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BeitragVerfasst: 27. Dez 2013, 15:13 
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Von den Prägungen des Alexander III und des Philipp III gibt es besonders aus dem bularischen und südrumänischen Raum zahlreiche keltische Nachbildungen, welche den Thrakern und Geten zugeordnet werden.
Bei den bisher in der Literatur nachgewiesenen Nominalen handelt es sich jedoch ausschließlich um Silbergeld in Form von Tetradrachmen und Drachmen.
viewtopic.php?f=44&t=4711&p=45350&hilit=Philipp+III#p45350
Kleinere Nominale in Form von Vierteldrachmen, oder Obolen waren bisher unbekannt.

Bei den hier vorgestellten Obolen handelt es sich um jedoch Imitationen anderer Keltenstämme.

Der Kopf des Herakles mit Löwenskalp auf dem Avers dieser frühen Prägung der Boier ist auch hier zweifellos ebenfalls durch Vorbilder der Münzen des Alexander III, beziehungsweise des Philipp III entstanden.

Für eine derartige Darstellung gibt es jedoch bei den gesamten Prägungen der Boier keinen direkten Vergleich.

Möglicherweise kamen boiische Söldner in Kontakt mit den makedonischen Vorbildern und brachten einige davon in ihre Heimat mit, oder die Boier kamen durch den Handel in Kontakt mit den makedonischen Vorbildern

Ein Einsatz keltischer Söldner in Makedonien ist mehrfach überliefert- Als Beispiel dient ein Bericht des Historikers Polyaen.
Diesem ist zu entnehmen, dass im Jahr 277 v. Chr. in der Schlacht bei Lysimacheia dem Heer des Antigonos Gonatas etwa 18 ooo Kelten gegenüber standen.
Unmittelbare Nachweise für eine Beteiligung boiischer Söldner gibt es jedoch nur für den 2. punischen Krieg und für eine Teilnahme an der Verteidigung von Stadtstaaten wie Syrakus.

Obol Boier
Typus Leier- Stern Prototyp

Datierung: 220-200 v. Chr.
G: 1,03g

Zitat: Jandrasits Roseldorf, RÖ 28, 2005, Nr. 3b, Kolnikova Nemcice 2012, Abb. 11, 172

Grüße
Harald


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BeitragVerfasst: 27. Dez 2013, 21:45 
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Ein weiterer unedierter Obol aus dem südungarisch- serbischen Grenzgebiet mit detailreichen Wiedergabe
der Reversdarstellung auf kleinstem Raum.

Der Stempelschneider schaffte es sogar den Adler des Zeus trotz einer Größe von lediglich 2 mm. noch gut erkennbar und auch halbwegs realistisch darzustellen.

G: 0,91g
D: 10mm

Fortsetzung folgt.....

Grüße
Harald


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BeitragVerfasst: 28. Dez 2013, 16:45 
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Hier ist besonders das Aversbild von Interesse- es zeigt nicht wie zu erwarten den Kopf des Herakles mit Löwenskalp, sondern vielmehr einen für ostkeltische Prägungen unüblichen bartlosen und belorbeerten Kopf mit Winkelnase, Kugelauge, Kugelmund und stark abgewinkelter Nackenlocke.

Grüße
Harald


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BeitragVerfasst: 29. Dez 2013, 10:39 
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Eine mit diesen Obolen eng verwandte Prägung, welche offenbar eine spätere Variante darstellt,
hatte ich hier bereits vor einiger Zeit vorgestellt und damals mangels Vergleichsstücken als Unikum bezeichnet.
viewtopic.php?f=44&t=3937&p=37262&hilit=obol#p37262

Nachdem ich mir einige Zeit meinen Kopf über eine mögliche Zuordnung dieser interessanten Obole zerbrochen habe, möchte ich meine bisherigen Ergebnisse zur Diskussion stellen.

Das Vorbild der Reversabbildung, die Originalprägungen des Alexander III wurde in Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Serbien und in Ungarn, ebenso auch im serbisch- ungarischen Grenzgebiet gefunden.

