Numismatik-Cafe

Am Aussehen vielleicht? Als Sammler-Händler würde ich dazu neigen, Stücke zu behalten, die ich ansprechend finde. Und weniger hübsche Münzen, die immer noch ganz ok aussehen, zu veräußern ...
In einigen Fällen können Münzen, die zum Verkauf bestimmt waren oder getauscht werden sollten, mit Preisen versehen sein.
Im Übrigen würde ich "aus alten Sammlungen" nicht zu wörtlich nehmen. Münzen, die aus älteren Auktionen stammen oder vor einiger Zeit im Handel waren, sollen in diesem Thread auch alle willkommen sein ...

Viele Grüße,
Docisam

Diese Potin-Münze aus der Sammlung von Henry Mossop ist mein letzter Neuzugang:

Cantii, Thurrock potin
Potin, 2,12 g, 14,3-15 mm, 3 h.
Av: Stilisierter Kopf.
Rv: Stoßender Stier.
Allen THUR; Van Arsdell (VA) 1402; Ancient British Coins (ABC) 120.
FO: Folkestone, Kent.
- Slg. Henry R. Mossop
- Glendining's, The H. R. Mossop collection. Celtic coins of Britain and other English hammered coins, Wednesday 6 November 1991, lot 5 (plate 1, 5).
- CCI 93.0706
- Davissons Ltd., E-Auction 8, 4 March 2015, lot 33 (Nachverkauf).
https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=1018&lot=33


https://finds.org.uk/database/artefacts/record/id/311604
http://www.celticcoins.ca/record.php?coin_id=930706&itype=prov

Thurrock potins gehören mit zu den frühsten (gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr.) in England hergestellten Münzen. Sie imitieren Bronzemünzen aus Marseille, ähnlich wie der französische Potin aus der Sammlung André Breton, den PoTTINA in diesem Thread vorgestellt hat (auf S. 5):
http://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=44&t=4034&start=40.

Ein lesenswerter Artikel zu diesen Münzen: Colin C. Haselgrove, Potin coinage in Iron Age Britain, archaeology and chronology. Gallia 52, 1995, 117-127.
findet sich hier: http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/galia_0016-4119_1995_num_52_1_3133

Ein weiterer: Mark Fox, The Tale of the Thurrock Potins. The Numismatist, September 2013, 37-43.
hier: http://www.academia.edu/5043356/The_Tale_of_the_Thurrock_Potins

Aus dem Vorwort des Auktionskataloges von 1991, das R. D. Van Arsdell verfasst hat, erfährt man, dass Henry Mossop zu den ersten Detektorgängern in England gehörte, dass er intensiv mit Numismatikern und Archäologen zusammenarbeitete und selbst wissenschaftlich arbeitete. Er war sehr an der Erhaltung der Umwelt interessiert. Motivation für seine Prospektionstätigkeit war u.a., dass er die Auswirkungen von intensiver Düngung und des Gebrauchs von schweren Landmaschinen auf Bodenfunde fürchtete.

Wo die Münze zwischen 1991 und 2015 war, weiß ich nicht. Hätte sie Großbritannien erst nach 2004 ohne Exporterlaubnis verlassen, wäre sie illegal. Wenn es vor 2004 war - was sehr gut möglich ist - nicht. Wie hätte ich den damaligen Verbleib der Münze klären konnen? Für eine keltische Münze ist der Potin einigermaßen gut dokumentiert. Ein Raubgrabungsfund aus jüngster Zeit ist er offenbar nicht. Nach dem geplanten Kulturgutschutzgesetz darf man vermutlich nicht einmal solche Münzen mehr erwerben. Zumindest eins tröstet mich: an der Finanzierung des IS Terrors war ich mit dem Kauf dieses Potins wohl nicht beteiligt ...

Beste Grüße.
Docisam

PS: Ich halte das geplante Kulturgutschutzgesetz für völlig überzogen und Protest dagegen für sinnvoll:
https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-des-privaten-sammelns?utm_source=extern&utm_medium=widget&utm_campaign=fuer-den-erhalt-des-privaten-sammelns
Ich habe auch unterschrieben.

Hallo DOCISAM!

