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 Betreff des Beitrags: unbekannte keltische Silbermünze
BeitragVerfasst: 4. Okt 2010, 17:47 
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Kandidat

Registriert: 28. Jul 2009, 20:26
Beiträge: 21
Liebe Freunde keltischer Münzen,
ich bitte um Mithilfe bei der Bestimmung folgender keltischer Silbermünze:
Av. Kopf mit Lorbeerkranz nach links; Lorbeerkranz zwischen Perlreihen; anscheinend Überprägung oder Stempelumschnitt? Links vor der Nase drei Locken, die zum alten Gepräge gehören.
Rv. Reiter nach links, hinter dem Reiter ein zweigförmiges Gebilde; vor dem Pferdekopf Konturen eines Pferdeschweifes und der (Messer?)hufe des alten Gepräges.
Das Gewicht der Münze beträgt 8,36 Gramm, ihr Durchmesser entspricht dem Durchmesser von Tetradrachmen der Noriker und Taurisker.


Liebe Grüße

Balthasar


Dateianhänge:
Kelte_Silber_Rv.JPG
Kelte_Silber_Rv.JPG [ 32.02 KiB | 8360-mal betrachtet ]
Kelte_Silber_Av.JPG
Kelte_Silber_Av.JPG [ 29.86 KiB | 8360-mal betrachtet ]


Zuletzt geändert von Balthasar am 4. Okt 2010, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.
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BeitragVerfasst: 4. Okt 2010, 18:56 
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Registriert: 3. Apr 2009, 21:47
Beiträge: 6488
Bilder: 190
Hallo Balthasar!

Schön, dass du wieder mal reinschaust. Die Keltenexperten werden (hoffentlich) gleich zur Stelle sein.

Klosterschüler

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Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.


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BeitragVerfasst: 5. Okt 2010, 08:11 
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Beiträge: 2162
Hallo Balthasar!
Herzlich Willkommen bei den Kelten.

Bei Deiner Münze handelt es sich um eine sehr seltene Prägung.
Dieser Typ war bis zur Publikation von Marcer absolut unbekannt.
Jakopo Macer nennt in seiner 2006 erstellten, bisher ungedruckten Publikation über den Copo- Schatzfund von Malta
5 Exemplare und bezeichnet sie als neuen (norischen) Typ.

Die Gewichte der 5 Belege betragen : 9,52g, 10,34g, 10,12g, 9,75g, 10,45g

Das Aversbild ist eine Überprägung auf einen tauriskischen Avers, möglicherweise ein Frontalgesicht.
Das Reversbild zeigt einen Reiter mit erhobener Hand mit 3 Fingern.
Bisher waren lediglich Varianten mit 4 oder 5 Fingern bekannt.

Macer datiert diesen Typ auf Grund der Überprägungen zwischen die Stufen VI und VII des Synchrogramms von Göbl.

Du hast somit eine neue Variante eines an und für sich schon sehr seltenen norischen Typs hier vorgestellt.
Zitat: Macer Nr. 365-369 Var.

Jakopo Macer, Der Münzfund von Malta: Neue Beiträge zur norischen Münzprägung
Dissertation, Wien 2006

Viele Grüße und Gratulation zu dieser Rarität

Harald

Harald

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.


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BeitragVerfasst: 5. Okt 2010, 11:27 
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Bilder: 0
harald hat geschrieben:
Du hast somit eine neue Variante eines an und für sich schon sehr seltenen norischen Typs hier vorgestellt.

wow :shock: ist ja sehr spannend ... danke, lieber Harald, für die Info!

Balthasar, herzlichen Glückwunsch zu dieser äußerst interessanten und seltenen Münze :) und besten Dank dafür, dass du sie uns vorgestellt hast!

salut
taurisker

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omnia praeclara rara sunt


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BeitragVerfasst: 5. Okt 2010, 12:56 
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Professor

Registriert: 13. Mai 2009, 15:49
Beiträge: 295
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Phantastisch!
Danke an Balthasar fürs Zeigen und an Harald für die hochinteressanten Infos!
:appaus:
deeply impressed Miss Marple

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BeitragVerfasst: 6. Okt 2010, 15:00 
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Kandidat

Registriert: 28. Jul 2009, 20:26
Beiträge: 21
Lieber Harald,
vielen Dank für Deine Ausführungen, die mir sehr geholfen haben. Zum Copo-Schatzfund kenne ich leider nur die Publikation von R. Göbl, Der norisch-keltische Münzfund von Malta/Koschach 1997, Carinthia I, 188, 1998, 69-86. Die Dissertation von J. Macer ist mir nur als Zitat bekannt.

Ich vermute auch, dass sich auf dem Avers ursprünglich ein Frontalgesicht befunden hat. Darauf deuten meines Erachtens die Haarlocken am linken Rand der Münze und die Linien mit Punkt am rechten Münzrand, die Reste des flügelartigen Gebildes einer Frontalgesicht-Vorderseite sein können.

Die erhobene Hand des Reiters auf dem Revers zeigt eindeutig vier Finger.

Offensichtlich ist auch das Reversbild eine Überarbeitung. Von der Erstfassung lassen sich vor dem Kopf des Pferdes Linien erkennen. Dreht man die Münze um 180°, scheinen diese Linien einen Pferdeschweif zu ergeben und die beiden Konturen auf der Schnauze des Pferdes nichts anderes als die Reste der Hinterbeine des Pferdes zu sein, das auf dem ursprünglichen Münzbild dargestellt war.

Wahrscheinlich handelt es sich hier in beiden Fällen um keine Überprägungen, sondern um Stempelumschnitte.


Balthasar


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BeitragVerfasst: 10. Okt 2010, 10:21 
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Administrator
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Registriert: 29. Apr 2009, 21:39
Beiträge: 2162
Hallo Balthasar!
Ich bin mir sicher, dass Deine Münze eine Überprägung auf einen anderen Münztyp ist,
nur so sind die sonst gut sichtbaren Reste der alten Prägung erklärbar.
Offenbar hatte man keine Schrötlinge zur Verfügung und derartige Überprägungen kommen bei den Norikern und Taurisker gar nicht mal so selten vor.

Mit Deiner Vermutung, dass die Bilder durch Überarbeiten alter Prägestempel entstanden sind,
könntes Du trotzdem Recht haben, das eine schließt das andere ja nicht aus..

Die Überprägungen entstanden durch Mangel an Schrötlingen und dringenden Bedarf an Münzmaterial.

Die Stempelumschnitte sind bei den Kelten fast die Regel und keine Ausnahme,
da man die abgenützten Stempel ja nicht vernichtet hat.

Eine Ausnahme dazu bildet die ab etwa 150 v. Chr. entstandene Praxis,
in abgenützte Stempel unter Zuhilfenahme von Patrizen das ursprüngliche Münzbild neu einzuschlagen.
Bisher ist mir eine derartige Vorgangsweise aber nicht bei norischen Prägungen,
sondern eher bei vindelikischen bekannt.

Grüße
Harald

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