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 Betreff des Beitrags: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 19. Nov 2012, 16:11 
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Die Imitationen der Nominale von Alexander III und dessen Halbbruder Philipp III werden den Thrakern und Geten zugewiesen.
Sie tragen eine fast identische Darstellung sowohl auf dem Avers, als auch dem Revers.

Die Tetradrachmen des Philipp III zählen zu den frühesten Imitationen, wobei diese Münze mit ihrer Ausprägung im Zeitraum zwischen 300 und 280 wohl einen der frühesten Belege darstellt.

Dieser Typ wurde über einen äußerst langen Zeitraum von etwa 200 Jahren ausgebracht, dementsprechend häufig kam es zu Umschnitten und Nachschnitten der Stempel, wobei in zunehmendem Ausmaß auf einen Nachschnitt des Averses verzichtet wurde und dieser zu einem Buckel degenerierte.

Aus diesem Grund gibt es nur relativ wenige Exemplare mit beidseitig stempelfrischer Prägung.
Ein sehr früher Beleg mit fast identischen Darstellungen wurde von Ziegaus (SLG. Flesche,740) publiziert.
Dieser weist jedoch ,so wie die von Pink, Göbl, Preda und Kostial publizierten stempelgleichen Exemplare unter der Standlinie eine unterschiedliche Legende und bei 2 Uhr einen unschönen Stempelriss auf.

Die hier vorgestellte Tetradrachme dürfte aus einem früheren, leicht modifiziertem Stempel stammen.

Es handelt sich, so wie bei fast allen Imitationen der Tetradrachmen Philipps um eine Imitation nach einer Prägung aus Aradus in Phönizien, bei der die Bilder weitgehend unverändert übernommen wurden.

Av: Herakleskopf im Löwenskalp rechts in feinem Perlkreis
Rv: Zeus Aetophoros sitzt links auf Thron, hält Adler und Langszepter, Darunter liegendes H. Im Feld links zwei bildgleiche Monogramme mit doppelaxtähnlichem Ornament, das obere kreisförmig eingefasst und gedreht.
Hinter dem Thron die Legende ΦIΛIΠΠOY, unter der Standlinie BIΛΣIΛΣ

G: 16,52g
D: 26mm

Preda Taf. 72,1 Var (Legende)
Göbl OTA 579/1 Var. (Leg.)
Kostial, Slg. Lanz 899 Var. (Leg.)
Ziegaus Slg Flesche 740 Var (Leg.)

Verbreitung: NO-Rumänien, Bulgarien


Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 20. Nov 2012, 09:20 
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Diese Imitation aus der römischen Kaiserzeit stammt aus dem 2.Jh.n.Chr. und ist damit etwa 500 Jahre jünger.

Es handelt sich um eine seltene Portraitfibel aus der römischen Kaiserzeit.
Bei dieser Fibel handelt sich eher um eine Brosche, da der Zweck sicher über das Zusammenhalten der Kleidung weit hinaus ging und es sich hier primär um ein Schmuckobjekt handelt.
Im Gegensatz zu den fast industriell in großer Anzahl gefertigten Standardtypen der provinzialrömischen Fibeln, habe wir hier ein Einzelstück vor uns, welches möglicherweise sogar auf Auftrag gefertigt wurde.

Diese Scheibenfibel gehört zu einer kleinen Gruppe von Fibeln mit gefassten Einlagen aus Pressblech, die durchwegs Herrscherportraits tragen.
Bei den meisten Exemplaren aus dieser Typenreihe ist das gefasste Pressblech leider so schlecht erhalten, dass eine nähere Bestimmung kaum mehr möglich ist.

Eine Variante wurde von R. Göbl in seiner Antiken Numismatik, Bd. 2 auf Tafel 19 vorgestellt und in diesem Zusammenhang verweist Göbl auf den münzähnlichen Charakter des Objektes.

Zwei weitere Parallelen stammen aus einem Grab aus Regensburg, welches in die 2. Hälfte des 2.Jh.n.Chr. datiert wird.
Die beiden Fibeln zeigen die Portraits eines Ehepaares im Stil des Kaiserhauses der Zeit der Mitte des 2.Jh.n.Chr.
( M. Mackensen, ein Fibelgrab aus Regensburg- Großprüfening, Bayerische Vorgeschichte 1973, 57ff.)

Die bronzene Fibel ist aus 3 Teilen zusammengesetzt und komplett erhalten.
Maße:
D: 38mm
D. Medaillon: 14mm
H: 8mm.

Der Oberteil besteht aus einer achtseitigen Rosette, ähnlich einer Blütenknospe, welche ein vergoldetes Innenmedaillon umrahmt. Der Unterteil mit einer Spiralkonstruktion ist mit dem Oberteil durch 4 Nieten verbunden.
Das vergoldete Medaillon ist in Pressblechtechnik entstanden und zeigt das idealisierte Portrait von Alexander III mit Löwenskalp.
Ähnliche Abbildungen kommen in römischer Zeit bis ins 4. Jahrhundert vor.
(zB. auf Kontorniaten- siehe A. Alföldi, die Kontorniaten, Budapest 1943, 20)
Bei der Pressblech- oder Repoussetechnik lag ein dünnes Metallblech auf einer weichen Unterlage aus Blei oder einer Pechmischung und das Bild wurde mit einer extra angefertigten Patrize in das Blech gedrückt. Der Hohlraum zwischen dem Blech und dem Fibeluntergrund wurde mit Harz oder ähnlichem Material ausgefüllt.

