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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 2. Dez 2009, 14:11 
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Hallo Marc!

Bei den Keltischen Prägungen ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass das Kleingeld das größte Umlaugebiet hatte.
Es gibt zum Beispiel in Roseldorf etwa hundert Belege des Typs Manching,
aber kaum Büschelquinare und erst recht kaum vindelikisches Gold.
Ähnlich verhält es sich mit den größeren boischen Siedlungsplätzen in Mähren und Böhmen.

Über die Karlsteiner schrieb A. Vrtel in "Das Münzwesen im Oppideum von Bratislava", 2007:

Die letzte Etappe des Münzwesens in diesem Gebiet repräsentieren kleine Silbermünzen
des Typs Karlstein.
Die Einführung dieses Typs wird mit einer Gruppe böhmischer Boier in Zusammenhang gebracht,
die gegen Mitte des 1.Jh.v.Chr. an die Mitteldonau übersiedelten,
gedrängt von den germanischen Stämmen aus Nordwesten. (Kolnikova 2003)
In Bratislava wurden diese Münzen bis zum Ende der keltischen Besiedlung geprägt, sie erscheinen in den Schichten der jüngeren Siedlungsphase und im Katastrophenhorizont.(Kolnikova 1996)
Es wurden nebenenander mehrere Tüpfelplatten mit einem Durchmesser der Kreisöffnung von ca. 5- 6mm gefunden.
Daraus wurden Schrötlinge für den Typ Simmering und den Typ Karlstein gegossen.

Vrtel datiert die Karlsteiner Typenvarianten ausBratislava mit den in den Schichten gefundenen Fibeln (Typ Alesia) etwas später und zwar zwischen 40v. und 15v. Chr.

Dieses Kleinsilber wurde erstmalig in einem Schatzfund bei Bad Reichenhall in Bayern gefunden und nach der Ortsflur Karlstein so genannt.
Der dort gefundene prägestempel war für norische Kreuzmünzen.

Dass Schatzfunde keltischer Münzen weit von ihrem Prägeort gemacht werden zeigen auch viele Depots von Goldmünzen, wie zum Beispiel der Boierschatz aus Manching.

Das Hauptsächliche Merkmal, welches diesen Typ vom Typ Karlsteiner Art
(Slovenien, Steiermark)unterscheidet ist der äußerst stark geschüsselte Schrötling,
welcher fast die Form eines Kugelabschnittes hat.

Obol, Typ Karlstein
Eine gar nicht mal so seltene Variante mit Pferd nach links.
leicht legiertes Silber.
Av: Reste eines Kopfes rechts
Rv: Stilisiertes Pferd links

G: 0,36g
D: 8mm
Kellner Var. A

Obol., Typ Karlstein Var.
Reversdarstellungen mit Pferd nach rechts sind selten, diese Variante trägt über und unter dem Pferd je eine kugel als Beizeichen.
leicht legiertes Silber
Av: glatter Buckel
Rv. Pferd rechts, darüber und darunter kugelförmiges Beizeichen.
G,31g
D: 8-9mm
Göbl Taf. 46 KK Var. (Pferdetyp, Beizeichen)

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 11. Dez 2009, 13:27 
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Hier noch einige weitere Typen boischen Kleinsilbers:

Nr. 979: Typ Stradonice
Dieser Typ zeigt eine unterschiedliche Pferdedarstellung, das Pferd mit Spitzhufen.
Der relativ kleine Schrötling ist leicht geschüsselt.
Slg. Lanz Nr. 90

D: 6,5mm
G: 0,35g

Nr. 743 ist ebenfalls ein boischer Typ.
Er weist auf dem Avers sowohl zu den Manchingern, als auch zum Roseldorf III, auf den ich noch näher eingehen werde, starke Parallelen auf.

D: 9mm
G: 0,42g

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 30. Dez 2009, 18:07 
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Hier sind noch weitere Beispiele für das große Variantenspektrum, dass dieses Kleinsilber aufweist.

Die Nr. 925 besteht aus hochwertigem Silber, die leicht gelbliche Farbe könnte auf einen leichten Goldgehalt hinweisen.
Der Schrötling ist leicht geschüsselt.
Der Revers ist ebenfalls ein Vorgänger der Karlsteiner.
0,48 G.
D: 10-11mm.
Paulsen 567

Die Münze Nr. 1006 stammt von denselben Stempeln, man erkennt die leichte Abnützung.
Der kleine Schrötling besteht aus reinem Silber und ist leicht geschüsselt.
0,45 G.
D: 8-9mm

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 30. Dez 2009, 18:20 
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Die Nr. 733 zeigt einen linksgerichteten stark aufgelösten Kopf, welcher duch starken Umschnitt entstand.
Der Revers entspricht den Nrn. 925 und 1005.
Hochwertiges Silber, leicht geschüsselter Schrötling.

G: 0,44g.
D: 8mm
Paulsen 565 Var.

Bei der Nr. 717 ist die Auflösung des Bildes auf die Spitze getrieben,
der Kopf ist in einzelne geometrische Elemente zerlegt.
Der Revers stammt aus einem frischen Stempel.
Dieser seltene Typ hat ebenfalls einen leicht geschüsselten Schrötling
und besteht auch aus gutem Silber.

