Hallo Marius!
Die Umstellung auf den leichteren Münzfuß geschah wahrscheinlich nicht aprupt,
sondern sie vollzog sich meiner Meinung über mehrere Jahrzehnte.
Die frühen Stücke boischen Kleinsilbers sind mit einem Durchschnittsgewicht von 0,50 Gramm gar nicht so weit von den letzten Varianten des Roseldorfer Kleinsilbers (RII Varianten) entfernt.
Die späten Stücke, welche etwa um 70 v.Chr. zu datieren sind haben dann annähernd das Gewicht der Karlsteiner mit einem durchschnittlichen Gewicht von 0,35 Gramm.
Um 60 v. Chr. beginnt dann die Ausprägung der Karlsteiner, welche neben den Hexadrachmen und dem Simmeringer Typ in Bratislava geprägt wurden und offenbar Teilstücke zu den Simmeringern waren.
Den Beweis für eine Ausprägung in Bratislava lieferte ein kürzlich gefundener Prägestempel.
Damit dürften die letzten Zweifel über die Zuordnung dieses boischen Kleinsilbers beseitigt sein.
Ein weiterer Prägestempel stammt von einer Höhensiedlung im Weinviertel.
1998 wurde in der Westslowakei in Trencianske Bohuslavice ein Schatzfund von ca. 300 Stück dieses Typs gefunden.
Das Zunehmen der vermehrten Eigenprägungen kleinerer Keltenstämme in diesem Zeitraum könnte möglicherweise, wie Du angedeutet hast, mit einem Machtverlust der Boier zusammenhängen.
Es könnte jedoch auch mit einem vermehrten Bedarf nach Kleingeld innerhalb der vielen Siedlungen in denen der Handel gerade seinen Höhepunkt erlebte, in Zusammenhang stehen.
Vielleicht kamen die Boier einfach nicht damit nach, dass benötigte Kleingeld in die Grenzgebiete zu verschicken.
Viele offene Fragen und leider viele noch nicht beweisbare Erklärungen
Grüße
Harald