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Goldgulden aus Judenburg
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Seite 1 von 4

Autor:  taurisker [ 17. Mai 2010, 10:39 ]
Betreff des Beitrags:  Goldgulden aus Judenburg

RDR Herzogtum Steiermark Hzg. Albrecht II. (1330-1358) Goldgulden o.J. Judenburg
Av. DUX . ALBERTVS Florentiner Lilie
Rv. S . IOHANNES . B Bindenschild, enface stehender Johannes der Täufer mit Kreuzstab in der Linken, die Rechte erhoben
3,54g Koch CNA E1 Variante c
Ex: Mag. Prager

Der Judenburger Goldgulden ist die erste (und einzige mittelalterliche) Goldprägung in Österreich. Als Vorbild diente der Fiorino d'Oro, der Goldgulden aus Florenz der seit 1252 geprägt wurde. In österreichischen Urkunden beginnen sich ab etwa 1330 Geschäftsabschlüsse mit florentiner und ungarischen Goldgulden zu mehren. Die ersten Goldgulden auf österreichischem Boden wurden von Herzog Albrecht II. ab ca. 1350 im steirischen Judenburg geprägt, das sich gerade im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts zu einem bedeutenden und mächtigen innerösterreichischen Wirtschaftszentrum entwickelte und vor allem für den venezianischen Handel bedeutsam war.

Das Gold für die Judenburger Guldenprägung kam aus den Hohen Tauern (wo die Salzburger Erzbischöfe die Bergrechte besaßen, diese jedoch meist an private Gesellschaften verpachtet hatten) und vor allem durch den Edelmetallhandel der reichen Judenburger Händler und Bürger. Wann genau die Goldprägung in Judenburg begann ist unsicher, es wird angenommen, dass die österr. Goldmünzenprägung um die Mitte des 14. Jhdts begonnen hat. 1368 werden Judenburger Goldgulden genannt, jedoch ist schon 1360 von einer "Moneta in Judenburga" die Rede (MÖNG Bd. X 1958 S. 137).

Eine umfangreiche Guldenprägung der österreichisch-steirischen Herzöge war die Albrechts II. Bei seinem Nachfolger, Herzog Rudolf IV. (1358–1365), ist bereits ein deutlich schwächerer Prägeausstoß festzustellen. Auch Rudolf führte den Florentiner Typus vorerst unverändert weiter, stellte dann jedoch auf einer zweiten Emission die Anfangsbuchstaben seines Namens neben die Figur des Täufers ein typologisches Detail, das wohl aus der parallellaufenden Pfennigprägung in Wien und Graz übernommen wurde. Unter Albrecht III. (1365–1395) erfolgte schließlich die Umstellung der österreichischen Gulden mit einer Darstellung des Wappens Österreichs und der Steiermark auf dem Avers. Der Umfang der Guldenprägung Albrechts III. war sehr gering, und musste, vermutlich wegen mangelnder Rentabilität der Goldbergwerke, gegen Ende des 14. Jhdts wieder eingestellt werden.

Dateianhänge:
jdbg_avgulden.jpg
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Autor:  Klosterschueler [ 17. Mai 2010, 17:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Hallo mein lieber Taurisker!

Da ist dir ja wirklich ein schönes Stück in's Netz gegangen :whow:

Klosterschüler

Autor:  biatec [ 17. Mai 2010, 18:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Gratuliere Dir herzlich lieber Taurisker.

Jetzt ist mir klar warum Du Dich bei der Numismata plötzlich rar gemacht hast.

Eine besondere Münze zu der Du sicher einen ganz speziellen Bezug hast.

LG

biatec

Autor:  taurisker [ 17. Mai 2010, 21:01 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

biatec hat geschrieben:
Jetzt ist mir klar warum Du Dich bei der Numismata plötzlich rar gemacht hast.

Eine besondere Münze zu der Du sicher einen ganz speziellen Bezug hast.

Ja lieber biatec, ich muss mich nochmals bei der Runde entschuldigen, dass ich da untergetaucht bin :mrgreen: ich hatte drei Händler ausfindig gemacht bei denen jeweils ein Exemplar im Angebot war, da musste ich ein wenig checken ... den schönsten davon habe ich mir dann angelacht, tut mir leid dass sich das Manöver mit unserem geplanten Treffen so ungünstig überschnitten hat ... und ja, mit dieser Münze ist für mich ein numismatischer Wunsch mit ganz speziellem Heimatbezug in Erfüllung gegangen!

LG
taurisker

Autor:  Klosterschueler [ 17. Mai 2010, 21:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Lieber Herfried!

Bei dem Münzlein sei dir alles verziehen :D
Sonst auch noch beute gemacht? MM sprach etwas von Kelten...