Wieder einmal ein hochinteressanter Beitrag von dir.
Daran erkenne ich wieder, wie groß meine Wissenslücken bezüglich Westkelten sind.
Ich dachte immer, potins gab es nur auf dem Festland.

PS: Ich habe ebenfalls die Petition unterschrieben und ersuche alle user, ebenfalls zu unterschreiben.
Das geplante Gesetz betrifft uns alle!

Viele Grüße
Harald

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.

Es gibt Neuigkeiten zu dieser Münze:
Nach neuesten Erkenntnissen ist die Zuordnung von Brewi korrekt!
Es handelt sich demnach um einen boiischen Obol des Typs Stradonice der frühesten Stufe, Variante A-01.
In der kürzlich erschienenen Zusammenfassung über die Fundmünzen des Oppidums von Stradonice von J. Militky findet sich dieser Typ unter der Nr. 258.
Militki beschreibt auf der Tabelle 17 (S75) mehrere Varianten, insgesamt 11 Belege, von denen 9 vom Oppidum Stradonice stammen.
Der Typ wird von Militky in das letzte Drittel des 2. Jh. v. Chr. datiert (Militky,Oppidum Hradiste u Stradonic, S732)

Grüße
Harald

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.

Hallo Harald,

herzlichen Glückwunsch zur Ergänzung der Münzansprache und danke für den Hinweis auf das Buch. Bei 735 Seiten und einem Preis von 1450 Kč (ca. 54 Euro) bekommt man viel Buch für wenig Geld.

Viele Grüße,
Docisam

Hallo Docisam!

Dieses Buch ist in der Tat zweifellos sein Geld wert.
Der mir persönlich bekannte Autor hat ein künftiges Zitierwerk geschaffen, perfekt recherchiert und mit sehr guten Bildern von nahezu 2500 Münzen.
Die Prägungen umfassen den Zeitraum zwischen ca. 150 und 50 v.Chr.

Wundere dich nicht, wenn man bei der Abholung in deinem Postamt sehr lange danach sucht.
Aufgegeben war es als Brief, wie von Büchern gewohnt auch perfekt verpackt, aber das ganze in einem riesigen Postsack mit Aufschrift Tschechische Post!
Trotzdem, oder möglicherweise genau deshalb unbeschädigt angekommen.

Viele Grüße
Harald

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.

Sehr gefreut hatte ich mich, im letzten Jahr einen weiteren Reiterquinar aus dem Schatzfund von Ste Blandine zu bekommen, aus dem ich bereits am 6. und 27. September 2014 in diesem Thread (Seite 6 u. 7) zwei Münzen vorgestellt hatte:

Allobroges, Denar BRI / COMA
Ag, 2,18 g, 14,7 mm, 4 h.
Av: Behelmter Kopf der Roma nach rechts, zweimal geprägt, BR[I].
Rv: Reiter mit Lanze nach rechts, darunter [COMA].
LT 5836; DT 3134
- trésor der Sainte Blandine
- Slg. Hyppolite Müller
- WAG online 56 (6.9.2015), Los 12 (Teil). http://www.wago-auktionen.de/archiv/static56/56_12.html
- eBay Artikel 121767202644 (2.10.2015).



Viele Grüße,
Docisam

Da der Link vom September 2014 zum Aufsatz mit der Beschreibung des Fundes nicht mehr gültig ist, hier der aktuelle:

http://www.academia.edu/9572221/Le_tr%C3%A9sor_de_monnaies_au_cavalier_d%C3%A9couvert_en_1889_%C3%A0_Ste-Blandine_Is%C3%A8re_par_Jean-Claude_Richard_Ralite_et_Gis%C3%A8le_Gentric_Schweizer_M%C3%BCnzbl%C3%A4tter_254_2014

Schönes Stück,

ist der Avers absichtlich so? Kenne solche Motive nur von Walzenprägungen des 16.Jh.

Gruß Chippi

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Hallo Chippi,

bei diesem Typ und bei einigen anderen keltischen Quinartypen kommen Mehrfachabdrücke sehr häufig vor.

Viele Grüße,
Docisam

Aber wenn es ein einzelner Stempel war, müsste er ja 2x versetzt geschlagen werden. Oder es waren tatsächlich 2 Stempel in einem Eisen. Nur eine Überlegung von mir.

Gruß Chippi

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