Einige Fundorte nach Gohl: Panscova in SO- Ungarn, Versec, Raffna, Ö- Sopot, Zsidovin, Petroszeny, Ujegyhaz, Gergelyfalva, Hosszutelek.
Aus Panscova stammen auch frühe Imitationen.

Die Aversdarstellung mit dem bartlosen Kopf, der abgewinkelten Nackenlocke und dem Torquesohr findet sich beim in Serbien verbreiteten Typ Leierblume, der hier bereits mehrmals vorgestellt wurde:

viewtopic.php?f=44&t=4583&p=43816&hilit=Leierblume#p43816
viewtopic.php?f=44&t=2479&p=23238&hilit=Leierblume#p23238

Offenbar handelt es sich hier also um für den lokalen Gebrauch bestimmtes Kleingeld aus dem serbisch- ungarischen Grenzgebiet, welches sowohl von thrakisch- getischen, als auch von skordiskischen Vorbildern inspiriert wurde.

Grüße
Harald


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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 08:46 
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Vielen Dank für das Zeigen dieser, als Griechenfreund, sehr interessanten Prägungen!

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Viele Grüße
helcaraxe
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Meine Galerie: Römische Provinzbronzen (ausbaufähig... ;-))


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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 15:50 
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Ich würde ja gern mitdiskutieren, habe aber leider keine Ahnung. Mich faszinieren aber diese eigenwilligen keltischen Gepräge und finde es sehr schön, daß unsere kleine Keltenfraktion einer eher schweigenden, aber doch gleichwohl staunender Betrachterschar immer wieder ihre Stücke präsentiert. helcaraxe geht es offenbar ebenso.
Gruß ischbierra


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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 16:01 
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Ich schließe mich dem eben Gesagten an.

Afrasi

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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 17:08 
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Liebe Kollegen!

Es freut mich außerordentlich und erfüllt mich sogar mit ein bißchen Stolz, ein derartiges Lob von usern anderer Fraktionen zu bekommen.

Mir ergeht es ähnlich im Griechenthread, wo ich gerne regelmäßig über den Tellerrand blicke.
Obwohl nicht mein Sammelgebiet staune ich immer wieder über die Vielzahl an interessanten und ästhetischen Prägungen
und lerne dabei ständig dazu.

Liebe Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 17:08 
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ischbierra hat geschrieben:
Ich würde ja gern mitdiskutieren, habe aber leider keine Ahnung. Mich faszinieren aber diese eigenwilligen keltischen Gepräge und finde es sehr schön, daß unsere kleine Keltenfraktion einer eher schweigenden, aber doch gleichwohl staunender Betrachterschar immer wieder ihre Stücke präsentiert. helcaraxe geht es offenbar ebenso.
Gruß ischbierra

Und mir auch. Ich habe zwar einige Typen in meiner Sammlung (Roseldorf, Gurina-Eis, 2 Tetradrachmen-Imitationen - Philipp II. und Alexander III., Kugelwange) aber eigentlich ist das nur ein Nebenschauplatz meiner Sammlung. Weil die Kelten ja die ersten waren, die in Österreich geprägt haben, sind Münzen vor allem aus Noricum für mich interessant. Die Römer betrieben ja keine einzige Münzstätte in Österreich und werden daher von mir mit Verachtung gestraft.
Rutscht gut hinüber!
OTAKAR

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BeitragVerfasst: 31. Dez 2013, 17:23 
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Deine Verachtung für die armen Römer ist jedoch nicht ganz berechtigt.
Sie hatten sehr wohl in Österreich eine Prägestätte.
Die lag zwar nicht in Noricum, sondern in Oberpannonien in Carnuntum.
Dort wurden die Münzen des Regalianus und seiner besseren Hälfte geprägt.

Um nochmal auf die Gemmen zurückzukommen (siehe mein aktueller Beitrag im Römerthread)-
Mit dem Nachweis dieser Prägestätte wurde schon mal versucht, ebenfalls den Nachweis für eine Werkstatt zur Gemmenherstellung zu erbringen.
Das ist zwar durchaus möglich, es gibt jedoch bisher keinen einzigen archäologischen Beweis dafür.

Liebe Grüße und euch allen einen
GUTEN RUTSCH :appaus:

wünscht
Harald

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