Numismatik-Cafe

Noch ein Ausflug in die gallische Welt ...
... jeder der die Comics des kongenialen Duos Uderzo&Goscinny gelesen hat kennt ganz bestimmt auch die Geschichte mit dem Treffen der Druiden im Karnutenwald ... die Abenteuer rund um Asterix und Obelix haben durchwegs auch fundierte historische Hintergründe:

Die Karnuten (Carnutes, auch Carnuti oder Carnuten) waren ein gallisches Volk zwischen Liger (Loire) und Sequana (Seine) mit den Hauptorten Autricum (Chartres) und Cenabum (ab dem 3. Jhd u.Z. Aurelianum, heute Orléans). Im 1. Jahrhundert v.u.Z prägten die Karnuten auch Bronzemünzen, verbreitet war unter anderem das Adlermotiv.

Im Gallischen Krieg gegen Rom (bzw. den römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar, der die Eroberung des freien Gallien betrieb) spielten sie eine nicht unwichtige Rolle. Im Jahr 54 v.u.Z. ermordeten sie den von Caesar drei Jahre zuvor eingesetzten König Tasgetius, ordneten sich dann aber kurzfristig wieder Rom unter. Die Karnuten begannen 52 v.u.Z. mit dem Überfall auf Cenabum, in dessen Verlauf mehrere römische Bürger umgebracht wurden, den Aufstand der Gallier unter Vercingetorix gegen Caesar. Im Laufe des Aufstands hatten die Karnuten zum Entsatz der Belagerten in Alesia angeblich 12.000 Mann zu stellen. Im Jahr darauf zog Caesar gegen die Karnuten, die sich ihm kurz darauf unterwarfen. Die Karnuten wurden in der Folgezeit romanisiert und erhielten von Kaiser Augustus mehrere Vorrechte eingeräumt.

Nach Caesar war das Gebiet der Karnuten der "Mittelpunkt Galliens". Alljährlich versammelten sich dort an einem heiligen Ort Druiden, um Streitigkeiten zu schlichten.

Der Karnutenwald ist in Asterix zu finden in "Die goldene Sichel" (Originaltitel: "La Serpe d'or"), ein Wald in Gallien, in dem sich die Druiden zu einem jährlichen Treffen mit Wettkämpfen versammelten.

Quelle für die Darstellung im Comic war eine Notiz in Gaius Iulius Caesars De Bello Gallico (6, 13, 10), der berichtet, dass die Druiden "zu einer bestimmten Zeit im Jahr im Gebiet der Carnuten, das als die Mitte Galliens gilt, in einem heiligen Ort zusammen kommen" (hi certo anni tempore in finibus Carnutum, quae regio totius Galliae media habetur, considunt in loco consecrato), um Recht zu sprechen.

Bronze Carnutes ca. 70-50 v.u.Z.
Av. stilisierter Kopf mit Haarornament rechts
Rv. großer Adler über kleinem Adler mit ausgebreiteten Schwingen rechts, davor Schlange, dazwischen Kreuz mit vier Punkten, im Feld links oben Pentagramm
16,5mm 3,12g LT 6088 SLM 258 BMC 128

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omnia praeclara rara sunt

Hallo taurisker

Klasse Münze die Du uns da zeigst und wie immer jede Menge Infos über den dazugehörigen Stamm.

Heute möchte ich Dir und allen anderen meine Carnuten zeigen.
Wie solls anders sein, natürlich Potins

1. Potin a la tete diabolique et au loup
3,03gr.
11/12mm
60-40 v.Ch.
DT 2612

2. Potin a l´aigle de face eta la tete frisee
3,86gr.
20mm
DT 2618

Gruß PoTTINA

Hi Keltenfreunde

Hier noch zwei Carnuten

3. Potin a laigle de face
2,47gr.
20mm
DT 2620

4. Potin a láigle de face, chevelure buclee
3,80gr.
20mm
BN 6151, 6153

Gruß PoTTINA

Salü PoTTINA !

Sehr interessante und feine Stücke sind das und teilweise auch gar nicht mal so häufig nehme ich an!?

Zu deinem ersten gezeigten Potin (a la tete diabolique et au loup) gibst du als Zeithorizont 60-40v. an, was demnach in die Spätzeit der Münzproduktion bei diesem Stamm fällt, trifft das auch bei den restlichen Münzen zu? Gibt es unter den Bronzen und Potins auch frühe Stücke vor dem römischen Eroberungsfeldzug durch Caesar?

