Die Paionier waren ein Volk auf der Balkanhalbinsel, deren Gebiet nordwestlich an Makedonien angrenzte, ihr König Patraos war ein Zeitgenosse Alexanders des Großen. Sein Bruder Ariston diente Alexander als General. Münzen des Patraos galten als selten, bis 1961 der Rezhantzi hoard (IGCH 411) geborgen wurde, bzw. 1969 der Paeonian hoard (IGCH 410) in London (Sotheby & Co) und New York (Parke-Bernet) versteigert wurde. Aufgrund der Ähnlichkeit der Zusammensetzung beider Funde, insbesondere auch des Vorkommens seltener makedonischer Prägungen, vermutet man heute, dass der Paeonian hoard nicht wie zwischenzeitlich angenommen bei Skopje (Ziegaus, Geld der Kelten, S. 238) gefunden wurde, sondern dass er eventuell ein Teil des bei Rejantsi in Westbulgarien entdeckten Schatzfundes ist:
http://www.academia.edu/317570/_._IGCH_411_Gold_staters_from_the_Rezhantsi_Hoard_IGCH_411_Pernik_district_Western_Bulgariahttp://www.academia.edu/1814921/A_Coin_Hoard_of_the_Paeonian_King_LycceiusNach Angabe des Verkäufers stammt auch diese Münze aus dem Paeonian hoard, gilt aber als "griechisches Original":
Tetradrachme des Patraos
Silber, 12,85 g, 24 mm, 2 h.
Av. Jugendlicher Kopf mit Lorbeerkranz (Apollon ?) nach rechts; Stempelbruch
Rv. Π/AT/Ρ/AOΥ (P umgekehrt), Reiter in militärischer Tracht im Galopp n. r., einen gefallenen, auf dem Rücken liegenden Gegner niederstechend.
- Paeonian Hoard I, 482 (stgl.).
- Slg. Lanz 997 (Av. stgl.).
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Paeonia Patraos combi.jpg [ 120.58 KiB | 12590-mal betrachtet ]
Hier wäre eine stempelgleiche Vergleichsmünze (12,62 g), bei der man das umgedrehte P besser sieht :
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Paeonia Patraos 701692.jpg [ 94.9 KiB | 12590-mal betrachtet ]
http://www.acsearch.info/record.html?id=701692Allerdings hat der "jugendliche Kopf" bei den meisten Patraos Tetradrachmen das Auge naturgetreu von der Seite dargestellt, während es bei der vorgestellten Münze eher von vorne gesehen (und im Profil ziemlich merkwürdig) wirkt:
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Paeonia Patraos 687012.jpg [ 93.82 KiB | 12590-mal betrachtet ]
http://www.acsearch.info/record.html?id=687012Ich frage mich, ob das unbeholfen dargestellte Auge, das umgedrehte P und die Verwendung eines kräftig gebrochenen Stempels schon dafür sprechen können, dass die oben vorgestellte Münze kein griechisch / paionisches Original mehr ist. Allerdings gelten Münzen aus diesen Stempeln im Versteigerungskatalog von 1969 und bei Michaela Kostial (Katalog Slg. Lanz) durchaus als "griechisch", wobei M. Kostial einräumt (S. 172): "Bei einigen Stücken läßt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob es sich um gute, sehr nahe an der Vorlage gehaltenen Nachprägungen oder um Originale handelt, die lediglich weniger sorgsam gearbeitet sind."
Ich bin auf Eure Meinung gespannt.
Viele Grüße,
Docisam