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3 Kreuzer 1800 D
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Autor:  Eisbein [ 15. Jan 2016, 18:54 ]
Betreff des Beitrags:  3 Kreuzer 1800 D

Liebe Münzfreunde,

bin im Internet gerade über eine 3 Kreuzer-Münze 1800 mit dem Münzzeichen D gestolpert. Hab zuerst gedacht, die Zusatzangabe Salzburg wäre ein Fehler. Jetzt drängt sich mir die Frage auf: Warum wurden 1800 (Salzburg noch eigenständiges Fürsterzbistum) für Österreich Münzen geprägt??? Kann mir jemand das erklären? Hatten die Habsburger nicht genug Prägestätten, um den Eigenbedarf selbst zu produzieren?

liebe Grüße

Christian

Autor:  zwanzger [ 15. Jan 2016, 19:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 3 Kreuzer 1800 D

Die Münzsorten 1/4 Kreuzer (J.118), 1/2 Kreuzer (J.119), 1 Kreuzer (J.120) , 3 Kreuzer (J.121) und 6 Kreuzer (J.122) => Dekret vom 01.08.1800 bzw. vom 21.12.1799; mit der Jahreszahl 1800 wurden von 1800 bis 1809 durchgehend mit derselben Jahreszahl (eben 1800) geprägt.

Daher wurden in Salzburg, das => 1805 zusammen mit Berchtesgaden dem neuen Kaisertum Österreich zugeschlagen wurde, diese Münzen ab 1806/07 mit dem Münzstättenzeichen D geprägt.

Einzige Abweichungen bezüglich der Jahreszahl bei diesen Münzsorten waren die Prägungen mit der Jahreszahl 1801 F (3 Kreuzer)und 1803F (3 und 6 Kreuzer) der Münze Hall in Tirol

Autor:  Eisbein [ 15. Jan 2016, 20:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 3 Kreuzer 1800 D

Vielen Dank für die Auskunft!!

Aber welchen Sinn hat dann eine Jahreszahl auf der Münze? Kann man diese Dekrete wo nachlesen?

lg

Christian

Autor:  KarlAntonMartini [ 16. Jan 2016, 02:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 3 Kreuzer 1800 D

Die Dekrete könntest du hier vermutlich online finden: http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?apm=0&aid=pgs
Wenn nicht, stehen die Gesetzessammlungen in jeder größeren Bibliothek in Österreich zur Verfügung.

Es ist nicht unüblich, daß das auf Münzen geprägte Jahr nicht das Jahr der Herstellung ist, sondern das Jahr, in dem die gesetzliche Grundlage entstand, der Herrscher den Thron bestieg oder verstarb. Bekannte Beispiele: BRD ab 1950-1965, Maria-Theresien-Taler.

Grüße, KarlAntonMartini

Autor:  zwanzger [ 16. Jan 2016, 11:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 3 Kreuzer 1800 D

Servus Eisbein,

es ist absolut nicht unüblich, wie KarlAntonMartini schon bemerkt hat, das die aufgeprägte Jahreszahl einer Münze nicht mit deren Ausgabejahr(en) korrespondiert.

Die Gründe hierfür können verschiedenster Natur sein (Kostenersparnis, vertrauenserweckende Maßnahmen bei der Bevölkerung, Prägung auf Vorrat, Gefälligkeitsprägungen, usw. usw. usw…………).


Hier einige Beispiele:

• Die Viertel-, Halb- und ein Kreuzerstücke Österreichs (J.182, J.183, J.184)mit der Jahrzahl 1816. Diese Münzen wurden von 1816 (unter Kaiser Franz I.) bis 1852 (Kaiser Franz Josef I.) mit derselben Jahreszahl durchgehend weiter geprägt.

• Die Halbtaler (J.289) und Talerstücke (J.290) Kaiser Franz Josefs I. mit den Jahreszahlen 1848 bis 1851 sind erst auf Veranlassung des damaligen Finanzministers Andreas Freiherr von Baumgartner im Jahr 1852 geprägt worden. Der Grund hierfür: bei der Thronbesteigung des jungen Franz Josef inmitten der Revolutionswirren 1848/49 dachte niemand daran, Münzen mit Bildnis und Titel auf den neuen Landesherrn auszugeben. das wurde eben erst 1852 damit sozusagen nachgeholt.

• Die Goldanlagemünzen (Bullionmünzen) Österreichs mit den Jahreszahlen 1892,1912 und 1915 (4 Gulden, 8 Gulden, 10 Kronen, 20 Kronen, 100 Kronen, Dukaten und 4 Dukaten), werden von der Österreichischen Nationalbank bis heute ausgegeben (offizielle Neuprägungen).

• Das 50 Reichspfennigstück des Dritten Reiches von 1935 (J.368), das auf Vorrat geprägt, und erst 1939/40 ausgegeben wurde, um gleichzeitig die 50 Reichspfennig aus Nickel (J.324 und J.365) einzuziehen (Kriegswirtschaft).

Diese Liste ließe sich noch um viele weitere Beispiele ergänzen, ich hoffe jedoch, Dir damit ein bisschen weitergeholfen zu haben.

Autor:  Eisbein [ 16. Jan 2016, 17:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 3 Kreuzer 1800 D

Vielen Dank für die Antworten.

Wirklich interessant, das ganze, hab noch nie so darüber nachgedacht. Das Datum von den offiziellen Nachprägungen (Kronen, MT-Taler) hat mich nie verwundert, da ja Nachprägungen und nicht original. Ich kannte Prägungen ohne Jahr (Wolf Dietrich, Salzburg) und hab mich ein bisserl gewundert, ob das ok ist, wenn eine Münze 2015 ausgegeben wird, auf der 2016 steht (5 Euro). Danke auch für den Link, hab zwar das betreffende noch nicht gefunden, dafür andere, teilweise skurril anmutende Verordnungen!

lg

Christian

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