Olaf

Autor:  taurisker [ 17. Mai 2010, 21:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Klosterschueler hat geschrieben:
Bei dem Münzlein sei dir alles verziehen :D
Sonst auch noch beute gemacht? MM sprach etwas von Kelten...

... danke euch allen für das Verständnis!
Nein lieber Olaf, keine weiteren Beutestücke, sonst habe ich zwar einige schöne Münzen gesehen die mich durchaus gereizt hätten, aber bei den Kelten habe ich leider nur wenig interessante Stücke entdeckt zu ziemlich abgehobenen Preisvorstellungen, da war das Angebot für mich eher enttäuschend.

LG

Autor:  taurisker [ 19. Mai 2010, 18:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Die Judenburger Goldprägung des Mittelalters beschäftigt mich bereits geraume Zeit ... es begann mit der Landesausstellung Steiermark 1989 mit dem Thema "Menschen+Münzen+Märkte" im mittelalterlichen Städtchen Judenburg ... es war eine der am großartigsten bestellten Landesaustellungen und sie vermittelte dem Besucher umfangreiche Einblicke in ein historisches mittelalterliches Sozial-, Stadt- sowie Wirtschaftsgefüge; Judenburg war speziell im 13. und 14. Jhdt eine wichtige Handelsstadt die intensive Kontakte mit Venedig und dem gesamten oberitalienischen Raum pflegte ... aus Venedig wurden feine Handelswaren nach Österreich verbracht, die reichen Kaufleute aus Judenburg lieferten ihrerseits u.a. große Mengen an dem in Italien damals besonders begehrten Speik (eine ausschließlich in speziellen Alpenregionen vorkommende niedere Hochgebirgspflanze, deren ätherischer Inhaltsstoff in der Seife- und in der Parfumproduktion verwendet wurde).

Anlässlich der Landesausstellung 1989 wurde von der Stadt Judenburg eine streng limitierte Neuauflage des seltensten Goldguldens unter Albrecht III. von der Münze Österreich bestellt. Auflage des Goldguldens war auf 1000 Exemplare limitiert und auf einem Beiblatt registriert, die Prägung deckt sich 1:1 mit dem Original unter Albrecht III. (einziger Unterschied: Goldpunze und Jahreszahl), es gibt den Goldgulden als NP auch in Sterlingsilber und Bronze (konnte man sich bei der Ausstellung nach traditioneller Art am Münzstock selbst schlagen). Die Goldserie wurde mittels alter Prägetechnik hergestellt, in wertvoller Freiprägung. Die Qualität dieser Guldennachprägung ist daher ähnlich wie bei den Originalen aus dem Mittelalter, jedes Stück ist für sich einzigartig, eben bedingt durch die Prägetechnik.

Av. Kreuz ALBERTVS D G DVX AVSTRIAE links der österreichische Bindenschild und rechts der steirische Wappenschild, darüber zwei und unten ein Sternchen
Rv. Stern S IOHANNES B stehender hl. Johannes der Täufer mit Kreuzstab in der Rechten, die Linke erhoben, im Feld links zwei und rechts drei Sternchen, zwischen den Beinen des Heiligen Goldpunze und Jahreszahl 1989
20mm 3,51g Koch CNA E 4 A Tafel 82, NP 1989
Das A im Kreis bedeutet Hauptmünzamt Wien.

Dateianhänge:
guldenju_np1989.jpg
guldenju_np1989.jpg [ 59.88 KiB | 16684-mal betrachtet ]

Autor:  payler [ 21. Mai 2010, 14:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Gratuliere, ein sehr schöner Fang!

Autor:  otakar [ 10. Jun 2010, 21:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Ja, so einen Goldgulden hätte ich auch gerne. Bei Lanz wurde vor etwa einem Jahr einer versteigert, da war ich leider zu schwach auf der Brust. Übrigens: es stimmt, dass der Judenburger Goldgulden die erste mittelalterliche Goldmünze in Österreich war, die einzige war er nicht. Unter Friedrich V. (III.), den man allgemein noch dem Spätmittelalter zuordnet, wurden ab 1467 Goldgulden und Dukaten in Wien, Wr. Neustadt und Graz geschlagen. Vergl. dazu CNA Fa 18, 20, 31, 40, 41, und 42; Fb9 und 21.
Grüße aus Oberösterreich an unser (teilweises) "Mutterland" Steiermark.
OTAKAR

Autor:  taurisker [ 14. Jun 2010, 19:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Goldgulden aus Judenburg

Kleine Schnitzeljagd ... wo, im Forum, findet sich der Judenburger Goldgulden als "Aushängeschild"??

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