Liebe Freunde!
Ich möchte euch heute - nachdem meine Silber-Gedenkmünzen ausgiebig gebadet haben - eine Münze mit dem Avatar des Klosterschülers zeigen.
Nicht nur, dass ich das Stiftsgymnasium in Kremsmünster besucht habe und mich daher mit diesem Ort viel verbindet, ich durfte den Kelch (bevor er mir vom heutigen Abt von Stift Altenburg hurtig wieder abgenommen wurde) auch einige Minuten in Händen halten
Jedenfalls ist dieser Kelch schon aufgrund seiner Göße ein unheimlich beeindruckendes Gefäß.
Die Abbildung auf der Münze nach einem Entwurf von Kurd Bodlak trifft den Kelch sehr gut, die aufgenieteten Nielloplatten sind ebensogut erkennbar wie die Umschrift und die Ornamente.
Dateianhang:
ANK092_Kremsmuenster_1977w.jpg [ 137.99 KiB | 13123-mal betrachtet ]
Ich erlaube mir, die Beschreibung des Kleches von der Homepage des Stifts wiederzugeben:
Zitat:
Das wohl kostbarste Stück agilofingischer Schatzkunst, das den Untergang der freien Bayrischen Herzöge überdauert hat, ist der nach seiner Fußumschrift benannte Tassilokelch, der in Kremsmünster so eng mit der Stiftstradition verwachsen ist, dass er unabhängig von seiner Entstehung hier gleichsam im Rang einer Reliquie die Stiftsmitglieder an ihren Stifter rückzubinden vermag.
Die Kelchumschrift: + TASSILO DUX FORTIS + LIUTPIRC VIRGA REGALIS nennt neben Tassilo als dem tapferen Herzog (der Bayern) auch seine Frau, Liutpirc aus königlichem Stamm (eine langobardische Prinzessin). Das zweiteilig geschmiedete Kupfergefäß mit aufgenieteten Silbermedaillons zeigt an der Cuppa Christus als den zum Gericht wiederkehrenden Weltenrichter auf dem Thron mit der Buchrolle des Lebens in der Hand, umgeben von den Evangelisten und ihren Symbolen, die in der apokalyptischen Literatur den Wesen am Thron des Lammes entsprechen. Die Brustmedaillons am Fuß des Kelches sind bis auf Johann Baptist nicht eindeutig zu lesen, auch wenn ihnen Namenskürzel beigegeben sind (J(ohann) B(aptist); MT; PT; TM). Die Silbermedaillons sind durchgängig in Niellotechnik verziehrt, die verbleibenden Kupferzwickel und –Bordüren des Kupferkorpus graviert und vergoldet. Diese gravierten Ornamente wechseln zwischen Bandwerk- und Drachenornamentik, dazwischen treten aber auch immer wieder antikisierende Floralornamente auf, die stilistisch während der Regierungszeit Tassilos kaum nördlich der Alpen vorstellbar sind. Diese Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass es sich bei diesem Becher um eine langobardische Arbeit aus den 60er Jahren des 8. Jahrhunderts handeln könnte, möglicherweise um den Hochzeitsbecher Tassilos und seiner Frau.
Der Kelch wird bei der Abtwahl im Kloster als Wahlurne verwendet, was noch auf die Tradition des Stiftungsbechers verweist, in der er seit dem 16. Jahrhundert beim Stiftertag verwendet wurde, indem nach Verlesen des Stifterbriefes vom Abt den Gästen bei Tisch gereicht wurde. Abt Albert Bruckmeier ersetzte diese Tradition durch eine Umwidmung als eucharistisches Gefäß ebenda am Stiftertag sowie bei der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag der Karwoche.
Euer Klosterschüler