Gruß
taurisker

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omnia praeclara rara sunt

Hallo taurisker

Die erste Münze (a la tete diabolique et au loup) hat 3 r in der Seltenheitsskala
Die anderen 1 r, die Prägezeit dieser Münzen konnte ich noch nirgendwo finden.
Die Bronze-Münzen werden ebenfalls 60-30 v.Ch.datiert.

Gruß PoTTINA

Hi

Hier noch eine Bronze, selbst gefunden

Carnutes Bronze PIXTILOS classe VI au griffon courant
2,55gr.
15mm
LT.7078 - DT.2470
R1

Gruß PoTTINA

Guten Abend,

hier eine Neuerwerbung:

Carnutes, huitième de statère à la mèche tombant sur le front

Gold; 9,5 - 10,5 mm; 0,84 g

Av: Kopf nach rechts mit großer Stirnlocke und (hier nicht deutlichem) Kreuz auf der Wange

Rv: Adler nach rechts, davor ein Kreis aus Kugeln um ein Kreuz

FO: Bazoches-les-Hautes

iNumis, Public Auction June 2009 (02.06.2009), Lot 63 http://www.acsearch.info/record.html?id=363553

Compagnie Générale de Bourse (Paris), cgb.fr - Samuel Gouet, Nicolas Parisot, Michael Prieur & Laurent Schmitt, Celtic VI (Paris 2013), S. 151, bga_215699

Die Münze ist publiziert im Aufsatz:

Nicolas Manios, Les huitièmes de statère à l'aigle carnutes. Cahiers Numismatiques 48, No. 190, Decembre 2011, 3-12. (Abb. auf S. 8, Nr. 3, dieses Exemplar).

Nach Nicolas Manios kommen diese Achtelstatere im Gebiet südwestlich von Paris, bzw. zwischen Orléans und Dreux vor (Karte des Aufsatzes von N. Manios, Fundpunkte rot hervorgehoben):

Laut Louis-Pol Delestrée & Marcel Tache, Nouvel Atlas des monnaies gauloises II. De la Seine à la Loire moyene (Saint-Germain-en Laye 2004), S. 130 f. und Taf. XXIII gehören diese Münzen zu einer Serie von Geprägen, welche sowohl Goldmünzen (Halb- und Achtelstatère) als auch die von taurisker vorgestellten Bronzemünzen mit Adler (DT 2582) umfasst, unter anderem auch Halb- und Achtelstatere mit Legende ( ATIIVLOIB u. SOLIM.YC (1/2-Statere) bzw. SOLIM.YC (1/8-Statere)), demzufolge datieren sie relativ spät (Endphase des Gallischen Krieges - Zeit vor Augustus). Der vorliegenden Münze entspricht am ehesten DT 2570.

Viele Grüße,
Docisam

Nach dem gallischen Krieg prägten die Carnuten noch sehr hübsche Denare. Aber leider überwog mitunter offenbar die Nutzung des Edelmetalls ästhetische Rücksichten. Diese Münze wurde wie ein kleiner Metallbarren verwendet:

Carnutes, Denar ANDECOM / ANDECOMBOS
Ag; 1,19 g; 13,5 mm, 7 h.
Av: Kopf mit Diadem und dünnem Bart nach links, davor [AN]DEC[OM].
Rv: Pferd nach links, darunter Eber-Standarte, über dem Pferd [ANDECOMBOS].
Meißelhieb bei 11 h; Metall abgetrennt zwischen 6 h und 8 h.
LT.6342; DT.2657; ABT.264; RIG.23; Sch/L.862-864; CCCBM 579-582.
FO: Fluy (Département Somme, Frankreich).
Aus Slg. Pierre Gendre.
Compagnie Générale de Bourse (Paris), cgb.fr - Samuel Gouet, Nicolas Parisot, Michael Prieur & Laurent Schmitt, Celtic VI (Paris 2013), S. 153, bga_241083.
Datierung laut CGB: ca. 45 v. Chr.

Obwohl ihr so übel mitgespielt wurde, hat es diese Münze in einen Fachaufsatz geschafft: Jean-Marc Doyen, Caroline Rossez, et collaborateurs, Chronique numismatique (XXX). Revue du Nord 398, 2012, 227-266. (Fig. 1, 12).
http://www.cairn.info/loadimg.php?FILE=RDN/RDN_398/RDN_398_0227/RDN_idPAS_D_ISBN_pu2012-05s_sa10_art10_img001.jpg

Bei guter Erhaltung sehen diese Denare so aus:


http://www.acsearch.info/search.html?id=354915

Viele Grüße,
Docisam