Mit dieser Fibel wollte der Besitzer wohl sein Wissen und seine Bildung nach außen sichtbar machen.

Datierung: 2.Jh.n.Chr.

In den Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie ist 2001 ein Aufsatz über diese Fibel publiziert
(R.Ö., 23/24, 2000-2001, S 41-45)

Weitere Publikationen dieses Stückes:
W. Melchart, Antike Kosbarkeiten aus österreichischem Privatbesitz, Wien 1997)

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 21. Nov 2012, 21:27 
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Hallo Harald,

sowohl die Münze als auch die Fibel sind wunderschöne Stücke. Eine Frage zur Münze: Woran erkennt man, dass sie kein griechisches Original ist? Weil dort nicht ΒΑΣΙΛΕΩΣ sondern BIΛΣIΛΣ steht?

Viele Grüße,
Docisam


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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 22. Nov 2012, 13:49 
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Hallo DOCISAM!

Danke schön!
Da die ikonographischen Details nur in einigen wenigen Punkten vom Original abweichen, besteht bei diesen frühesten Kopien der Hauptunterschied in der barbarisierten Legende.

Viele Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 10. Jan 2013, 11:23 
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Zu diesem Großsilber gab es auch Teilstücke in Form von Drachmen.
Eine relativ frühe Variante wurde hier bereits vorgestellt:
viewtopic.php?f=44&t=3935

Bei dieser Prägung handelt es sich um eine späte Variante.
Charakteristisch dafür ist die Stilisierung im typisch keltischem Stil, wie sie häufig nach mehrmaligem Umschnitt der Stempel im fortgeschrittenem Stadium erkennbar ist.
Besonders die Darstellung des Herakleskopfes auf dem Avers ist hier vom griechischen Vorbild schon sehr weit entfernt
und mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie dem Verfertiger dieses Stempels auch nicht mehr bekannt.

Drachme der Thrako- Kelten
Imitation des Philippos Arhidaios


G: 2,7g (überdurchschnittlich hoch!)
D: 17mm

Kostial 943 (stempelgleich)
OTA 595
Preda Taf. 74, 4-8
Ziegaus 747
Dembski 1492

Grüße
Harald


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Drachme Philipp III Imit. Nr. 1331.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 4. Jan 2016, 10:00 
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Eine relativ frühe Variante der Drachmen hatte ich bereits vorgestellt:
viewtopic.php?f=44&t=3935&p=37257&hilit=drachme+philipp+III#p37257

Zum Vergleich möchte ich eine Weiterentwicklung vorstellen, bei der der keltische Einfluß schon deutlich erkennbar ist.

Drachme der Thrako- Geten, Imitation Philipp III

Av: Kopf m. Löwenskalp r. mit Hakennase und Doppelpunktlippen.
Rv: Stärker barbarisierter Zeus mit Szepter auf Thron l. hält Adler, im Feld l. Monogramm in Tempelform.
Im Feld r. und unter dem Thron Scheinlegende.

Die Stempel weisen einen größeren Durchmesser auf und zeigen auch im Bildfeld Merkmale des Umschnittes der Details.
Einzelne Details wie die Darstellung des Adlers weisen einen starken Grad der Stilisierung auf.
Die Beine des Zeus und die darunter liegende Beinstütze sind schräg gestellt.

Mäßig geschüsselter Schrötling aus relativ hochwertigem Ag.
D: 18,5mm
G: 2,71g
Kostial, Slg. Lanz 938 Var.

Grüße
Harald


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Drachme Imit. Philipp III 1376 Av.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 4. Jan 2016, 10:03 
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Zum Vergleich drei Exemplare im unterschiedlichen Grad der Barbarisierung.

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 5. Jan 2016, 22:37 
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Hallo Harald,

schöne Stücke. Es ist interessant, dass mit dem ersten Barbarisierungsschub eine deutliche Gewichtsreduzierung einherging, von 3,21 g zu 2,71 g, beim nächsten Schritt in Richtung Barbarisierung das Gewicht mit 2,7 g aber so gut wie gehalten wurde.

Viele Grüße,
Docisam


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 Betreff des Beitrags: Re: Imitation Philipp III
BeitragVerfasst: 6. Jan 2016, 11:46 
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Hallo Docisam!

Eine interessante Beobachung, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen ist.
In diesem Zusammenhang wäre es interessant, wie groß der zwischen den beiden Prägungen liegende Zeitraum war.
Da beide wohl im 2. Jh. entstanden, kann es sich wohl nur um maximal einige Jahrzehnte handeln.
Es besteht aber auch die Möglichkeit einer Entstehung in einer anderen Münzstätte.

Mit Sicherheit handelt es sich beim dritten Exemplar um keinen Nachschnitt des Prägestempels.
Möglicherweise ein radikaler Umschnitt, oder gar ein komplett neuer Stempel.
Somit ist die Möglichkeit einer gleichzeitigen Entstehung wohl auch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Viele Grüße
Harald

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