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 Betreff des Beitrags: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 24. Mär 2010, 16:50 
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Da dieser Typ schon mehrmals angesprochen wurde, möchte ich hier näher darauf eingehen.
viewtopic.php?f=44&t=2036&p=17705#p17705
Es handelt sich um einen Obol, von dem bis 2005 5 Exemplare wissenschaftlich erfasst werden konnten.
Auf die Fundorte wurde bereits näher eingegangen, siehe der obige link.

Sämtliche Belege sind aus stark legiertem Silber geprägt und haben einen geschüsselten Schrötling.
Bisher sind zwei unterschiedliche Reversstempel bekannt.

Der Avers weist einen zentralen Kreis auf, um den sich 5 nach außen offene torquesartige Gebilde mit punktartigen Enden zu einem Kranz formen.
Das ganze befindet sich in einem größeren stabförmigen Kreis.

Der Revers zeigt einen Punktrand, darin sitzt nach rechts ein offenbar nackter Mann mit angezogenen parallel gestellten Beinen. Er hält in seiner ausgestreckten rechten Hand einen runden Gegenstand. In seiner linken hält er eine Art Treibhammer, mit dem er auf den Gegenstand einschlägt.
Hinter dem Rücken befindet sich eine Scheininschrift.

Diese Reversdarstellung hat bei den Kelten Englands ihr Vorbild.
Es handelt sich dabei um ein Kleinsilber aus der Grafschaft Kent.
Dieses wurde 15-1 v. Chr. von Dubnovellaunus geprägt ( Daphne Nash, coinage of the celtic world, London 1987, p 138 = Nr. 226, Van Arsdell, Nr. 178-1) und zeigt einen auf einem Hocker sitzenden Mann, der in seiner linken einen Hammer hält.
Die rechte ist schräg nach oben gerichtet. Links oberhalb ist eine Art Patera mit zentralem Buckel dargestellt, vor ihm zwei torquesartige Bögen mit epsilonartigem Aussehen.
Hinter dem Mann befindet sich die Legende DUBNO.
Die englischen Numismatiker bezeichnen den Typ als "metal worker"

G: 0,43g
D: 8,9x8,5mm
Datierung: Anfang des 1. Jh. n. Chr.

Erstpublikation: G. Dembski, zwei neue Keltenmünztypen sowie ein keltischer Prägestempel aus Österreich, MÖNG 45, 2005, Nr. 4, S232- 237.

Viele Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 24. Mär 2010, 17:30 
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Doktor
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Wunderbares Stück Harald! :)
Gibt es eigentlich auch zu dem englischen Vorbild ein Vorbild?

LG Pixxer


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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 24. Mär 2010, 18:45 
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Danke schön. :D
Ein Vorbild zur Prägung des metal worker ist mir nicht bekannt, aber hier ist ein link zu einem Bild.
http://web.arch.ox.ac.uk/coins/ladv.htm

Viele Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 22. Mär 2012, 15:36 
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Ein weiterer Beleg dieses seltenen Typs, welcher möglicherweise den Boiern zugeschrieben werden kann, wurde innerhalb des südböhmischen Oppidums Trisov gefunden.
http://uw.academia.edu/MarcinRudnicki/P ... o_i_Trisov

Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 8. Dez 2022, 13:50 
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Ein weiterer Nachweis dieser seltenen Prägung.
Mittlerweile wurde die Meinung, dass es sich hier um eine Prägung nach englischem Vorbild handelt, korrigiert.

Die Deutung der Szene bleibt nach wie vor unklar (Kesselschmied, Druide?)
Derzeit gilt unter den Numismatikern die Meinung, dass um eine kultische Handlung dargestellt ist.
Diese offenen Fragen werden wir wahrscheinlich nie mit Sicherheit beantworten können.

Derzeitiger Datierungsversuch auf Grund von Beifunden : 120-80 v. Chr,

G: 0,46g
D: 8mm

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 12. Dez 2022, 15:45 
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Hofrat
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Wundervolle Münze. Die keltische Symbolik erstaunt mich jedes mal wieder.

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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 16. Dez 2022, 15:01 
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Hallo Justus!

Danke für das Lob.
Freut mich sehr, dass diese Prägungen auch einen Sammler römischer Prägungen gefallen.
Die keltische Symbolik werden wir wahrscheinlich nie zur Gänze verstehen, genau das ist für mich aber das faszinierende an diesem Thema.

Viele Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: Typ Kesselschmied
BeitragVerfasst: 21. Dez 2022, 20:13 
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Hofrat
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harald hat geschrieben:
Hallo Justus!

Danke für das Lob.
Freut mich sehr, dass diese Prägungen auch einen Sammler römischer Prägungen gefallen.
Die keltische Symbolik werden wir wahrscheinlich nie zur Gänze verstehen, genau das ist für mich aber das faszinierende an diesem Thema.

Viele Grüße
Harald

Keltische und römische Prägungen sind zwar kaum vergleichbar, jedoch gibt es zumindest in der Endphase der keltischen Prägungen gewisse Überschneidungen, welche mich zur Veröffentlichung eines Artikels (Trierer Petermännchen 34./35. Jahrgang, 2022) über den Wechsel vom keltischen zum römischen Währungssystem im Stammesgebiet der Treverer unter dem Titel "Hirtius - Carinas - Germanus Indutilli L" veranlasst haben. Nachzulesen auf academia.edu-Account unter https://independent.academia.edu/HJJost.

Kommentare sind immer willkommen!

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