G: 0,44g
D: 9-10mm.
Paulsen-

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 10. Jan 2010, 15:02 
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Noch zwei weitere Beispiele boischen Kleinsilbers.
Die Nr. 1178 ist subärat und ein Beweis, dass es sich auch auszahlte,
Kleinsilbermünzen mit einem Gewicht von nicht einmal einen halben Gramm zu fälschen.

Nr. 1124:
Kleinsilber Typ Stradonice
0,48g
D: 8mm
Paulsen 580
Kostial 88

Nr. 1178:
subärates Kleinsilber, Weiterentwicklung des Typs Stradonice
Die Silberplattierung war derart qualitativ, dass sie sich bis heute fast an allen Stellen erhalten hat und das Stück mit freiem Auge heute noch als echt angesehen würde.
0,39g
D: 8mm
Paulsen-


Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 25. Jan 2010, 14:18 
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Wie Euch sicher schon aufgefallen ist, waren die Kopfe auf den Aversen bisher alle linksgerichtet.
Eine der seltenen Ausnahmen stelle ich hier vor.
Es handelt sich um eine frühe, schwere Variante mit einem Gewicht von 0,48g.

Leicht geschüsselter Schrötling aus mäßig legiertem Silber.
D: 10mm

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 12. Feb 2010, 18:14 
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Abschließend möchte ich hier noch zwei Varianten vorstellen, die zwar nur mäßig erhalten sind, aber auf Grund ihrer Seltenheit es verdienen hier gezeigt zu werden.

Nr. 1266
Diese Münze ist die einzige mir bekannte Variante boischen Kleinsilbers mit Pferd nach rechts.
Der Avers stammt von einem abgenütztem Stempel.
In der weiteren Folge entsteht dann daraus ein bildloser Buckel.
Es dürfte sich um ein Übergangsstück zu den Karlsteiner handeln, da das Pferd in vielen Details übereinstimmt und auch das geringe Gewicht in diese Richtung weist.

Schüsselförmiger Schrötling aus legiertem Silber.
D: 8-9mm
G: 0,32g

Nr. 1088
Diese unedierte Variante trägt auf dem Revers das schon bekannte Pferd links.
Der Avers hat aber eine Besonderheit, die bei diesem Typ ansonsten nicht vorkommt.
Er zeigt einen bärtigen Kopf nach links.

Der sehr kleine Schrötling ist schüsselförmig gewöbt, das Silber leicht legiert.
D: 6-7mm
G: 0,47g

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 27. Feb 2010, 12:08 
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Doktor
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Wohnort: F 57160 CHÂTEL-SAINT-GERMAIN, 17 RUE de LORRY
In diesem Thema, schneidet in Wirklichkeit Harald 2 Themen an:
das boische Kleinsilber
der Karlsteiner Typ
Da wäre es angebracht folgendes Kleingeld zu präsentietren
aus "Das keltische Jahrtausend" Nr.375
PS MK-K 3011 (leider nur Galvano)
Fundort: Manching
Diese Münze wird als ein neuer Karlsteiner Typ vorgestellt.
Üblich wird doch angenommen , die Karlsteiner hätten nur einen Buckel auf der Vs.
Andere, dieses Thema betreffende Frage:
Harald, du sprichst manchmal vom Typ Stradonice. Ist das ein anderer Name für "Boisches Kleinsilber"? Oder ist der Typ Stradonice eine der vielen Varianten vom boischen Kleinsilber?

Mit schönen Grüssen aus Metz-Land

Edgar


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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 27. Feb 2010, 13:33 
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Hallo Edgar
Die Münze in "das keltische Jahrtausend" ist mir bisher nicht aufgefallen.
Danke für den Hinweis.
Offenbarsind die von Dir erwähnte Münze und meine mit der Nr. 1266 Beispiele dafür, daß es in einer Übergangsphase sehr wohl auch Karlsteiner mit Aversdarstellungen gab.
Das boische Kleinsilber wird häufig in der älteren Literatur auch Typ Stradonice genannt, da auf diesem Haupsitz der Boier des 3. und 2. Jh.v.Chr. seinerzeit die meisten Kleinsilberprägungen gefunden wurden.
Ob alle Münzen mit diesem Fundort definitiv dort geprägt wurden ist genauso schwierig zu beantworten,
wie es bis jetzt noch nicht gelungen ist, die Prägestätten aller Varianten dieses Kleinsilbers zu bestimmen.

Viele Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: boisches Kleinsilber
BeitragVerfasst: 22. Feb 2015, 11:45 
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Hofrat

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Beiträge: 533
Bilder: 22
Hallo Harald,

ich möchte eine mir im Dezember zugegangene Münze dazustellen, die Deinen Münzen 925, 1006 und 1178 recht ähnlich ist:

Boii, Kleinsilber Typ Hradiste von Stradonice
Ar, 0,46 g, 7,5-9,1 mm, 0 h
Av. Kopf mit Punktauge und abstehenden und im Winkel nach oben gerichteten Haaren nach links
Rv. Pferd mit Punktmähne nach links
Paulsen 567 var., Slg. Flesche 440 var.
FO: Raum Ingolstadt

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Viele Grüße,
Docisam


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