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Halbdrachmen mit Stern
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Autor:  biatec [ 27. Mai 2009, 07:38 ]
Betreff des Beitrags:  Halbdrachmen mit Stern

Zu meinen Lieblingsmünzen der regionalen keltischen Prägungen zählen zweifellos die Halbdrachmen und Drachmen mit Stern, die sich durch teilweise fast klassische Köpfe und sehr schöne Pferdedarstellungen auszeichnen.

Hier zwei Beispiele für Halbdrachmen.
Das Vorkommen hat in Österreich seinen Schwerpunkt sicher im Weinviertel, Gewicht rund 2g.
Auch dieser Typ hat zahlreiche Stempelvarianten.

LG

biatec

Dateianhänge:
Halbdrachme-RV.jpg
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Halbdrachme-AV.jpg
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Autor:  taurisker [ 27. Mai 2009, 10:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Auch mein (kollegialer) Neid blitzt hier auf ;-) das sind ja Prachtexemplare!
Diese Belegstücke fehlen mir noch (wie viele viele andere auch) in meiner Keltensammlung.
Mir ist aufgefallen, dass viele Fälschungen dieses Typs am Markt unterwegs sind.

Gruß
taurisker

Autor:  harald [ 27. Mai 2009, 10:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Hallo biatec!

Dass diese beiden zu Deinen Lieblingen zählen, kann ich sehr gut nachvollziehen.

Der Stil ist hier noch so griechisch, dass diese Typen und auch die dazugehörigen Drachmen
noch vor einigen Jahrzehnten von so manchem Sammler, aber auch Händler für griechisch gehalten wurden.
Der für Kelten untypische naturalistische Stil und auch das frühe Prägedatum
(ca. 220v.Chr.) könnten fast zu der Annahme verleiten, dass die Stempel von griechischen "Gastarbeitern" geschnitten wurden.

Die Averse stammen durchwegs vom selben Stempel, wobei Dein zweites Stück einen starken Nachschnitt darstellt, was auch das sehr hohe Relief dieser Variante erklärt.
Von den Reversstempel dieses Typs sind mir bis jetzt 4 verschiedene mit unterschiedlichen Beizeichen bekannt.

Interessant ist auch die Tatsache, dass dieser Typ sowohl in hochwertigem Silber, als auch in starker Legierung ausgeprägt wurde, was ein Zeichen für einen längeren Zeitraum der Ausprägung sein könnte.

Viele Grüße

Harald

Autor:  biatec [ 27. Mai 2009, 11:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Lieber Harald,

Deine Bemerkung betreffend der Legierungen ist tatsächlich auffällig. Ich habe ja auch Prof.Dembski unlängst auf die Legierungsthematik angesprochen.
Die Ks I sowie die frühen Stempelkombinationen der Drachmen und Halbdrachmen sind oft aus einem stark legierten porösen Silber.
Die Ks II sowie späte Drachmen und Halbdrachmen sind oft aus hochwertigem Silber (zumindest optisch).

Ist Dir dieser Trend auch schon aufgefallen ? Oder liege ich da falsch.

LG

biatec

Autor:  harald [ 27. Mai 2009, 13:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Das Problem der unterschiedlichen Legierung ist mir auch schon aufgefallen.
Allerdings konnte ich bis jetzt noch keine Regelmäßigkeit innerhalb der einzelnen Typen und Typenvarianten feststellen.
Ich werd mich mal über das Material hermachen und versuchen genaueres rauszubekommen.
Das Problem ist leider, dass bisher noch keine der von Dir erwähnten Typen einer Metallanalyse unterzogen wurde und man deshalb lediglich auf den optischen Eindruck und das Gewicht angewiesen ist.

Viele Grüße

Harald

Autor:  Miss Marple [ 27. Mai 2009, 17:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

my goodness!
die Münzen sind ja prächtigst, gratuliere!
Und meine Wunschliste ist wieder ne Zeile länger.....
danke fürs Zeigen
Gruss Miss Marple

Autor:  harald [ 28. Mai 2009, 07:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Folgende Aufstellung betrifft die im KHM erfassten Belege der besprochenen Typen:

guthaltig legiert
Drachme Typ Leier/Stern 80% 20%
Hemidrachme Leier/Stern 70% 30%
Hemidrachme Leier/Stern Weiterentwickl. 50% 50%
Kleinsilber Leier/Stern 50% 50%
Kleinsilber Roseldorf I 80% 20%
KS Roseldorf I Weiterentwicklung 80% 20%
KS Roseldorf II 60% 40%
KS Roseldorf II Weiterentwicklung 60% 40%

Der unterschiedliche Legierungsanteil dürfte am wahrscheinlichsten mit einem Silbermangel innerhalb der Prägestätten zusammenhängen.
Dieser Aspekt gewinnt noch an Gewicht, wenn man sich dessen bewußt ist, dass diese Tabelle eine zusammenhängende Prägereihe über einen Zeitraum von 70-80 Jahren repräsentiert.
Die spätesten Varianten, die Weiterentwicklungen von R II weisen inflationsbedingt schon zu Beginn ihrer Ausprägung um die Mitte des 2. Jh.v.Chr. einen bedeutend geringeren Silberanteil auf.

Grüße
Harald

Autor:  harald [ 29. Mai 2009, 10:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 58&Lot=381

Diese Prägung aus Carthago könnte Vorbild für die Reversdarstellung des Typs Leier Stern sein.

In diesem Zeithorizont (230-220v.Chr.) begann die Abwanderung der norditalienischen Boier nach Niederösterreich, Mähren und Böhmen.
Funde Carhagischer Bronzemünzen in diesen Gebieten zeugen davon.

219 v.Chr. erhoben sich die norditalienischen Boier mit Hannibal ein letztes mal gegen die Römer.
Nach dessen Rückkehr wurde seine Armee aufgerieben und die Boier in den folgenden beiden Jahrzehnten aus Norditalien vertrieben.

Das sternförmige Reversbeizeichen bei den hier vorgestellten frühesten boischen Silbermünzen könnte möglicherweise mit diesen Vorgängen in Zusammenhang stehen.

Grüße
Harald

Autor:  biatec [ 29. Mai 2009, 10:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Hochinteressanter und realistischer Ansatz

Die Ähnlichkeit der Münzbilder ist tatsächlich auffällig und die Zeitstellung würde auch zusammenpassen.

LG

biatec

Autor:  harald [ 3. Jun 2009, 19:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Halbdrachmen mit Stern

Als Ergänzung zu dieser Serie hier noch ein Obol des Gleichen Typs.
Leider ist der Kopf auf dem Avers nur auf den frühesten Prägungen erkennbar.
Später verkommt der Aversstempel bei fortlaufender Ausprägung zu einem Buckel und wird im Gegensatz zum Reversstempel nicht mehr nachgeschnitten.

Obol des Typs Leier-Stern
Boier
legiertes Ag.

Typenkatalog Nr. 4b
OTA 392

0,93g
9mm

Grüße
Harald

Dateianhänge:
Obol Leier-Stern Av..JPG
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Obol Leier-Stern Rev..JPG
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