisse über einen seltenen Münztyp
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Autor:  harald [ 25. Jun 2017, 11:31 ]
Betreff des Beitrags:  Neue Erkenntnisse über einen seltenen Münztyp

Vor längerer Zeit hatte ich diesen Typ bereits hier erstmalig vorgestellt:
viewtopic.php?f=44&t=322&hilit=r%C3%A4tsel

Mittlerweile ergaben sich einige neue Erkenntnisse, die ich auf diesem Wege gerne an euch weitergeben möchte.

Die Drachme wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem Aversstempel für keltische Imitationen der Nikestatere geschlagen.
Bisher gab es keinen eindeutigen Nachweis, ob diese Imitationen auf boischem, oder auf ostkeltischem Gebiet geprägt wurden und möglicherweise durch den Handel zu den Boiern gelangten.

Dieser Abschlag ist eigentlich ein eindeutiger Nachweis, für eine Entstehung im boischen Siedlunsraum, sowohl dieser Prägungen, als auch zumindest eines Teils der Nike- Imitationen.

Zur Reversdarstellung fanden sich bisher keine direkten Parallelen.
Als Vorbild dienten wohl Prägungen der Ostkelten mit der Kombination Reiter mit Vogel.
Als Beispiel: OTA 128, OTA 163, OTA 175, OTA 336, OTA 340-343.

Eindeutige stilistische Übereinstimmungen gibt es jedoch bei den im selben Gebiet entstandenen und hier bereits vorgestellten Lysimachos-Imitationen (siehe Foto).
viewtopic.php?f=44&t=1312&p=10410&hilit=drachme+lysimachos#p10410

Datierungsvorschlag: um 200 v. Chr.

G: 3,85g
D: 17mm

Grüße
Harald

Dateianhänge:
Boier- Drachme Athenakopf- Vogelreiter 3.jpg
Boier- Drachme Athenakopf- Vogelreiter 3.jpg [ 40.04 KiB | 7817-mal betrachtet ]
Hemidfrachme Typ Athenakopf Vogelreiter.jpg
Hemidfrachme Typ Athenakopf Vogelreiter.jpg [ 112.6 KiB | 7817-mal betrachtet ]

Autor:  harald [ 25. Jun 2017, 11:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Neue Erkenntnisse über einen seltenen Typ

Zu den Hemidrachmen gibt es ebenfalls weitere interessante Neuigkeiten:
Der Avers zeigt eindeutig einen stark stilisierten behelmten Athenakopf nach rechts.
Bei dem Gebilde unter dem Helmschirm könnte es sichj um das Ammoshorn handeln, welches von Prägungen des Lysimachos inspiriert wurde.
Ewa Kolnikowa erwähnt in ihrem Buch über Nemcice einen Drittelstater mit nahezu identischer Darstellung und verweist ebenfalls auf Münzen des Lysimachos.
(E. Kolnikowa, Nemcice, S15, Kommentar 3, S170, Abb. 83, Nr. 23)

Unter dem Mikroskop ist mir ein weiteres aufschlußreiches Detail aufgefallen:
Zwischen den Vorderläufen des Pferdes befinden sich nicht die Buchstaben EC.
Es handelt sich hier vielmehr um die winzige Darstellung eines nach links stehenden Vogels auf einer Art Potest (!).
Dieselbe Vogeldarstellung findet sich in weitaus größerem Maßstab auf den Drachmen und auf allen Varianten der Hemidrachmen.

Von diesem Aversstempel existiert auch der Nachweis einer Prägung in Gold (!) unter der Verwendung eines anderen Reversstempels mit ganz anderer Darstellung und zwar eines "Vogelmannes".

G: 2,00g
D: 17mm

Grüße
Harald

Dateianhänge:
Hemidrrachme Athenakopf Av.jpg
Hemidrrachme Athenakopf Av.jpg [ 116.93 KiB | 7824-mal betrachtet ]
Hemidrrachme Athenakopf Rv (1).jpg
Hemidrrachme Athenakopf Rv (1).jpg [ 117.41 KiB | 7824-mal betrachtet ]

Autor:  harald [ 26. Jun 2017, 08:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Neue Erkenntnisse über einen seltenen Münztyp

Offenbar war es bei den keltischen Stämmen unseres Gebietes in der Zeit um 200 v. Chr. üblich, auf den Münzbildern kleine Vogeldarstellungen zu verstecken.
Als weiteres Beispiel eine Hemidrachme des Leier- Stern Typs mit kleinem Vogel.
viewtopic.php?f=44&t=212&p=54845&hilit=Hemidrachme+leier+stern+vogel#p54845

Grüße
Harald

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